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Happy 100. Geburtstag, Hildegard Knef!

Hildegard Knef
Hildegard Knef ist die Schlagersängerin mit den roten Rosen, mit den dunkel umrandeten und mit einem künstlichen Wimpernkranz geschmückten Augen, mit der brennenden Zigarette in der Hand und mit der tiefen, rauchigen Stimme.

Doch die Knef war so viel mehr. Eine begnadete Schauspielerin, die im Nachkriegsdeutschland mit dem Film „Die Sünderin“ Aufsehen erregte, weil sie als erste Deutsche nackt in einem Film auftrat. Aufgrund des internationalen Erfolgs von „Die Mörder sind unter uns“ unterbreitete der Hollywood-Produzent David O. Selznick ihr das Angebot, in die USA zu kommen. Anfang 1948 unterschrieb sie einen Siebenjahresvertrag, der ihr wöchentlich einen lukrativen Scheck einbrachte, aber letztendlich keine Filmrollen. Zwischen Sprachunterricht und Probeaufnahmen lernte sie in den Vereinigten Staaten Marlene Dietrich kennen. 1950 wurde sie US-Staatsbürgerin.

Knef ist die einzige Deutsche, der es gelang, in einer Hauptrolle in einem Musical am Broadway zu debütieren. Sie begeisterte auch mit ihren Chansons, darunter ihr schnoddrig-ironisch gesungenes „Für mich solls rote Rosen regnen“. Eigentlich konnte sie gar nicht singen, doch das machte sie sehr charmant. Ella Fitzgerald bezeichnete sie als „die beste Sängerin ohne Stimme“.

Ihr 1970 veröffentlichtes autobiografisches Buch „Der geschenkte Gaul“ erreichte Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste. Es wurde in 17 Sprachen übersetzt und zum international erfolgreichsten Buch eines deutschen Autors seit 1945.

Im Jahr 1975 kam ihr Buch „Das Urteil“ heraus, in dem sie über ihre Brustkrebserkrankung schrieb, ein Tabuthema in der damaligen Zeit. Infolge der Direktheit ihrer Darstellung gab es zu großen Diskussionen Anlass. 1976 stand das Buch an zweiter Stelle der US-Bestsellerliste.

Hildegard Knefs offener Umgang mit ihrer Krebserkrankung, ihre Scheidung, die dritte Ehe mit dem 15 Jahre jüngeren Paul von Schell und ihr Facelifting beherrschten in diesen Jahren die Berichterstattung der deutschen Boulevard-Presse über sie.

Hildegard Knefs letzte Lebensjahre waren von Krankheiten überschattet. 2001 erlitt sie einen Lungenkollaps, der einen monatelangen Krankenhausaufenthalt erforderte. Zeitlebens starke Raucherin, litt sie an den Auswirkungen eines Lungenemphysems.

Am 27. Juni 2001 erhielt sie wieder die deutsche Staatsangehörigkeit. Zwei Wochen nach ihrem letzten öffentlichen Auftritt starb Hildegard Knef in der Nacht zum 1. Februar 2002 im Alter von 76 Jahren. Am 7. Februar 2002 fanden eine Trauerfeier in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und die Beisetzung auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in einem Ehrengrab der Stadt Berlin statt.

Im Dezember 2025 wäre Hildegard Knef 100 Jahre alt geworden. Höchste Zeit, sich der Grande Dame des Chansons endlich auch bei uns im Blog zu widmen! Happy 100. Geburtstag, liebe Hildegard Knef!

