Von wegen Bielefeld gibt es gar nicht! Letzten Samstag fand in der Stadthalle der Mode- und Textilstadt der Bielefelder Catwalk 2016 statt, auf dem 11 ortsansässige Designerinnen ihre Kollektionen zeigten. Cerstin und ich waren eingeladen.
Puddingtown
Friederike von Müller (Puddingtown) machte den Auftakt mit 33 Looks. Von ihr lässt sich lernen, was das Gegenteil von aufgebrezelt ist. Eben: cool. Sachliche Silhouetten treffen Pailletten- und Seidenstoffe. Die so entstehenden Brüche machen die Outfits glamourös, aber in Kombination mit Jeans und Turnschuhen können sie durchaus auch im Büro getragen werden. Ergänzt wird die Linie durch schmale Mäntel (absoluter Hingucker: Leoprint auf Neopren!), Kostüme und Hosenanzüge. Wir waren uns einig: Das brauchen wir alles!
Atelier D
Suncana Dulic von Atelier D nennt ihre Kollektion „Urban Warfare“. Sie ließ in Zusammenarbeit mit dem Medienkünstler Patrick Houben Fotografien von Hochhäusern auf Viskosejersey drucken. Entstanden sind interessante Prints in Schwarz-Weiß, die die Designerin mit hohem künstlerischen Anspruch realisiert hat. Die figurbetonten Architektur-Kleider mit schmeichelhaften Drapierungen sind keinesfalls nur Berufskreativen vorbehalten. Kombiniert mit einem schwarzen, schlichten Shirt werden sie im Nu zu Allround-Talenten.
Carlay´s & Dogfashion
Bei Carlay´s & Dogfashion sind Hunde die Hauptdarsteller. Sie trugen Regenkleidung aus wetterfestem Material und kleine Steppmäntel zu karierten Schlägermützen. Selbstredend stets im Partnerlook zum Herrchen oder Frauchen. Den Auftritt auf dem Laufsteg absolvierten sie im Übrigen so lässig, als hätte Heidi Klum höchstselbst sie gecoacht.
Maria Grefe
Leise, zurückhaltend und zugleich subtil verführerisch sein. Maria Grefe beherrscht die Königsdisziplin der Schneiderkunst. Sie zeigte hochgeschlossene Kleider in Dunkelblau, bei denen kleine Cutouts etwas Haut hervorblitzen lassen. Dazu leichte, kastige Mäntel zu schmalen Hosen und kurze Seidenblusen zu Hosen mit weitem Bein. Keine Muster, keine Verzierungen, dafür sehr cool und sehr erwachsen.
A chapeau
Sidrick Assala kam gut gelaunt in anthrazitfarbenen Shorts, schwarzen Kniestrümpfen und schwarzer Frackjacke daher, eskortiert von einer blonden Matrosin mit 2 Meter langen Beinen und einem Knopfaugen-Kind. Sein Label A chapeau war wie immer ein Stimmungs-Booster. Die farbenfrohen Kleider sind mit Gags wie Knopfleisten an einer Schulter oder tiefem Rückenausschnitt mit Goldkettchen geradezu gespickt.
Susanne Adam von Haken
Susanne Adam von Haken zeigte chanellige Statement-Röcke zu gut sitzenden, weißen Blusen, Kastenjäckchen und kurze Mäntel sowie eine kleine Cocktail-Kollektion in Schwarz-Beige. Eine sehr erfrischende Zutat: Bei ihr hatten die Füße der Models freie Wahl. Fast alles war erlaubt, sogar barfuß.
tragbar
Das Kontrastprogramm liefert „tragbar“. Das Tolle an diesem Defilee war, dass es auf der Leinwand stattfand, in einem geheimnisvollen Film mit sehr ansprechenden Bildern.
Rieth –Couture
Bei der Show von Rieth –Couture denkt man, dass es eigentlich doch schade ist, dass man seinen Alltag am Schreibtisch verbringt und kein Leben auf gehobenen Cocktail-Parties hat. In ihren Kreationen könnte man sich perfekt Handküsse geben lassen und Drinks entgegennehmen. Als Erste schickte Tanja Rieth ihr Plus 40-Hausmodel im kurzen, roten Paillettenkleid auf den Runway – ein Statement, das wir sehr mochten.
Angie Holste
Sonst noch was Neues? Aber ja, Accessoires! Angie Holste fertigt originelle Taschen, Beutel und Etuis. Im Flüsterton wollen wir auch das Kettchen erwähnen, das eine dominante Dame dem Herrn ihrer Wahl um den Hals legen kann. Nach unserer Auffassung wäre das vielleicht besser auf einer Modenschau auf der Reeperbahn platziert gewesen.
m512
Rebekka Tegtmeier macht in ihrer Manufaktur m512 extravagante Schals, Capes, Gürtelvariationen und Stulpen mit Manschetten. So gut, dass wir sie gerne demnächst extra vorstellen würden.
Herzlichen Glückwunsch allen Teilnehmern für die tolle Show und an Vera Wiehe (WEGE) für die Organisation der Veranstaltung. Wir freuen uns auf die nächste Event, den Modetalk mit Barbara Vinken am 15. September in der Ravensberger Spinnerei. Thema: Macht und Mode – Warum trägt der Teufel Prada?
(Fotos: Cerstin Henning)