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Andrée Putman – Grande Dame des französischen Interieurs

Andrée PutmanSie gilt als die Grande Dame des französischen Interieurs: Andrée Putman (1925–2013) richtete das Morgans ein, New Yorks erstes Boutique-Hotel, mit dem ikonischem Schachbrettboden. Sie entwarf die Innenausstattung für den Überschalljet Concorde und gestaltete Modefilialen für Karl Lagerfeld. Dabei begann ihre Karriere als Designerin erst, als sie 53 Jahre alt war.

Putman wuchs in Paris als Nachfahrin der Gebrüder Montgolfiers auf, die im 18. Jahrhundert den Heißluftballon erfunden hatten. Exzentriker gab es in ihrer Familie genug. Ihre Großmutter etwa stellte bei sich zu Hause ägyptische Mumien aus. Die Sommer verbrachte Putman als Kind im Burgund – in der Zisternienser-Abtei von Fontenay, heute Weltkulturerbe der Unesco, die sich im Besitz ihrer Familie befand. Der Minimalismus und die Kargheit der Gewölbe dienten Putman später als Inspiration für ihren schlichten Stil. Ihr Vater, ein Intellektueller, der sieben Sprachen fließend beherrschte, lebte im Gegensatz zur restlichen Familie eher bescheiden. Putmans Mutter, eine Konzertpianistin, sah schon früh eine Musikkarriere für ihre Kinder vor. So erhielt Andrée Putman täglich Klavierunterricht und studierte später Komposition am Konservatorium.

Doch Andrée Putman brach aus dem vorgegebenen Rahmen aus und wechselte das Metier.

Sie schrieb für Magazine, darunter für die Elle. 1958 heiratete sie den bekannten Kunstsammler Jacques Putman, über den sie Künstler wie Alberto Giacometti oder Niki de Saint Phalle kennenlernte. Ohne Vorerfahrung fing Putman mit 43 Jahren als Einkaufsleiterin bei Prisunic an und revolutionierte die Standards der französischen Einzelhandelskette. Ihr Slogan lautete: „Schöne Dinge für wenig Geld.“ Putman entwarf Möbel und Dekoartikel zu erschwinglichen Preisen.

„Ich frage mich: Was kann ich tun, um das Leben ein bißchen leichter zu machen und was werde ich mit ein paar verrückten Ideen erreichen?“, reflektierte sie mit ihrer rauchigen Gauloise-Stimme einmal ihre Kreationen. In einem Concept Store in Paris, den sie Anfang der 1970er Jahre eröffnet hatte, kuratierte sie die Arbeiten bisher unentdeckter Kreativer wie Issey Miyake oder Thierry Mugler. In der Folge ließen die Modedesigner Yves Saint Laurent und Karl Lagerfeld ihre Läden von Putman einrichten. „Sie backte sonntags keinen Schokokuchen, dafür gingen wir zu Pink Floyd, als ich sechs war“, so Olivia, Putmans Tochter, die heute die 1997 gegründete Designagentur Studio Putman führt.

Nach der Trennung von ihrem Ehemann zog Putman 1978 in ein Loft, aus dessen Fenster sie in das Wohnzimmer ihres Ex sah. Im selben Jahr gründete sie das Unternehmen Écart und legte die Entwürfe von Designern der 1930er Jahre, etwa Eileen Gray und Robert Mallet-Stevens, neu auf. Sie selbst entwarf den Drei-Karat-Tisch, das erste einer langen Reihe von Möbelstücken mit puristischen Linien.

New York bescherte Putman ihren größten Coup.

Während sie 1984 mit ihren Freunden Jean-Michel Basquiat, Keith Haring und Andy Warhol im Club 54, der angesagtesten Adresse der Stadt, unterwegs war, boten die Clubbesitzer ihr an, ein heruntergekommenes Hotel in der Madison Avenue umzubauen: So entstand das Morgans, dessen schwarz-weiße Muster fortan ihr Markenzeichen werden sollten. Es folgten beispielsweise das Setdesign für Peter Greenaways Film „Die Bettlektüre“ (1996), Möbel für Poltrona Frau, die Einrichtung des New Yorker Clubs Palladium und Schmuckkollektionen für Christofle.

Unter Präsident François Mitterrand wurde sie als Gestalterin der letzten Concorde-Flotte zur „Botschafterin des französischen Geschmacks“ erkoren und gestaltete auch das CAPC-Museum in Bordeaux. Außerdem verwandelte sie den Kölner Wasserturm in ein Luxushotel und gestaltete den Blue Spa im Münchner Hotel Bayerischer Hof. „Gutes Design ist schlicht und einfach, und ich interessiere mich für die Dinge, die niemals altern“, so Putman. Für diesen zeitlosen Ansatz wird sie noch heute gefeiert.

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