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Starke Frauen: Francoise Gilot – die Frau, die Nein zu Picasso sagte

Picasso malte sie als Blume mit blauem Stengel und grünen Blättern. Zehn Jahre lang war die Malerin seine Geliebte. Sie ist die Mutter seiner Kinder Claude und Paloma. Am Wochenende feierte sie in New York ihren hundertsten Geburtstag.

Sie lernt ihn 1943 in Paris in dem Lokal „Le Catalan“ kennen; er ist 40 Jahre älter als sie, hat eine verrückte Ehefrau, die ihn verfolgt und gleichzeitig zwei Geliebte. Sie ahnte von Anfang an, dass das nicht gut ausgehen würde. Sie lebte mit ihm in Paris und später im südfranzösischen Vallauris. In einem 2012 geführten Interview mit der Süddeutschen Zeitung bekennt Francoise Gilot: „Mit ihm zusammenzuleben bedeutete, sich ganz in seine Macht zu begeben, und bei so einem mächtigen Menschen ist das unerträglich. Ich wusste, es würde auf eine Katastrophe hinauslaufen, aber eine Katastrophe, die zu leben sich lohnen würde.“

Für Picasso gibt es nur zwei Arten von Frauen: Göttinnen und Fußabstreifer.

Gilot ist für ihn eine Göttin, wenigstens ein Mal. Als sie mit Paloma schwanger ist, reist Picasso zu einem Friedenskongress nach Warschau. Er will nur ein paar Tage dort sein und verspricht, ihr jeden Tag zu schreiben. Stattdessen lässt er seinen Fahrer die Telegramme verfassen und bleibt vier Wochen fort. Als er zurückkommt, fragt er sie grinsend, ob sie sich freue, dass er wieder da sei. Sie gibt ihm eine Ohrfeige, und von da an schreibt er ihr täglich, wenn er fort ist. 1953 verlässt sie den dominanten und ungeheuer besitzergreifenden Großkünstler, weil ihre Liebe zu ihm erloschen ist. „Niemand verlässt einen Mann wie mich!“, schleudert Picasso ihr entgegen. Sie flieht nach Paris, die beiden Kinder nimmt sie mit. „Man muss sehen, dass sie die Einzige ist, die ihn überlebt hat“, sagt Gilots Biograf Malte Herwig. Das sei wörtlich zu verstehen: Marie-Thérèse Walter hat sich erhängt, Jacqueline Roque hat sich erschossen, Olga Chochlowa und Dora Maar sind wahnsinnig geworden.

Francoise Gilot bezahlt einen hohen Preis für die Trennung.

Galeristen, die Gilots Werke ausstellen, bedroht Picasso fortan mit Boykott. Nicht nur das. „Seine Leute sorgten auch dafür, dass nur schlechte Kritiken meiner Bilder in den Zeitungen erschienen. Aber es gab Ausnahmen: Alberto Giacometti rief mich alle zwei Wochen an und sprach mir Mut zu. Alle anderen waren wie eine Hundemeute hinter mir her. Pablo sorgte dafür, dass es in Frankreich sehr schwierig für mich wurde. Gott sei Dank stellte ich ab den späten Fünfzigerjahren auch in anderen Ländern aus.“

1964 gibt Gilot das viel beachtete Buch „Leben mit Picasso“ heraus. Es ist bis heute als scharfsichtiges Zeugnis, vor allem wegen Gilots profundem Verständnis für Picassos Schaffen, in seiner Bedeutung ungeschmälert. Er selbst hat, ebenso verbissen wie erfolglos, versucht, das weitere Erscheinen mit allen juristischen Mitteln zu verhindern. Gilot beschreibt nicht nur Picassos künstlerischen Werdegang, sondern auch seinen Umgang mit Frauen und seine Ich-Bezogenheit, seine Launen, seine Rachsucht, seine physische Grausamkeit und seinen Sadismus. Aus Rache bricht Picasso den Kontakt zu ihr und den gemeinsamen Kindern ab. Gilot geht in die USA, lässt sich in San Diego nieder und heiratet den Mediziner Jonas Salk, den Entwickler des Polio-Impfstoffs, mit dem sie von 1970 bis zu seinem Tod 1995 verheiratet bleibt.

„Das war die beste Entscheidung meines Lebens, denn damals setzten Picasso und seine Freunde alles daran, mich zu zerstören. Wenn ich hier geblieben wäre, hätte ich meine ganze Zeit damit verschwendet, gegen sie zu kämpfen, ohne dass es etwas gebracht hätte. Ich hätte mit dem Malen aufhören müssen und wäre schließlich ganz im Erdboden verschwunden. Also habe ich gesagt: Gut, amüsiert euch, mir ist egal, was ihr über mich sagt, ich bin woanders.“

Ob Francoise Gilot es jemals bereut hat, mit Picasso gelebt zu haben?

„Reue ist pure Zeitverschwendung. Außerdem ist es viel interessanter, mit einem besonderen Menschen etwas Tragisches zu erleben, als ein wunderbares Leben mit einer mittelmäßigen Person zu führen. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man seinen Frieden mit einem durchschnittlichen Menschen finden kann. Dieser Mensch wird dich auch zerstören, er wird nur mehr Zeit dafür brauchen.“

Während Gilot als Malerin in Europa lange Zeit im Schatten von Picasso, dem Heros, stand – ein Schicksal, das sie mit vielen Künstlerinnen in einer männerdominierten Kunstwelt teilt –, hat sie in ihrer Wahlheimat Amerika große Anerkennung gefunden. Sie lebt heute in New York. Und noch immer arbeitet sie. Unsere Glückwünsche gelten einer außergewöhnlichen Frau und bedeutenden Künstlerin.

Mehr über Francoise Gilot erfahren Sie in dieser Dokumentation auf Arte.

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