Im ärztlichen Bulletin könnte stehen: Die Patientin wirkt äußerlich verschlampt. Abstehende Haare, Haut zwei Nummern zu groß. Ihr Zustand schreit nach einer Generalüberholung. Der Halsschmerz ist weg, Husten und Schnupfen nur noch minimal. In der Nacht habe ich geschlafen wie ein Murmeltier. Jedoch plagt mich ein rätselhaftes Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe. Man möge mich verschonen mit dem ganzen lästigen Alltagskram. Ich möchte einfach nur lesen und Filme gucken. Netflix. Serien. Drei Staffeln hintereinander weg. Einfach so durchgucken. Die Diagnose ist ganz klar: Ich habe faules Fieber. Was man da tut? Schlafanzug anziehen und sich einfach mal so für einen Tag ins Bett legen. Hier ein paar konkrete Anregungen zu einem Pyjama Day:
Das Outfit: Schlabbrig, weich. Warum eigentlich nicht rosa Frottee? Sieht ja keiner.
Die Speisen: Leberwurstbrot mit Gürkchen. Dick belegte Käsebrote. Waffeln mit Zimt, Zucker, Kirschen und Sahne. Heiße Schokolade mit Sahne. Kartoffelpüree mit Rührei. Königsberger Klopse. Hühnersuppe, Rindfleischbouillon, überhaupt warme Suppen. Alles in großen Portionen. Bananen. Schokolade, Zartbitter, 90% Kakaoanteil.
Die Getränke: Malzbier
Die Beschäftigungen:
– Sich mit der Wärmflasche unters mollige Federbett legen.
– Die endlose Liste von Dingen, die erledigt werden müssen, eiskalt verdrängen.
– Sich mit dem Filzstift auf den Unterarm „tätowieren“: Behandle dich wie ein rohes Ei.
– Gedanken und Gefühle ordnen und in eine dicke Kladde schreiben; sich neu justieren.
– Badewanne! Mindestens eine Stunde. Sich mit der sauteuren Körperbutter eincremen.
– Mit jemandem telefonieren, der VOGUE liest und weiß, wer welches Kleid bei der letzten Filmpreis-Verleihung getragen hat. Also mit einem schwulen Freund.
– Sich auf YouTube die All Blacks ansehen, die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft. Wie die dicken Männer den Haka tanzen.
Die Beleuchtung: Das Licht muss schummrig sein, schon allein damit man so wenig wie möglich von der Rumpelbude, zu der das eigene Nest unterdessen geworden ist, mitbekommt.
Die Vision: Weiter machen, bis einem langweilig wird und man von allein und wieder ganz lebendig zurück ins Leben springt.
Und aus gegebenem Anlass hier noch ein Wort zur Nachtkleidung.