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Da isses! „Exil im Paradies“

Exil im ParadiesTusch und Trommelwirbel!!! Mein neues Buch „Exil im Paradies“ ist da! Das erste Exemplar kam letzte Woche mit der Post bei mir an. Ich freue mich sehr und bin gespannt, was Sie dazu sagen werden.

Die Geschichte des Buches begann am Telefon. Wenn ich mit meiner Freundin Monica in den USA spreche, geht es immer auch um Bücher. „Lies die Autobiographie von Salka Viertel“, sagte sie. „Eine unglaubliche Frau.“

Die weltgewandte, 8 Sprachen sprechende Österreicherin mit jüdischen Wurzeln geht 1928 mit Mann und drei kleinen Kindern nach Hollywood und freundet sich eng mit Greta Garbo an. Salka wird eine der erfolgreichsten Drehbuchautorinnen. Sie ist stolz darauf, mehr Geld zu verdienen als ihr Mann und auch ihre in Europa lebenden Verwandten unterstützen zu können. Mit 40 Jahren beginnt sie eine Affäre mit dem halb so alten Sohn von Max Reinhardt. !0 Jahre sind sie zusammen, bis einer das Herz des anderen bricht.

Salka etabliert in ihrem Haus in Santa Monica einen Salon. Die sonntäglichen Treffen werden zu einem Geheimtipp, jeder vom Hollywoodstar bis zur Millionärsgattin aus Pasadena möchte dabei sein, denn bei Salka geht es europäisch kultiviert und kalifornisch ungezwungen zu. Billy Wilder stellt das Schachbrett auf und beginnt eine Partie mit Marlene Dietrich. Arnold Schönberg und Charlie Chaplin messen sich bei einer Partie Tischtennis. Andere legen Schallplatten auf und tanzen Shimmy oder Tango. Höhepunkt der Sonntage ist stets ein vergnüglicher Wettbewerb, bei dem die Gäste mit Dartpfeilen auf das Konterfei Adolf Hitlers zielen.

Immer mehr deutschsprachige Emigranten sind unter Salkas Gästen, darunter fünf außergewöhnliche Frauen mit ihren Ehemännern, allesamt berühmte deutschsprachige Schriftsteller. Und damit kommen wir zu meinem Buch.

Darum geht es in „Exil im Paradies“

Zwischen 1940 und 1945 sind Marta Feuchtwanger, Nelly Kröger-Mann, Katia Mann, Alma Mahler-Werfel und Helene Weigel Salkas Nachbarinnen. Zuhause in München, Berlin und Wien haben sie an der Seite ihrer weltberühmten Ehemänner ein privilegiertes, großbürgerliches Leben in Häusern voller Kunst und Musik geführt. In Kalifornien sind sie Flüchtlinge, einige von ihnen mit nichts als dem, was sie am Leibe tragen. Für die Neuankömmlinge geht es ums Überleben. Alle sind von der Sehnsucht nach der verlorenen Heimat geplagt. Keine hat sich gewünscht, Europa zu verlassen. Das Missverhältnis zwischen der sonnigen Sorglosigkeit am Pazifik und den schrecklichen Nachrichten vom Kriegsschauplatz zu Hause ist für sie nur schwer auszuhalten.

Los Angeles bietet ihnen Sicherheit und Sonne, azurblaues Meer und Traumstrände, doch ein Paradies ist es für die großbürgerlich geprägten Emigrantinnen nicht. Sie sehen schnurrgeraden Straßen ohne Bürgersteige, Billiardhallen und Drugstores; es gibt sogar Restaurants in der Form eines Huts; an jeder Straßenecke stehen Telefonmasten und im Wasser sogar Ölbohrtürme. Eine fremde Welt ohne urbanes Zentrum, ohne Kaffehäuser und intellektuelle Zirkel.

Nelly kommt mit großen Erwartungen an den amerikanischen Traum in die Stadt der Engel und scheitert. Sie hatte schon vor der Flucht ein Alkoholproblem: der Druck des Exils führt zusätzlich zu einer Medikamentenabhängigkeit. Trotz enormer Anstrengungen gelingt es ihr nicht, am Pazifik Fuß zu fassen. Nach mehreren Alkoholexzessen wird sie sogar zum Opfer der Arroganz der elitären Exilbohème. Thomas Mann lehnt die uneheliche Tochter eines Dienstmädchens, die in Berliner Bars als Animierdame gearbeitet hat, als Schandfleck der Familie ab. Zeit seines Lebens kann er es nicht über sich bringen, den Namen seiner Schwägerin auszusprechen. Für ihn ist sie die „schreckliche Trulle“, für die unerbittliche Katia gar „das Stück“.

