Die Isle of Harris ist Teil der Äusseren Hebriden und somit, selbst für schottische Verhältnisse, schon sehr entlegen. Wobei Harris eigentlich gar keine eigene Insel ist, sondern vielmehr der südliche Teil der Isle of Lewis & Harris – zwei verschiedene Namen für zwei sehr unterschiedliche Inselteile, die durch eine Gebirgslandschaft getrennt sind. Man kann entweder nach Stornoway auf der Isle of Lewis fliegen oder mit der Fähre entweder von Ullapool zur Isle of Lewis oder von Uig auf der Isle of Skye direkt zum Hauptort Tarbert auf der Isle of Harris übersetzen. Beide Optionen brauchen ihre Zeit, aber die Anreise sollte nicht abschrecken: die Isle of Harris gehört auf jede bucket list.
Harris ist dünn besiedelt und Natur pur
Stau gibt’s hier nur, wenn Schafe gemütlich auf der Strasse faulenzen und sich nicht für die ankommenden Autos interessieren. Neben dem Hauptort Tarbert finden sich nur wenige kleine Ortschaften und Siedlungen von Häusern, zumeist an der Küste entlang. Hier gibt es also vor allem Natur pur. Auf der Ostseite findet man schroffe, mondähnliche Gebirgslandschaften, karg und grau. An der Westküste hingegen gibt es fruchtbares Hügelland und die schönsten azurfarbenen Strände Schottlands. Hier strahlt der Sand regelrecht und das Meer glitzert. Es fehlen eigentlich nur noch Cocktails und ein paar Palmen und es kämen sicher Südseegefühle auf.
Stattdessen findet man hier auf manchen Stränden Highland Kühe, auch sie mögen wohl den Ausblick und die Ruhe. Sie grasen in den Dünen und lassen sich von den Wanderern und Strandbesuchern nicht aus der Ruhe bringen. Genau darum kommen natürlich viele Besucher auch hierher: die Ruhe. Es gibt nicht besonders viele Unterkünfte und alleine deshalb kann man auf Harris wirklich sehr gut entschleunigen und dem Alltagsstress eine Weile entfliehen.
Gin, Tweed und Geschichte
Aber Harris hat auch noch so einiges anderes zu bieten. Dazu gehört auf jeden Fall ein Besuch in der Isle of Harris Gin Destillerie in Tarbert. Hier kann man nicht nur sehen, wie der Gin hergestellt wird, sondern erfährt auch, welche Rolle speziell die Harris in der Herstellung spielt. Als Aromatisierung wird hier von Hand gesammelter Zuckertang – ein Seetang, der hier in mit dem Meer verbundenen Lochs vorkommt – verwendet. Auch die tolle Flasche wird per Hand direkt in der Brennerei hergestellt. Handarbeit spielt natürlich auch bei der Herstellung vom berühmten Harris Tweed eine Rolle. Zu diesem wunderbaren Stoff schreibe ich nochmal gesondert, aber zumindest hier schon einmal der Hinweis auf diesen so charaktervollen Stoff. Auch er ist Teil der Geschichte von Harris, aber diese kann man auch an vielen anderen Stellen erfahren. Von alten Kirchen bis hin zu Steinzirkeln – oder allein stehenden Steinen, wie hier der Macleod Standing Stone.
Meerblicke und entschleunigtes Leben
So lässt sich Harris vielleicht am besten zusammenfassen, denn atemberaubende Meerblicke gibt es fast von überall. Gen Westen kommt als nächstes Kanada. So entschleunigt von der Welt geht es nicht an vielen Orten. Und so empfehle ich euch den Besuch auf Harris – am besten im Frühjahr oder Herbst. Zum einen ist es dann noch etwas ruhiger, man verpasst so zum anderen aber auch die Mücken im Sommer. Zwar sind diese auf Inseln und am Meer nicht so eine Plage wie in anderen Festlandgebieten der Highlands, um auch die Sonnenuntergänge richtig geniessen zu können, ist es ohne sie schon schöner.