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Mein Leben mit weißen Haaren: Die einen sagen so, die andern so

Mein Leben mit weißen Haaren 3Anfang Juli, Café Knigge in Bielefeld. Ich war mit einer alten Bekannten verabredet. Es war ein sonniger Nachmittag. Wir passten gerade so an den kleinen Tisch und bestellten Apfelstrudel mit Vanillesoße.

«Bist du sicher?» Im Blick der Frau, die mich lange nicht gesehen hatte, mischten sich Verwunderung und Besorgnis.

Kurzes Schweigen.

„Aber es macht Dich älter.“

Das saß.

„Ist mir doch egal!“ hätte ich ihr am liebsten entgegen geschleudert. Aber es hätte nicht der Wahrheit entsprochen.

Also antwortete ich: „Es kommt auf die Frisur an, die ich mir irgendwann schneiden lasse. Auf den roten Lippenstift und auf die schicken Kleider, die ich dazu trage.

Sie ging nicht näher darauf ein. Das Äußere waren schon lange ein Thema zwischen uns. Trotz ihrer Attraktivität hatte diese tolle Frau eine Schwäche: Sie hatte einen Mann, der ihr zur Begründung seiner Affäre mit einer Frau, die 20 Jahre jünger war als er, einen fatalen Satz entgegen geschleudert hatte. „Ich kann dein altes Gesicht nicht mehr sehen.“ Sie war trotzdem bei ihm geblieben. Sie kaufte sich jetzt Gesichtscrèmes für vierstellige Beträge.

Am Abend kam ein Freund zum Grillen vorbei. Ich hatte Lammkoteletts und Gemüse mariniert. Zum Abschluss verspeisten jeder von uns zwei Mini Magnums.

„Wirst Du jetzt weißhaarig?“ fragte er. Verunsichert antwortete ich: „Das habe ich jedenfalls vor. Aber ich …“

„Ah, endlich!“

„Wie bitte?“

„Ich finde das sehr cool! Halt durch! Du wirst gut damit aussehen. Wie jeder Mensch, der zu seinem Alter steht.“

Bevor ich ins Bett ging, putzte ich meine Zähne und sah mich im Spiegel an. Gedankenverloren strich ich mir über meinen weißen Haaransatz. Sechs Zentimeter auf jeder Seite vom Scheitel. Dann dachte ich an einen Satz, den meine Freundin Nicole immer sagt. „Mit allem, was man sagt, spricht man immer nur von sich selbst.“

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6 Kommentare

  1. Maren Heine
    23/07/2020 / 17:01

    Liebe Ursel…..wir haben lange nichts voneinander gehört……und ich muss Ihnen sagen….Sie sehen toll aus mit Ihrem Natur belassenem schönem Haar.Als Visagistin….zwar im Ruhestand….weiss ich wovon ich spreche…..alles von der Natur vorgegebene,sollte man nach Möglichkeit nicht verändern….so ist das auch mit der Haarfarbe.Viel schlimmer als die Natürlichkeit,ist die Farbenvielfalt auf manchen Köpfen…so das,das Hinschauen schon weh tut.Auch ich werde in Würde grau mit meinem französischem Zopf und Sie schaffen das auch.Ihre Maren aus Magdeburg grüsst Sie ganz lieb

  2. Ursel
    Autor
    23/07/2020 / 20:48

    Danke, liebe Maren für das tolle Feedback. Was ist denn ein französischer Zopf? Wäre das auch was für mich? Schöne Grüsse,
    Ursel

  3. Marie
    23/07/2020 / 22:50

    Hallo, liebe Ursel,
    so ist es doch immer : die einen so, die anderen so anders….
    Ich finde Sie sehen mit beiden Haarfarben und besonders mit Ihrer Kleidung interessant und richtig gut aus!
    Das rosafarbene Kleid passt ja perfekt zur „neuen“ Farbe.
    Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie Sie sich entscheiden und womit Sie sich dann richtig wohlfühlen….
    Bleiben Sie gesund, munter und unbedingt weiter unbeirrt!
    Freundlich grüßt Marie

  4. Susa Berg
    24/07/2020 / 09:14

    Liebe Ursel,
    der letzte Satz in Deinem Artikel hat mich voll erwischt: „Mit allem, was man sagt, spricht man immer nur von sich selbst.“ Das gibt zu Denken!
    Du kennst ja meine Einstellung zu Deiner Wandlung. Kopf hoch, Blick nach vorne!
    Ein französischer Zopf ist meiner Kenntnis nach ein Zopf, bei dem nach und nach Partien dazukommen, so dass er ganz eng am Hinterkopf anliegt und verbunden ist mit dem übrigen Haar… trug ich 1986 bei meiner Hochzeit. Ich habe jetzt stufige, halblange Haare und kann deshalb nicht mehr flechten.
    Mit Gruß, Susa

  5. Ursel
    Autor
    24/07/2020 / 18:19

    Vielen Dank für die guten Wünsche und die schöne Rückmeldung. Und ja, es bleibt spannend.

  6. Ursel
    Autor
    24/07/2020 / 18:24

    Liebe Susa, der Satz trifft ins Schwarze, nicht wahr? Und danke für Deine Erklärung zum französischen Zopf. Muss ich mal ausprobieren.

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