99
Weiße von Palmen gesäumte Strände, Boulangerien, die täglich wunderbar frische Croissants und Baguettes und jede Menge Törtchen anbieten, Supermärkte, mit einer riesigen Auswahl an guten Weinen und sehr viele Distillerien, in denen man den einzigen karibischen Rum produziert, der mit dem Schutzsiegel AOC versehen ist. Martinique ist sicher. Auch als Frau alleine unterwegs habe ich mich nie unwohl gefühlt. Das Leitungswasser ist (wenn man das möchte) trinkbar und es gibt ein sehr gutes Versorgungsnetzwerk aus Krankenhäusern, Ärzten und Apotheken.
Und doch ist dieses Paradies nicht ohne Tücken. Diese 5 Tipps können vielleicht helfen, sich ein bisschen besser auf die Insel vorzubereiten.
Im Juli ist auf Martinique und Guadeloupe Regenzeit
Das heißt 31 Grad tagsüber, 24 Grad nachts und durchschnittlich 13 Tage Regen. Das ist nicht schlimm, es regnet kurz, die Luft kühlt sich ein wenig ab, dann scheint wieder die Sonne. Diese Regengüsse sorgen eben gerade dafür, dass die Insel unglaublich grün und voller wundervoller Blumen ist. Allerdings ist ab Juni bis Ende November auch Hurrikan-Saison. Meistens drehen die Hurrikane noch auf dem Meer nach Norden ab und treffen gar nicht auf das Land. Dieses Jahr 2024 war das anders, »Beryl« erreichte am 1. Juli 2024 eine Geschwindigkeit von bis zu 241 km/h und entsprach damit einem Hurrikan der Kategorie 4. Er richtete einige Schäden an zwei Küstenorten auf Martinique an. Reisenden wird daher empfohlen, täglich den Wetterbericht zu checken.
Regenzeit heißt aber auch Nebensaison. Das heißt nicht, dass es günstiger ist, sondern nur, dass viele Restaurants, Geschäfte und Strandbuden geschlossen sind. Abends und nachts waren selbst in Fort de France und Pointe-à-Pitre manchmal die einzigen Menschen auf der Straße auf der Suche nach einem netten Restaurant.
Ohne Auto geht auf Martinique und Guadeloupe im Juli nichts
Es gibt eine topmoderne App, über die man Strecken recherchieren und Tickets für die Busse kaufen kann. Das war es aber auch schon was den ÖPNV angeht. Leider funktionieren die Scanner in den Bussen nicht immer und ich habe selten so unfreundliche Busfahrer erlebt wie hier. Das Streckennetz an sich ist ziemlich mau. Es gibt Busse, die innerhalb der Hauptstädte Fort de France bzw. Pointe-à-Pitre und von dort in die verschiedenen Regionen fahren, aber zuverlässig sind diese nicht. Wir haben oft in der brütenden Hitze auf einen Anschlussbus gewartet, der gut 90 Minuten Verspätung hatte. Ohne Auto ist man also ziemlich aufgeschmissen, insbesondere wenn man ein wenig mehr von den Inseln sehen möchte, wie zum Beispiel den botanischen Garten oder die vielen, sehr spannenden Rumdistillerien.
Appartement statt Hotel
Richtig gute und dabei bezahlbare Hotels sind rar gesät, die Preise für ein Doppelzimmer fangen oft bei 200 an. Dafür bekommt man etwas mit einer durchschnittlichen Booking-Bewertung von 7,5. Wenn es wirklich schick sein soll, startet man bei 300 Euro. Oder bucht sich in den Club Med ein. Dann braucht man zwar keinen Mietwagen, kriegt aber auch sonst nicht wirklich was von der schönen Insel mit.
Die meisten Menschen, die auf Martinique Urlaub machen, nehmen sich daher ein Apartment. Davon gibt es viele und die sind auch oft sehr gut ausgestattet. Aber vor Ort ist es oft zu spät, viele sind dann schon ausgebucht. Würde ich nochmal in der französischen Karibik Urlaub machen, würde ich alle Stationen schon im Vorfeld buchen und nicht, wie wir sonst und auch dieses Mal gereist sind, erst spontan vor Ort entscheiden, wo wir als nächstes hin wollen und dann erst vor Ort eine Unterkunft suchen.
