Nachdem ich von mehreren Freundinnen um mich herum gehört hatte, wozu sie ChatGPT nutzen (E-mails formulieren, Rezepte vorschlagen, Hausnebenkosten berechnen, nach Kinotipps fragen), dachte ich: Warum den Algorithmus ncht auch mal um Stylingideen bitten? Hier meine KI-gesteuerte Styling-Erfahrung.
Was soll ich ab Samstag in meinem zweiwöchigen Urlaub in Varengeville-sur-Mer anziehen? Diese Frage stellte ich mir, als ich vor einiger Zeit die Tasche für meinen Urlaub in der Normandie packen wollte.
Die Antwort von ChatGPT fiel kurz, unpersönlich und banal aus.
„Bequeme Kleidung für Spaziergänge und Erkundungen, wie T-Shirts, Blusen, Hosen oder Röcke. Warme Pullover oder Fleecejacken für kühlere Abende.“ Es folgten Tipps wie „Eine wetterfeste Jacke oder Windbreaker, da das Wetter an der Küste wechselhaft sein kann. Regenjacke oder Regenschirm, das Wetter kann unvorhersehbar sein.“
Keinerlei individuelle, auf Kleidergrößem Figur, Kontostand oder Alter ausgerichtete Empfehlung. Blusen und Röcke? Windbreaker? Regenjacke? Das klang ungefähr so inspirierend wie ein Gang durch den Schlussverkauf bei C&A. Nichts weiter darüber, für welche Farben ich mich entscheiden oder wie viele Shirts, Hosen usw. ich mitnehmen sollte.
Den Hinweis „Eventuell ein leichter Schal für windige Tage.“ fand ich wiederum sehr einleuchtend.
Im Endeffekt nahm ich mit, was ich eigentlich immer einpacke, wenn ich im Sommer ans Meer fahre: Nur wenige Lieblingsstücke, beschränkt auf zwei oder drei Farben, eine schwarze und eine weiße Sommerhose, eine Jeans, mehrere Streifenshirts, zwei Kaschmirpullover mit Rollkragen, einen warmen Regenmantel, Birkenstocks und Sneakers.
Was mir ChatGPT nicht gesagt hatte:
Dass eine Hitzewelle über Westeuropa lag und in der Normandie der Hochsommer ausbrach und ich Jeans, Wollschal, Kaschmirrollis und den warmen Regenmantel besser zu Hause gelassen und stattdessen ein paar schöne Sommerkleider und kurze Leinenshorts eingepackt hätte. Und das wichtigste Kleidungsstück für einen Urlaub am Meer hatte der Algorithmus leider übersehen: einen schicken Badeanzug, dazu einen großen Sonnenhut und Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 30 oder 50.
Mein Versuch, nützliche Stylingtipps von ChatGPT zu erhalten, hat mich daher nicht überzeugt. Die KI weiß nichts von mir, meinen Vorlieben, dem Inhalt meines Kleiderschrank und ist modisch mehr oder weniger ein Volltrottel. Große, große Erleichterung! Ich finde das herrlich und sehr beruhigend.
Immerhin: ChatGPTwar sehr nett. Es überraschte mich zwar, dass sie mich duzte, denn so gut kennen wir uns ja nun auch wieder nicht. Am Ende flötete sie höflich. „Ich wünsche dir eine wundervolle Zeit in Varengeville-sur-Mer! Wenn du noch spezielle Aktivitäten planst, helfe ich dir gern bei weiteren Tipps.“ So hätten wir uns wohl noch eine ganze Weile unterhalten können. Aber ich wollte mir den Spaß, meine Reisen selbst zu organisieren, nicht von der KI nehmen lassen.
Mein Fazit
Es war ein Spaß für mich, ChatGPT einzusetzen. Sie hat, denn sie kann ja nur benutzen, was zuvor in sie eingegeben wurde, meine Frage auf eine spröde und uninspirierte Weise beantwortet. So eine Sprache kennt man aus den Amtsblättern von Behörden. Die KI spricht und denkt nicht kreativ oder fantasievoll; sie zielt nicht auf Wirkung oder Unterhaltung ab. Sie kennt sich (noch) nicht aus in der Mode. Das ist ja zum Glück etwas, was wir Menschen Ihr noch voraus haben.
Kleiner Hinweis in eigener Sache: Stylingtipps finden Sie auch weiterhin ganz old school hier bei uns im Blog. So wie in Tanjas Beitrag zum Beispiel: https://stylerebelles.com/ich-sehe-schwarz-und-blau/