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Was ist eigentlich los in New York im Frühsommer 2017?

Donald Trump ist immer noch Präsident. Zum Glück ist er selten in der Stadt. Sein protziger Trump Tower muss trotzdem Tag und Nacht bewacht werden. Das kostet den Steuerzahler 150 000 Dollar am Tag. Macht in der Woche 1 Million und pro Jahr 52 Millionen Dollar.

Ich habe das große Glück, wundervolle Menschen in New York zu kennen. Sie leben im schönsten Viertel der Stadt, der Upper East Side, direkt am Central Park auf der Höhe des Metropolitan Museums. Leider nicht mehr lange. Obwohl man es hier eigentlich sehr gut aushalten kann, verlassen sie die Stadt. Sie sind fassungslos über ihren Präsidenten. Sie schlagen morgens die Zeitung auf, und ihnen steht der Schaum vorm Mund. Miron und Bob ziehen gerade nach Barcelona um. Monica hätte die Möglichkeit, nach Amsterdam zu gehen, sie bleibt noch wegen ihrer Familie. Die hat gerade die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt, was möglich ist, da es sich um eine jüdische Familie handelt, die im Dritten Reich verfolgt wurde. Das muss man sich bitte einmal vorstellen: Eine Familie, deren Urgroßeltern in deutschen Gasöfen verbrannt wurde, überlegt, ausgerechnet nach Deutschland zu übersiedeln, weil die politische Situation in den USA unerträglich wird.

New York hat vom veränderten politischen Klima nicht profitiert, im Gegenteil. Auf der Madison Avenue blickt man in zahlreiche leere Schaufenster. Viele kleine, inhabergeführte Geschäfte mussten weichen. Wo noch im letzten Jahr die gediegene Buchhandlung zwischen der 81st und 82nd Street lag, in der man sich vor den Bücherregalen der Illusion hingeben konnte, die ganze Stadt basiere auf einem Fundament von Wissen und Bildung, guckt der Passant jetzt in zugeklebte Fensterscheiben. Den ungarischen Bäcker hat es auch erwischt. Was nachzieht, sind die teuren, langweiligen Franchise-Unternehmen, die T Shirts für 400 Dollar verkaufen.

In den Luxuskaufhäusern lehnen die eleganten Verkäuferinnen an den Wänden und betrachten ihre perfekt manikürten Fingernägel. Kunden, die kaufen, sind selten zu sehen. Die happy few, die es sich angesichts der gesalzenen Preise noch leisten können, sich hier einzukleiden, entschweben mit dem Lift in die höheren Etagen, wo ihnen ihre Personal Shopper in mit weißen Sofas, goldenen Spiegeln und weißen Orchideen eingerichteten Räumen eine kleine Auswahl vorbereitet haben.

Die Luxusimmobilien gehen weg wie die warmen Semmeln. Das Motto der Superreichen: Je teurer, desto lieber. Im 60stöckigen Superwolkenkratzer von Herzog & de Meuron in 56 Leonard Street in Tribeca besteht jedes der oberen 10 Stockwerke aus doppelstöckigen Penthäusern. Sie waren als Erste verkauft. Gerade wurde eines für 56 Millionen Dollar an den nächsten Milliardär weiter gereicht.

Ob das Leben in der Stadt wegen des Zuzugs der Superreichen noch einmal so viel teurer geworden ist? Für ein sehr kleines Glas Schokolade und ein sehr kleines Stückchen Apfelstrudel mit Sahne bezahlt man im Café Sabarsky in der „Neuen Galerie“ 19 Dollar. Mit den obligatorischen 20 Prozent Trinkgeld hat man dann mal eben locker 25 Dollar hingeblättert.

Mein Lieblingslokal, „Annisa“ im West Village, hat Ende Mai geschlossen. Die Küchenchefin Anita Lo sah sich nach 14 Jahren dazu gezwungen, da die Grundsteuern für ihr Restaurant derartig in die Höhe schossen. 2016 wurden sie kurzerhand noch mal verdoppelt, von 40 000 auf 80 000 Dollar pro Jahr. Das konnte das kleine, preisgekrönte Restaurant nicht mehr erwirtschaften.

Wo die üppigen Steuergelder hinfließen? Das fragt man sich wirklich. Denn die Subway ist immer noch Rott und Schrott, und die Straßen sind nach wie vor in miserablem Zustand. Eine Taxifahrt von der Upper West Side zum Times Square erschien uns wie eine Fahrt über eine Buckelpiste.

Auf jeden Fall floriert der Kunstbetrieb in der Stadt. Es wird Kunst verkauft, es wird vermutlich sogar Kunst produziert, es wird Kunst ausgestellt. Auf höchstem Niveau und unterhalten von der mäzenatischen Gunst derjenigen New Yorker, die gerade den Dow Jones in jubelnde Höhen treiben. Ob Trump je ein Herz für die Kunst gehabt hat, ist allerdings fraglich.

Warum es sich trotzdem lohnt, das Café Sabarsky zu besuchen, wenn Sie in New York sind, lesen Sie hier: https://stylerebelles.com/?p=11019&preview=true

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