
Ü50 Modebloggerin mit Highheels: Checkered Pointed-Toe Pumps von Stella McCartney in schwarzweiß, Jeans: Skinny von 7 for all mankind, Poncho: Annette Görtz, Tasche: Mandarina Duck
Mit fünf stand ich mit meinem Vater im Laden – es sollte eine neue Hose werden. Die Verkäuferin legte drei Modelle vor und bat ihn, eine auszuwählen. Er zeigte auf mich: „Fragen Sie meine Tochter – sie soll sie schließlich tragen.“ Das war meine erste, wichtigste Modelektion: Kleidung ist persönlich. Sie muss mir gefallen, zu meinem Leben passen, zu meiner Persönlichkeit. Diese Erkenntnis hat mich nie verlassen.
Seitdem habe ich gelernt, nur Stücke mitzunehmen, die auf Anhieb richtig sind. Nichts „so halb“, nichts „später vielleicht“. Wenn Farbe, Sitz oder Gefühl nicht stimmen, bleibt es im Laden.
Dadurch wird Shopping zur Schatzsuche: seltene Funde, die lange bleiben, statt Schrankhüter, die still Vorwürfe machen. Noch besser werden Lieblingsstücke, wenn ein guter Schneider ins Spiel kommt. Kleine Eingriffe – eine Taille enger, ein Saum auf die richtige Länge, ein Ausschnitt, der das Gesicht öffnet – verwandeln Gutes in Großartiges und verlängern die Lebensdauer der Garderobe.
Manchmal trifft man auf ein Teil, das alles kann. Dann lohnt sich ein zweites Exemplar – vielleicht in einer anderen Farbe. Das funktioniert natürlich nur bei hochwertigen, zeitlosen Basics, die wirklich zum eigenen Stil gehören. Ähnlich pragmatisch bin ich bei Schuhen: Ich liebe hohe Absätze, aber ich liebe auch entspannte Wege. Darum stecken leichte Flats in der Tasche, damit die Eleganz dort glänzt, wo sie gesehen wird – und die An- und Abreise angenehm bleibt.
Das Wichtigste jedoch: Ich ziehe mich zuerst für mich an.
Nichts wird „für gut“ geschont. Kleidung darf im Alltag wirken, Freude machen, heute. Wer wartet, verpasst Momente – und irgendwann passt das geliebte Stück vielleicht nicht mehr zum Leben. Diese Haltung beginnt buchstäblich untendrunter: Gute Unterwäsche, die wirklich sitzt, verändert Silhouette und Gefühl. Die richtige Größe, hochwertige Materialien und ein stimmiges Set sind das Fundament, auf dem jedes Outfit sicher steht.
Am Ende ist es niemals das Label, das uns trägt, sondern unsere Haltung. Ein aufrechter Gang, ein ruhiger Atem, ein offenes Lächeln – damit wirkt ein schlichtes Kleid wie ein Statement. Mode ist für mich kein Regelwerk, sondern ein Werkzeug: Mit Passform, Qualität und Selbstverständnis wird aus „irgendeinem“ Outfit mein Look.
Weniger Kompromisse, mehr Klarheit – denn viel wichtiger als die Kleidung ist und bleibt immer noch die Person, die sie trägt.