Nelly kann nicht gut wirtschaften. Sie kauft Autos und Möbel und verpfändet sie, bevor sie abgezahlt sind. Nach mehreren Vorstrafen wegen Trunkenheit am Steuer fürchtet sie, ins Gefängnis zu kommen. Ihr fünfter Selbstmordversuch ist tödlich. Das Taxi mit der sterbenden Frau wird von einem Krankenhaus zum anderen geschickt. Man will sie nicht behandeln, weil der alte Mann neben ihr in zerbeulter Hose und abgewtztem Hemd so aussieht, als könne er die Rechnung nicht bezahlen.

Helene, vor ihrer Flucht eine der bekanntesten Schauspielerinnen Berlins, eine durch und durch emanzipierte Frau, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, verliert in der Emigration ihr Publikum und jedwede Arbeitsmöglichkeit. Damit gerät sie in die Abhängigkeit Bertolt Brechts, des Vaters ihrer Kinder. Der Schriftsteller hat einen elastischen Charakter, er kann viele verschiedene Leben mit vielen verschiedenen Frauen leben. Bei der Ankunft in Los Angeles gehören zum Brecht-Tross Helene, Brecht, die zwei Kinder und Brechts Geliebte Ruth Berlau. Seine zweite Geliebte ist auf der Flucht gestorben.

Für Helene ist das Dreiecksverhältnis unerträglich. Sie hofft auf Arbeitsmöglichkeiten in der Filmindustrie. Erstaunt stellt sie fest, dass alle Schauspielerinnen in Hollywood die gleichen Löckchen haben, zum gleichen Zahnarzt gehen und die gleichen figurbetonten Kleidchen tragen. Sie selbst strahlt kein bisschen weibliche Gefälligkeitsbereitschaft aus. Mit strähnigen Haaren, in ungebügelten Hosen und selbstgenähten Jacken und ungeschminkt geht sie zu den Castings. Das ist zu viel Avantgarde für die Studiobosse. Helene erhält während ihrer sechs Jahre in Los Angeles nur eine einzige Rolle; stumm stapft sie 30 Sekunden lang durch das Bild.

Doch sie verzagt nicht; tatkräftig und zupackend bildet sie Netzwerke und schafft, wie auch Katia, Marta und Alma, mit enormem Einsatz in einer fremden Welt eine neue Heimat und unterstützt ihr schreibenden Ehemann bei der Arbeit.

Es geht um Verliererinnen und Gewinnerinnen, Demütigung und Triumph, ungeheuren Mut und die Zerbrechlichkeit des Lebens. Ich erzähle, was für die Frauen Glück bedeutet und welche Rolle die Liebe in ihrem Leben spielt. Wie man die innere Kraft entwickelt, um schwere Verluste und seelische Schmerzen zu überwinden, wie man zuversichtlich bleibt, wenn es keine Sicherheiten mehr gibt und wie wichtig Gemeinschaft mit denen ist, die ein ähnliches Schicksal teilen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn „Exil im Paradies“ auf Ihr Interesse stößt. Das Buch ist gerade erschienen.

Heute habe ich es in der Sendung „Büchermarkt“ im Deutschlandfunk vorgestellt. Hier können Sie den Beitrag anhören: https://www.deutschlandfunk.de/ursel-braun-ueber-exil-im-paradies-von-marta-feuchtwanger-bis-helene-weigel-100.html

Ursel Braun: Exil im Paradies. Von Marta Feuchtwanger bis Helene Weigel. Verlag Ebersbach&Simon. Es hat 144 Seiten und kostet 20 Euro.

Auch in meinem 2023 erschienenen Buch „Unangepasst. Künstlerinnen und ihre Kleider“ präsentiere ich außergewöhnliche Frauen. Darin erzähle ich das Leben von Josephine Baker, Helen Hessel, Georgia O´Keeffe, Frida Kahlo, Louise Nevelson und Sophie Taeuber-Arp anhand der Kleider, die sie in den wichtigsten Momenten ihres Lebens getragen haben.

Darauf freue ich mich: Am 7. Mai 2025 um 20 Uhr lese ich aus dem Buch im Botnanger Buchladen in Stuttgart. Karten können ab sofort vorbestellt werden.

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