Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war die 10. Avenue und der sogenannte Meatpacking District berühmt-berüchtigt für eine Sache: die vielen Todesfälle auf der Strasse. Denn dort fuhr die New York Central Railroad, und es gab oft Unfälle. Um das zu verhindern entschied man Anfang der 1920er, eine Bahnlinie erhöht über der Strasse zu bauen. So entstand die High Line – wobei sie damals West Side Elevated Line hiess. 1933 fuhr der erste Zug. An manchen Stellen gingen die Gleise direkt durch Gebäude und Warenhäuser, und machten so die Anlieferung von Waren besonders einfach. Ab den 1960ern verringerte sich jedoch der nutzen der Linie; teile wurden abgerissen und der Rest fiel, langsam aber sicher, dem Unkraut zum Opfer. 1999 wurde Friends of the High Line gegründet, um die High Line zu erhalten. Ideen wurden gesammelt, Pläne geschmiedet. Und so entstand, über die letzten zwei Dekaden, die High Line, wie wir sie nun kennen: eine grüne Oase inmitten von New York. Ein Ort für Kunst; für interessante Ausblicke; für Veranstaltungen. Und ein wunderbares Beispiel dafür, wie man Orten ganz neues Leben einhauchen kann. Ich liebe sie jedenfalls, die High Line.
High Line stylisch
Nicht zuletzt, weil die High Line in diesem Sommer auch modisch daher kommt. Jedenfalls finde ich, dass Lubaina Himids lebensgrosse Portraits die auf Türen wie flache Skulpturen wirken, auch modisch etwas ausmache. Sie heissen ‚Five Conversations‘. Alltag und alltäglich sollen sie sein, diese Konversationen zwischen fünf Frauen. Stylisch sind sie. Und sie mögen es, miteinander zu reden.
High Line architektonisch
Am Ende der High Line – in Richtung Norden – gibt es seit einiger Zeit Hudson Yards, ein luxuriöser Einkaufstempel. Für einen schnellen Kaffee oder etwas Hunger gut geeignet (und sicher auch für einen Einkaufsbummel). Was mich aber besonders interessier ist die Architektur drumherum. Das sogenannte ‚Vessel‘ ist besonders interessant – im Prinzip einfach eine Treppe. Nach dem Design von Thomas Heatherwick erbaut, soll man von ihr aus neue Perspektiven auf die Metropole New York erblicken. 154 Treppen, alle verbunden, mit fast 2000 Stufen kann man dafür erklimmen.
High Line künstlerisch
Besonders begeistert hat mich jedoch Dorothy Iannones ‚I Lift My Lamp Beside the Golden Door‘. Diese große Wandgemälde spielt mit der Freiheitsstatue: gleich drei von ihnen kann man sehen; alle in kräftigen Farben. Zwischen ihnen die Worte ‚I lift my lamp beside the golden door‘ – der letzte Satz aus dem Gedicht ‚The New Colossus‘ von Emma Lazarus. Das Gedicht ist eine Oder an die Freiheit, die die Immigration nach Amerika versprach. Ein Satz, den man auch auf einer Plakette auf Liberty Island finden kann. Das Wandgemälde wurde vor den ganzen abscheulichen anti-Immigrationsgebärden von Trump entworfen, könnte aber passender kaum sein.
High Line politisch
Und Apropos Trump: da geht es auf der High Line inoffiziell noch direkter zu, denn in einem Haus wurde jedes Fenster zu einer politischen Botschaft gegen Trump und seine Politik gemacht. Trump selbst wird in Gefängniskleidung und mit Handschellen auf dem Dach präsentiert. Besonders gut fand ich die ganz simple Darstellung von ‚Then‘ und ‚Now‘: gestern war es der weiße Ku Klux Klan Spitzhut; heute ist es der rote MAGA Hut von Trump.
Toller Artikel und Bericht über ‚The High Line‘.
Auch wenn ich dort nicht mehr hin fliege, genieße und liebe ich NY-Stories (und diesen tollen Blog)
Danke und dickes Lob! !!!