Die 14 besten Zitate von Hildegard Knef

  • Ich will alles oder nichts.
  • Diesen hübschen, sehr symmetrischen Frauenfiguren der Nazis entsprach ich ja nie. Ich habe ein asymmetrisches Gesicht. Dieses repräsentierte eine neue Generation: die Kriegskinder.
  • Die hatten damals in Hollywood nie die Absicht, mit mir zu drehen. Aber ich hatte das große Glück, deutsche Emigranten wie Ludwig Marcuse, Thorberg oder Marlene Dietrich zu treffen. Die emigrierte deutsche Künstlergemeinde hat mich nicht verachtet, weil ich in Deutschland geblieben bin. Die konnten alle nachrechnen, wie alt ich war, als die Nazis an die Macht kamen. Sie sind mir nie schwachsinnig in den Rücken gefallen und sagten: «Jetzt hat sie schon den ganzen Krieg durchgehungert. Jetzt bekommt sie hier auch noch eins auf die Nase, weil sie Deutsche ist.
  • In den zwei Jahren in Hollywood habe ich da rumgelungert bin wie eine verwelkte Palme. Ich traf Ludwig Marcuse, der Professor für Literatur an der UCLA war. Sein Englisch war haarsträubend schlecht. Und er freute sich halb tot, dass er jemanden traf, der auch Berlinerisch verstand und außerdem Deutsch. Er sagte: «Du hast bestimmt nur an den dämlichen Nazi-Schulen gelernt.» Zwei Jahre lang erhielt ich von Marcuse jede Woche ein neues Buch, Thomas Mann, Kafka, Baudelaire, alles, was bei den Nazis verboten war. Es waren meine Lehrjahre.
  • Über den Skandal, den ihre Nacktszene in Deutschland hervorrief: Schwachsinnig prüde! Ich meine, ein Land, das Auschwitz hatte und so Grauenhaftes anrichtete und das sich nun, wenige Jahre später, in einer solchen Weise benahm, weil ich da ein paar Sekunden nackt auf der Leinwand zu sehen war, das ist doch völlig absurd.
  • Über die Filme im Deutschland der Nachkriegszeit: Es brach die Wohlstandskrise aus, künstlerisch gesehen. Obwohl ich ja begreife, dass die Menschen hier sechs Jahre nach Kriegsende nicht Filme über das sehen wollten, was sie gerade erlebt hatten. Den Horror wollte keiner noch einmal auf der Leinwand erleben. Dennoch kam es mir bald so vor, als sei an dem ganzen Land eine Lobotomie vollzogen worden. Jeder hat nach 1945 sofort vergessen, was vorher war. Plötzlich gab es Heimatfilme. Jeder war fröhlich und ungeheuer kultiviert.
  • Für meinen ersten amerikanischen Film „Decision before Dawn“ war ich 1951 für den Oscar in einer Nebenrolle nominiert. Dann fiel denen ein, dass ich Deutsche war – und sie haben meinen Namen wieder von der Liste gestrichen.
  • Ein Musical in New York zu spielen ist mit das Härteste, was es gibt. Das hat mich fast umgebracht. Man hat acht Vorstellungen pro Woche, die alle drei Stunden und vierzig Minuten dauern. Das ist der absolute Wahnsinn. Ich habe einmal mit Marlon Brando darüber gesprochen, der „A Streetcar Named Desire“ zwei Jahre gespielt hat. Danach spielte er nie wieder Theater.
  • Um ein Buch zu schreiben, ist es bestimmt nicht das Geld. Es sind zwei Jahre Ihres Lebens, die dabei draufgehen. Und beim Schreiben hat man keinen Dunst, ob irgendein Mensch das Buch auch einmal lesen wird. Das Schreiben ist wahrscheinlich die anstrengendste künstlerische Betätigung. Gucken Sie sich alte Maler an, die werden immer lebendiger, schöner. Alte Schriftsteller sehen jedoch alle aus, als seien sie gerade aus einem Fahrstuhl gekommen. Diese Einsamkeit hinter der Schreibmaschine ist zum Verrücktwerden.
  • Nach dem großen Wirtschaftswunder kamen Leute an die Macht der Filmindustrie, die Winnetou-Filme oder ähnlichen Kram herstellten. Sie verdienten zwar furchtbar viel Geld, aber den deutschen Film haben sie damit getötet. Heute gibt es ihn kaum mehr. Dass dies in einem Land passierte, wo die Geschichten auf der Straßen liegen, ist unfassbar.
  • (Nach ihrem Facelift): Man braucht fünf Jahre, um sein Gesicht wiederzubekommen. Ein geliftetes Gesicht muss wieder neu eingeweint, eingelacht, eingedacht und eingefühlt werden.
  • Ein intelligentes Mädchen wird sich immer bemühen, weniger zu wissen als der Mann, mit dem es sich gerade unterhält.
  • Herzensbrecher brechen hauptsächlich Herzen, die bereits einen Sprung haben.
  • Was heißt denn «zur Ruhe setzen»? Das ist doch so ein Beamtendenken. Was bleibt dann noch? Dann verfällt doch wirklich alles inklusive der paar grauen Zellen, die mir da oben noch geblieben sind. Sehen Sie, mein Freund Henry Miller hat mich noch mit 72 Jahren mit einer Gauloise im Mund derart deutlich im Tischtennis geschlagen, dass ich heute noch weine.

 

Noch zwei Tipps: Gerade ist bei Ebersbach&Simon Christian Schröders Buch „Für mich soll´s rote Rosen Regnen“ über die Knef herausgekommen. Und in den Kinos läuft jetzt die Wahnsinns-Filmbiografie der Schweizer Regisseurin Luzia Schmid „“ich will alles“. Sehr sehenswert.

Verweilen wir noch ein wenig in der Kunst und beschäftigen uns mit einer anderen großen Sängerin: Maria Callas. Hier mehr über sie: https://stylerebelles.com/maria-callas-13-dinge-die-sie-ueber-sie-wissen-sollten/

Ich mache jetzt eine kurze Pause und melde mich wieder am 23. April. Schöne Ostertage, bleiben Sie guter Dinge und bis bald!

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