Wo kann man im Moment noch Ablenkung und Trost finden angesichts des Schlamassels auf der Welt? Der Dalai Lama und Anselm Grün gehen natürlich immer, aber überraschenderweise wurde ich dieser Tage bei Jacqueline Bouvier Kennedy Onassis fündig.
Jackie Kennedy war 31 Jahre alt, als sie am 20. Januar 1961 als First Lady ins Weiße Haus einzog. Zwei Monate zuvor hatte sie per Kaiserschnitt ihr zweites Kind zur Welt gebracht. Die Frau von John F. Kennedy bereitete der Präsidentschaft ihres Mannes die elegante Bühne. Für die Umgestaltung des Maison Blanche, wie es die frankophile Ästhetin nannte, bestellte sie Tapeten aus grünem Moiré in Paris. Den Rosengarten ließ sie nach dem Vorbild von Malmaison, dem Wohnsitz von Napoleon und Josephine, neu anlegen. Nach der Ermordung John F. Kennedys nach nur drei Jahren Amtszeit inszenierte sie seine Beerdigung und lenkte das Andenken ihres Mannes in die gewünschten Bahnen, indem sie sein Playboy-Image mit Haltung überlagerte. Auf Jackies Beerdigung am 23 Mai 1994 sagte ihr Schwager Ted Kennedy: „Sie erteilte uns eine Lektion darin, wie man Dinge richtig macht.“
Das scheint die derzeitige First Lady Melania Trump ähnlich zu sehen, denn mit ihren himmelblauen, überlangen Wildlederhandschuhen zum himmelblauen Kleid betrat sie das Weiße Haus als Kopie von Jackie O.. Was könnte Melania, die sich weigert, ihr goldenes Doppelstockapartment in New York zu verlassen, um Vollzeitmutter eines Zehnjährigen zu bleiben, der sich unter der Woche von 9 bis 17 Uhr in der Obhut seiner Schule befindet, sonst noch von Jackie lernen? Hier Originalzitate, die heute bemerkenswert aktuell erscheinen.
1. Was machen Frauen, die nicht arbeiten und nur ihre Kinder erziehen, wenn die Kinder groß sind – den Regentropfen zusehen, wie sie am Fenster hinunterlaufen?
2. Ich glaube, es gibt nicht viele Männer, die ihrer Frau dauerhaft treu sind.
3. Wenn man unglücklich in der Falle sitzen muss, dann wenigstens im Zobel.
4. Händchenhalten in der Öffentlichkeit ist total bourgeois. Jack und ich haben das niemals gemacht.
Für Melanias vierschrötigen, gelbhaarigen Gatten hätte die kultivierte Jackie O. nichts als Verachtung übrig gehabt. Höchstens noch diesen Satz: Selbstdarsteller gehen mir außerordentlich auf die Nerven.
(Zitate entnommen aus: Shelly Branch, Sue Callaway: Was würde Jackie tun? München 2008)