Angela Merkel trägt Hosen, ein helles Shirt mit rundem Ausschnitt und figurfreundliche Blazer mit drei Knöpfen. Davon besitzt sie ca. 30 Stück in verschiedenfarbigen Varianten. Frida Kahlo sah man ausschließlich in prächtigen, bodenlangen Röcken des gleichen Schnitts. Sie kombinierte sie mit einer kastenartigen, kurzen Bluse. Georgia O´Keeffe trug ein Hemdblusenkleid. Sie hatte sich gleich mehrere in unterschiedlichen Farben nähen lassen. Sie hatte das perfekte Kleid gefunden. Im Sommer auf ihrer Farm in New Mexico trug sie nichts anderes. Warum auch?
Wenn ich über die Kleidung dieser Frauen nachdenke, komme ich aus dem Staunen nicht heraus. In meinen Augen ist ihre auf wenige Teile reduzierte Garderobe so konsequent wie klug gewählt. Ich finde diese Beschränkung auf das Nötigste geradezu faszinierend und frage mich: Wieso kann ich mich nicht so einschränken?
Manchmal, wenn ich morgens vor meinem Kleiderschrank stehe und mich mal wieder nicht entscheiden kann, was ich anziehen soll, denke ich an die Konzeptkünstlerin Hanne Darboven. In ihrem schmalen Schrank hingen genau 20 Teile: ein blauer Mantel, eine Jblaue acke, vier Anzüge mit Weste und sechs karierte Hemden. Das war gut für sie. Es erleichterte ihr Leben und sparte ihrem Gehirn Zeit und Energie, die sie für andere Dinge übrig hatte. Für ihre großartige Kunst zum Beispiel.
Und ich? Ich blicke in meinen prall gefüllten Kleiderschrank und versuche, Entscheidungen zu treffen. Hose oder Rock? Doch lieber Kleid? Rot und eng? Dunkelblau und streng? Leggings oder Strumpfhosen? Welche Schuhe? Vielleicht doch schnell einen Blick auf Instagram zur Inspiration werfen. Man kennt das: Damit ist man für die nächsten Stunden abgetaucht, eingesaugt von immer neuen Fotos und Hashtags. Ergebnis: Was man anziehen soll, weiß man immer noch nicht. Dafür ist die Konzentration für den Tag endgültig futsch.
Memo an mich selbst: Ich orientiere mich an Steve Jobs. Er trug tagein tagaus Jeans und einen schwarzen Rolli. Ich heute auch. Geht doch.