Ich wage zu behaupten, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, ein Land oder auch nur einen Stadtteil kennen zu lernen, als über das Essen. An jedes Land, das ich bereist habe, erinnere ich mich – auch – besonders in kulinarischer Hinsicht. Mein erstes Bulgogi in Korea, Empanadas in Argentinien, Rotis vom Straßenrand in Sri Lanka, jedes Gericht für sich eine kleine Offenbarung und ein wunderschöner Weg, darüber auch etwas über die Menschen, Gepflogenheiten, den Alltag, Traditionen ebenso wie Trends eines Landes, einer Region zu erfahren.
Eat the World bedient genau diese Tatsache mit einem tollen Konzept.
Die Idee: Stadtführer*innen spazieren mit einer kleinen Gruppe durch eine Stadt bzw. ein Stadtviertel und kehren immer wieder bei kleinen, meist familiengeführten Betrieben ein, die repräsentativ für diese Gegend sind. Dort erfährt man etwas über das Angebot, die Gründer*innen und Betreiber*innen des Lokals und bekommt kleinere und manchmal auch größere Kostproben zu probieren. Man futtert sich sozusagen durch. Besonders bei schlechtem Wetter oder wenn es kalt ist, ist das richtig toll, weil man sich zwischendurch immer wieder ein bisschen aufwärmen und verschnaufen kann. Satt wird man nicht, aber das ist meiner Meinung nach auch wirklich nicht das Ziel.
Die Betriebe werden mit großer Sorgfalt ausgesucht und auch immer wieder neu für eine Tour zusammen gestellt, von kleinen Bistros über Imbissbuden, Bäckereien, Cafés, kleinen Restaurants und Feinkostläden ist alles dabei. Zwischendrin gibt es Einblicke in die Geschichte und den Alltag des Viertels, architektonische Besonderheiten genau so wie kulturelle Highlights. Unser Guide, Matthias, wohnt schon seit vielen Jahren im Prenzlauer Berg und kannte sich wirklich aus. Der Zufall wollte es, dass zwei Personen an der Stadtführung teilnahmen, die als Kinder tatsächlich dort gewohnt haben und die ein oder andere Anekdote dazu steuern konnten, was besonders spannend war.
Meine persönlichen Highlights der Tour waren
Die Vetzgerei
Nicht jeder Mensch, der sich vegan ernährt, mag kein Fleisch. Viele verzichten aus ethischen oder ökologischen Gründen, vermissen aber trotzdem den herzhaften Geschmack eines Steaks oder einer Leberwurst. Genau das bietet die vegane „Metzgerei“ – Vetzgerei Berlin, rein pflanzlich, vor Ort handgemacht, soweit wie möglich unter Verwendung unverarbeiteter Zutaten. Wer mag kann die Gerichte der Wochenkarte sofort am großen Tisch zu sich nehmen. Der „Vurst“-Spieß, den wir probieren durften, war richtig lecker. Auch für Nicht-Veganer, die etwas Neues probieren möchten, eine absolute Probierempfehlung.
Die Vetzgerei GmbH
Raumerstraße 36
10437 Berlin
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 12-20 Uhr, Samstag 10-18 Uhr
Konnopke’s Imbiss
Klar, die Currywurst kannte ich schon. Und ehrlich gesagt finde ich sie nicht so toll. Da bin ich mit Leib und Seele Pottkind und sage nur Dönninghaus. ABER zu einer Stadtführung durch den Prenzlberg gehört sie natürlich dazu. Toll ist, dass der Guide sich nicht in die (wirklich immer wirklich lange) Schlange stellen muss, sondern einfach links davon der jungen Dame an der Theke zulächelt und zack – steht eine (kleine) Portion Currywurst Pommes vor uns. Zum Probieren reicht das völlig aus. Denn, wie gesagt, wer Currywurst essen will, sollte das im Ruhrgebiet und nicht in Berlin tun. Gehse inne Stadt, wat macht dich da satt…
Konnopke’s Imbiß
Schönhauser Allee 44B
(unter der Hochbahn)
10435 Berlin-Prenzlauer Berg
Öffnungszeiten: Montag – Freitag: 10:00 – 20:00 Uhr, Samstag: 12:00 – 20:00 Uhr
Un Fornetto
Un Fornetto heißt soviel wie „kleine Bäckerei“ oder „etwas Kleines aus dem Ofen“. Die kleine toskanische Bäckerei ist dem Bedürfnis von Ettore und Lorenzo geschuldet, auch im weit entfernten Berlin Prenzlauer Berg ein Schiacciata, so bezeichnet man Focaccia in Florenz, genießen zu können, wie man es sonst nur in Florenz bekommt. Wer einmal drin ist, kommt so schnell nicht wieder raus. Zu verführerisch sind die – oft noch ofenfrischen – Backwaren, ganz besonders die Cantuccini.
Un Fornetto
Wörther Str. 24, 10405 Berlin
Kreuz + Kümmel
In seinem Bistro nimmt Chaitanya Singh die Inspirationen der indischen Küche und interpretiert sie neu. Die Inneneinrichtung ist hell und gemütlich, für einen kleinen Snack genau so geeignet wir für ein Dinner. Alles hat einen indischen Twist, übrigens auch die Currywurst oder der Käsekuchen, und wer Lust auf neue Geschmackserlebnisse und gesunden und nachhaltigen Genuss hat, der is(s)t hier auf jeden Fall richtig.
Kreuz + Kümmel
Christburger Str. 13, 10405 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag 12.00 – 23.00 Uhr, Küchenschluß 22.00 Uhr
Die Eat the World Tour haben wir übrigens meiner wundervollen Schwägerin Christina zu verdanken.
Eine wirklich geniale Geschenkidee, egal, ob man die eigene Stadt „off the beaten track“ kennen lernen oder als Tourist ein Viertel neu für sich erobern möchte.
Wer die nachmachen möchte, findet hier alle weiteren Informationen.
Bei Bedarf bzw. Interesse besteht immer auch die Möglichkeit, eine vegetarische oder vegane Option zu bekommen.
Mittlerweile gibt es https://www.eat-the-world.com/ in vielen deutschen Städten.
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Wie wäre es mit…