Die Hauptmahlzeit ist hier das Mittagessen
Der Martiniqueurlauber an sich frühstückt ein Croissant auf dem Balkon, packt sich Proviant in eine Tupperbox, schnappt sich ein Handtuch oder eine Decke und fährt dann an den Strand. Fast alle Strände sind öffentlich. Am „schönsten Strand von Martinique“ gab es nachmittags keine Möglichkeit, sich gemütlich irgendwo hinzusetzen und etwas zu trinken. Es gibt wenige Strandbuden, die meisten haben im Juli geschlossen. Die, die geöffnet sind, lassen nur Gäste rein, die auch etwas zu Mittag essen. Und das ist teuer.
Die Küche auf Martinique ist toll. Französisch mit karibischen Einschlägen oder vielleicht auch umgekehrt, das weiß ich nicht so genau. Wer es richtig machen möchte, isst drei Gänge inklusive Weinbegleitung und zum Schluss einen Ti Punch. Das ist dann richtig teuer. Wer morgens zu Hause gut frühstückt und dann sich mittags irgendwo hinsetzen und in einem Restaurant oder auch nur einer Strandbar etwas trinken möchte, hat hier keine Chance. Nirgendwo.
Wer wirklich etwas über die Geschichte der Inseln erfahren will, fängt am besten in einer Rumdistillerien an
Anders als auf anderen Karibikinsel, entsteht der sogenannte „Rhum agricole“ nicht aus Melasse, sondern aus frischem Zuckerrohrsaft. 11 Distillerien kann man besichtigen, 5 haben wir geschafft. Die meisten Distillerien bieten keine Führungen auf Englisch an, stattdessen bekommt man einen Zettel in die Hand gedrückt und kann einige Stationen ablaufen. Oder es stehen Schilder mit ein paar grundlegenden Informationen rum.
Zum Teil sind die gut erhaltenen bzw. restaurierten Herrenhäuser zu kleinen Museen umgebaut und geben einen interessanten Einblick in die Geschichte der Insel und der Rumkultur.
Die meisten Besichtigungen sind kostenlos, auch das Tasting zum Schluss. Alles kann probiert werden, soviel man möchte. Da man kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln dort hin kommt, können das natürlich nur die Beifahrer wirklich nutzen. Am besten hat mir die Besichtigung von Clement gefallen, dort gab es eine App mit Audiobeiträgen (in verschiedenen Sprachen). Der Eintritt kostet inklusive Tasting 13 Euro.
Es gibt ein paar weitere Möglichkeiten, etwas über die Geschichte der Insel zu erfahren (die Bibliothek in Fort de France, ein Museum in Pointe-à-Pitr, ein paar Ruine, ein paar Denkmäler), aber die fand ich eher enttäuschend und wenig ergiebig. Einzige Ausnahme und absolute Empfehlung das MACTe Museum in Pointe-à-Pitre https://memorial-acte.fr/.
Würde ich noch einmal Urlaub auf Martinique und Guadeloupe im Juli machen? Vermutlich nicht.
Es war traumhaft, wir haben es uns schön gemacht und ich bin sehr erholt zurück gekommen. Hätte ich ein paar Dinge vorher gewusst, wäre es sicherlich noch besser gewesen. Es ist meiner Meinung nach genau das richtige Reiseziel für französischsprachige Touristen, auch solchen mit Kindern, die einen tollen karibischen Strandurlaub genießen, selbst kochen und ab und zu gut essen gehen wollen.
Für Spontanreisende mit Rucksack, die gerne ausgiebig spät frühstücken, mit öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs sein wollen und am Strand am liebsten in einer schicken Strandbar einen Cocktail trinken möchten, sind Martinique und Guadeloupe im Juli einfach nicht das richtige Reiseziel.