Mein Wochenende sah so aus – vielleicht erkennen Sie sich ja wieder: Freitag machte ich den Wocheneinkauf, schlenderte durch die Einkaufsstraßen der Innenstadt, ging in ein Café, las Zeitungen, besuchte eine Freundin. Samstag fuhr ich zum italienischen Supermarkt, kaufte Bellini, winzige Artischocken, Schinken aus der Toskana, Risottoreis und einen Weichkäse aus Schafs-, Ziegen- und Kuhmilch. Ich kochte, dekorierte den Tisch und suchte Musik für die kleine Party am Abend aus. Wir veranstalteten „una notte italiana“, um das so hart getroffene Gelobte Land zu feiern. Das Essen schmeckte herrlich. Wir tranken mehr als sonst und hörten italienische Schlager. Rita Pavone, Adriano Celentano, Zucchero und ganz besonders Eros Ramazotti. Wie entfesselt sangen wir mit. Sich noch einmal lebendig fühlen, ehe sich die Tore schließen und die Angst alles abwürgen würde.
Sonntag schaute ich zu viel TV. Bloß keine Eilmeldung, keine Sondersendung, keine neue Zahl zu den Infizierten verpassen. Danach ging es mir schlecht. Es fühlte sich an wie mein persönlicher medialer Hamsterkauf.
Covid-19 fordert uns heraus. Es beherrscht Medien, Politik, Wirtschaft und unsere Kommunikation. Mir fällt es schwer, mich zu konzentrieren. Ich habe keine Idee für den Blogartikel. Vollmundig könnte ich behaupten: Auch die Lieferkette für meine Texte gerät in Gefahr. Die Frage ist aber auch: Wollen Sie, unsere Leserinnen, in dieser Situation überhaupt Blogs lesen? Und wenn ja, welche Inhalte wollen Sie lesen?
Ich spionierte bei anderen Bloggerinnen. Manche zeigen die pastellfarbenen Kaschmiroutfits aus ihre stylischen Home Offices. Andere geben esoterische Tipps, wie man in diesen unruhigen Tagen gut für sich sorgen kann. Oder versuchen, Optimismus zu verbreiten durch die Beschreibung schöner Hotels und Restaurants, die wir hoffentlich bald wieder besuchen werden.
Ich habe im Moment das Bedürfnis, mich zurückzuziehen. Ich möchte still sein. Ich denke an die Menschen, die jetzt unser Leben aufrechterhalten. LKW-Fahrer, die Tag und Nacht durch die Gegend brausen, damit wir genug Klopapier und Mehl haben. Friseurinnen, Postbotinnen, Apothekerinnen, Ärztinnen, die Frauen an der Kasse im Supermarkt.
Welchen Beitrag wir anderen leisten können? Ich habe keine Antwort außer: uns bei sachlichen Quellen informieren, soziale Distanz halten und Panik vermeiden. Dann werden wir hoffentlich unser schönes, freies Leben wieder zurückbekommen.
Ich wünsche Ihnen gute Gesundheit!
Liebe Ursel, für Dich und Deine Lieben auch viel Energie und Gesundheit. Ich habe das Gefühl, das Corona-Thema saugt mir sämtliche Energiereserven aus dem Körper und vor allen Dingen aus dem Geist. Ich möchte mich weiter auf meine Arbeit konzentrieren, mein Berufsalltag läuft weiter. Jedoch scheint mir, dass alle den Griffel aus der Hand gelegt haben… um was zu tun? Corona-Ferien am Rheinufer mit Kind und Kegel? Ist doch so schönes Frühlingswetter, da will man mal raus… Geht’s noch?
Weitermachen – Abstand halten – nur das Nötigste: Arbeiten und dann ab nach Hause! Geht doch auch mal eine Zeit lang, wenn es sein muss!
Herzliche Grüße, Susa
Autor
Danke für Deine guten Wünsche, liebe Susa. Auch bei mir macht sich die große Depression breit, gepaart mit entsetzlicher Unruhe und einer Riesenwut über die Dummheit der Leute. Jeden, der eine Corona Party feiert, möchte ich nach Bergamo schicken und zwingen, in den Krematorien bei den Massenverbrennungen mitzuhelfen.