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Letzte Chance: „Jil Sander. Präsens“ im Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt

Jil Sander MAK Frankfurt Pressefotos

Letzte Chance: Jil Sander. Präsens

Noch eine Woche, dann schließt die Jil Sander Präsentation am 6. Mai 2018. Sie kommt, ehrlich gesagt, an keine der Modeaustellungen ran, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Zu minimalistisch, zu wenig persönlich, zu eklektisch in dem was sie zeigt.

Es fehlte mir ein Überblick über die modische Entwicklung und Facetten des Schaffens der Designerin, wie ihn die Karl Lagerfeld Ausstellung in Bonn so wunderbar realisierte, es fehlte mir ein Einblick in die Arbeitsprozesse, wie ihn das V&A in London zu Balanciaga bot, es fehlte mir das Interaktive.

Thematisch gliedert sich die von Matthias Wagner K in enger Zusammenarbeit mit Jil Sander kuratierte Ausstellung in die Bereiche Laufsteg, Backstage, Atelier, Modekollektionen, Accessoires, Kosmetik, Modefotografie und Kampagnen, Mode und Kunst, Architektur und Gartenkunst. Wobei ich persönlich auch gut auf den Gartenkunstbereich hätte verzichten können.

Dennoch möchte ich Ihnen die Ausstellung ans Herz legen, denn sie bietet die Möglichkeit, das zu erspüren, was die modische Essenz von Jil Sander ausmacht, wofür sie und ihr Label stehen. Sie ist, nebenbei bemerkt, mit über 100.000 Besuchern (seit November 2017) die erfolgreichste Ausstellung, die das Museum je hatte.

 

Jil Sander. Präsens MAK Frankfurt iknmlo

Eine Ausstellung wie ein Concept Store. Die zentrale Frage: welches Kleidungsstück müsste dringend in meinen Kleiderschrank?

Und auch das macht Spaß: durch die Räume des Museums zu flanieren und sich zu fragen, ohne welches dieser Kleidungsstücke man eigentlich nicht mehr leben kann, welches das schönste unter ihnen ist, sich vorzustellen wie man wäre, aussähe, wohin man ginge in diesem oder jenem modischen Kunstwerk.

Meinen Favoriten finden Sie hier. Auf den ersten Blick ein Mantel über einem Kleid, schlicht, schwarz, A-line, Understatement pur. Und dann die Details, ein Hauch von einem Spitzensaum am Kleid, eine perfekt sitzende, androgyn wirkende Schulterpartie, die Vorderpartien hingegen fallen weich nach außen. Der ganze Look wirkt zart und hart zugleich.

„Wer JIL SANDER trägt“, so sagt sie einmal selbst, „ist nicht modisch, sondern modern“. Und wie viele ihrer Werke steht und fällt auch dieses mit der exquisiten Materialauswahl.

Jil Sander MAK Frankfurt

Überraschend wird die Ausstellung erst da, wo die minimalistische Kleiderschau aufhört und die Interaktion mit anderen beginnt.

Jil Sander. Präsens MAK Frankfurt iknmlo

Kooperationen mit Künstlern und Fotografen zeigen weitere Facetten des Schaffens auf. Besonders begeistert war ich aber von den Schulkooperationsprojekten, die von Februar bis April unter dem Motto Create Fashion im Rahmen der Jil Sander. Präsens Ausstellung im MAK stattfanden. Bei diesem kostenfreien Programm für Schulklassen ab der 9. Klasse lernen Schülerinnen und Schüler in mehrtägigen Workshops den Erfindungsreichtum, die ästhetische Haltung und kreative Kraft Jil Sanders kennen. Sie experimentieren mit Materialien und Techniken und erarbeiten im fachlichen Austausch mit zwei professionellen Mode- und Grafikdesignerinnen die Grundlagen zeitgenössischer Modegestaltung in einem anwendungsbezogenen Kontext. Es geht um Ideenfindung, das Gestalten mit Moodboards, Farben und Materialien, um die mediale Aufbereitung von Mode in Form von Fotografien und Texten bis hin zu einem fertigen Lookbook.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen und zeigen auf ganz bemerkenswerte Weise, wie inspirierend die Auseinandersetzung mit einem so alltäglichen Thema wie Kleidung sein kann.

Jil Sander. Präsens MAK Frankfurt iknmlo

Die Ausstellung Jil Sander. Präsens läuft noch bis zum 6. Mai 2018 im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main.

 

Bildnachweis:
Collage aus Pressebildern: Portrait Jil Sander – Marie Claire Germany, 1991 © Peter Lindbergh, Ausstellungsansicht „Jil Sander. Präsens“, 2017 im Museum Angewandte Kunst © Paul Warchol
Sonstige Fotos: © Cerstin Henning

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