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Carine Roitfeld: Meine Regel: tagsüber zehn Zentimeter, am Abend höher

Carine Roitfeld wurde mit 18 in Paris auf der Straße als Model entdeckt.  Für „Elle“ arbeitete sie als Stylistin und entwickelte mit Tom Ford und dem damals noch angestaubten italienischen Modehaus Gucci spektakuläre Werbekampagnen. Von 2001 bis 2011 war sie Chefredakteurin der französischen Vogue. Die zierliche Französin, geboren 1954, gilt als eine Stilikone. Ihre Art, Mode dezidiert erotisch zu inszenieren, hat immer provoziert. Als erste Modechefin zeigte sie einen farbigen Transvestiten mit Bart auf dem Cover. Die 1954 geborene zweifache Großmutter ist bekannt für ihre sexy Looks, sie trägt immer messerscharf geschnittene Kleidung und auch bei Eiseskälte keine Strümpfe. Niemals. Heute ist sie Herausgeberin ihres eigenen, zwei Mal jährlich erscheinenden Heftes, den CR Fashion Books. Sie vertreibt unter ihrem Namen Make-up, Kleidung und Parfüm. Sie selbst, ihre Kinder Julia und Valdimir Restoin-Roitfeld werden auf Instagram wie die Kennedys als Royal Family der Mode gefeiert.

Carine Roitfeld in 14 Zitaten

  1. Für die französische Vogue habe ich einen neuen Look erfunden. Ich nenne ihn Erotik-Porno-Schick. Die Frau, die ihn tragen konnte, war sexy, aber immer noch elegant. Nicht vulgär. Ich habe sie auch mal „black-eyed woman“ genannt, weil ich ihr immer sehr viel Kajal um die Augen geschmiert habe. Ich mag keine kleinen Modelmädchen mit halb offenen Mündern und Zöpfchen. Die Frauen in meinem Heft waren immer sehr selbstbewusst. Sie sollten zeigen, was sie haben.
  2. High Heels sind nie zu hoch. Meine Regel lautet: tagsüber mindestens zehn Zentimeter, am Abend höher. Stilettos haben übrigens noch andere Vorteile. Wenn er Rückenschmerzen hatte, fragte mich Tom Ford immer, ob ich in stilettos auf seinem Rücken auf und ab spazieren könnte. Es hat gegen seine Verspannungen geholfen.
  3. Ich würde niemals UGG Boots oder Flipflops tragen. Ich kann ihr Geräusch nicht ertragen.
  4. Ich altere langsam, vielleicht weil ich ein so konservatives Leben führe. Ich bin immer noch mit demselben Mann zusammen, ich habe keine Tattoos oder Piercings, ich habe keine Selbstzerstörung betrieben. Fantasien musste ich nicht ausleben, die wanderten alle gleich in meine Arbeit.
  5. Die Idee der französischen Frau und ihrer Verführungskunst ist eine Fantasie. Wenn Sie durch Paris laufen und dort die U-Bahn nehmen, werden Sie enttäuscht sein. Die Leute denken immer, dort sitzen Hunderte von Catherine Deneuves, die sich mit Parfüm auskennen, über Dior und Chanel parlieren oder die aktuelle Fingernägellänge kennen. Das war mal. Trotzdem gibt es eine strenge, eine Erziehung zur Verführung bei uns, ich ich für gut halte. Sie dürfen in diesem Zusammenhang auch den französischen Ehemann nicht vergessen. Er ist hart. Ich weiß, was mein Mann und sogar mein Sohn mir in Sachen Kleidung und aussehen erwarten, und sie lassen mich sofort wissen, wenn ich etwas nicht mehr tragen kann. Ärmellos geht nicht mehr. Da schimpfen sie mit mir. Was mal also von der französischen Großmutter lernen kann: dass man sich zwar selbst gefallen muss, aber auch daran denken muss, die anderen zu verführen.
  6. Die üblichen Anti-Aging-Prozeduren – Yoga, vegetarisches Essen, Saftkuren – sind ein wenig langweilig, non? Ich bin übrigens keine gute Yogajüngerin, denn ich denke nicht wie eine. Meine Meditation sind Ballettstunden. Dadurch hat sich mein Körper komplett verändert.
  7. Ich esse alles, auch Fleisch, Wurst und Käse. In Frankreich haben wir nicht diese harte Anti-Ess-Kultur. Ich will Käse essen dürfen, ohne das Gefühl, gegen ein Gesetz zu verstoßen. Amerikaner haben so viel Kontrolle über sich, wenn es ums Essen geht. Das macht mir manchmal Angst. Sie sind nie faul oder trinken puren Wodka.
  8. Ich liebe Wodka. Als mein Mann Geburtstag hatte, habe ich ihm eine Party in einem russischen Restaurant geschenkt. Wir waren 15 Leute und haben 200 Glaser nach hinten geworfen. Zack, zack, zack! Ich mag das Geräusch, es macht mich glücklich.
  9. Man sollte das leidige Wort „Dresscodes“ endlich aus dem Vokabular erwachsener Frauen streichen. Vor allem aber muss man wissen, was einen schöner macht, und immer darauf achten, dass man ein besonderes Merkmal hat. Es geht nicht darum, schön auszusehen, sondern sich selbst schön zu fühlen. Und man sollte niemals der Mode folgen.
  10. Wenn man älter wird, versucht man natürlich, die beste Crème zu benutzen, man nimmt Massagen, man versucht, attraktiv zu bleiben. Für meinen Geschmack ist das Vorhandensein von Falten manchmal attraktiver als überhaupt keine zu haben. Am wichtigsten ist jedoch die Körperhaltung: Die Art, wie man geht oder steht, macht das Alter sichtbar.
  11. Mein Vater, Jacques Roitfeld, war ein russischer Filmproduzent. Ich spreche etwas Russisch, und ich kann ein wenig Russisch lesen und schreiben. Ich lernte es von meiner Großmutter, die mir als Kind alle russischen Märchen erzählte. Es ging immer um Troikas und wunderschöne Prinzessinnen im romantischen, alten Russland. Ich fühle mich in Russland immer sehr wohl und ich lese gerne russische Schriftsteller. Dostojewsky begleitet mich immer. Ich liebe Gogol. Ich finde etwas von mir in diesen Büchern wieder. Die Russen sind extreme Menschen. Sie sind großzügig, aber auch total verrückt. Sie haben immer etwas zu erzählen, und das habe ich sehr gern.
  12. Ich bin kein nostalgischer Mensch. Ich blicke nie zurück, ich vergesse.
  13. Die Modewelt funktioniert nicht ganz so wie in dem Film „Der Teufel trägt Prada“ mit Meryl Streep. Natürlich musste ich manchmal klar und hart sein, aber ich bin nicht so eine harte Person. Ich bin hart zu mir selbst, aber nicht zu anderen. Wenn man von großartigen Leuten umgeben ist, muss man an das glauben, was sie machen und ihnen ermöglichen, sich auszudrücken.
  14. Meine besten Modetipps: Tragen Sie niemals Teile aus der Garderobe Ihrer Tochter, wenn Sie älter werden. Niemals! Sie werden in Jeansjacke und Minirock niemals attraktiv aussehen, selbst wenn Sie eine gute Figur haben. Entweder Sie tragen Kleidung, die Ihrem Alter entspricht oder Sie machen sich lächerlich. Und: ein Tipp von meinem Freund Karl Lagerfeld: Bitte überrasche mich.

 

 

Eine andere legendäre Modejournalistin ist Diana Vreeland, die langjährige Chefredakteurin der amerikanischen Vogue. Hier erfahren Sie mehr über sie.

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