„Ich glaube an rein gar nichts von diesem Spuk“ denke ich auf dem Weg zu meinem ayurvedischen Schnuppertag. Ich fahre im Auto. Wie immer höre ich Radio. Neben mir liegt das eingeschaltete Handy. PlingPling. Schon die fünfte SMS heute Morgen. Dann erreiche ich das beschauliche Bad Driburg. Mein Ayurveda-Tag medical im „Gräflicher Park Grand Resort“ beginnt.
Eine andere Welt! Alles hier strahlt Ruhe aus, insbesondere die in weiß gekleideten Therapeuten. Sie sind auf dem Weg zu Behandlungen mit Namen wie „Seidenhandschuhmassage“, „Stirnölguss“ und „Personal Yogastunde“. Frau Weiß, die freundliche Leiterin des Therapiezentrums, nimmt mich in Empfang und erklärt mir bei einer Tasse Koriandertee den Ablauf meines Ayurveda Tages.
Ich befinde mich im Erdgeschoss des historischen Badehauses des Gräflichen Kurparks, in dem seit diesem Sommer der renommierte Ayurveda-Arzt, Vaidya Kumaran Rajsekhar, und sein Team arbeiten und das seitdem von bekannten Persönlichkeiten besucht wird und in aller Munde ist.
Die Komponenten des “ Ayurveda-Tag medical“ sind: ein halbstündiges Ayurveda-Intro, eine 60minütige Erstkonsultation beim Ayurveda- Arzt, ein ayurvedisches 3 Gänge –Menü mit Teebegleitung und eine 90minütige vierhändige Ganzkörperöl-Massage. Und da kommt er dann, der berühmte blond gesträhnte Inder, nimmt mich mit in einen kleinen Behandlungsraum, bittet mich auf eine weiße Liege und bedeckt mich mit einer weißen Decke. Die Pulsdiagnose beginnt. Ich schließe die Augen und gehe davon aus, dass der Spuk bald vorbei ist.
Der Vaidya nimmt meine linke Hand. „Sie haben heute Morgen Kaffee getrunken?“ Ja, 3 Tassen. „Versuchen Sie zu entspannen. Ich gehe kurz aus dem Zimmer.“
Er kommt zurück, nimmt noch einmal meine linke Hand, fühlt lange den Puls, indem er fast unmerklich einen kleinen Druck mit seinen Fingern ausübt. „Sie wachen häufig zwischen 2 und 3 Uhr in der Nacht auf?“ In der Tat. Er geht um die Liege herum und nimmt meine rechte Hand. „Ihr Bein zuckt manchmal vor dem Einschlafen?“ Ja. „Einer Ihrer Eltern hatte Gallen- oder Nierensteine?“ Das stimmt. „Sie hören ein leichtes Geräusch im Ohr?“ Leider ja.
Innerhalb von 30 Minuten hat der Vaidya ohne ein technisches Hilfsmittel und ohne einen Blick in den zuvor von mir ausgefüllten Patientenfragebogen zu werfen verblüffend stimmig die Merkmale meiner Konstitution und Krankengeschichte benannt. Das feine Instrument der Pulsdiagnose erklärt er so: „Die reine Wahrheit im Körper ist die Pulsbewegung. Man kann sie nicht manipulieren.“
Das ausführliche Nachgespräch im Arztzimmer dreht sich um das Thema Ernährung. Der Körper sei wie eine große Küche, erklärt der Vaidya. „Sie arbeitet Tag und Nacht. Sie produziert viel Abfall und muss regelmäßig gereinigt werden, sonst funktioniert sie irgendwann nicht mehr.“ Es sei daher wichtig, typgerecht zu leben und sich typgerecht zu ernähren, um innere Ungleichgewichte zu vermeiden, die sich zu schwerwiegenden Krankheiten entwickeln können. Ayurveda soll helfen, Disharmonien auszugleichen und Krankheiten zu lindern. Bewährt hat es sich auch bei chronischen Erkrankungen wie Asthma und Rheuma, aber auch nach einer Chemotherapie.
Am Nachmittag, nach dem ayurvedischen 3 Gänge Menü im Caspar´s, das so köstlich ist, dass ich es demnächst in einem eigenen Post würdigen möchte, folgt eine 90minütige Ganzkörper-Ölmassage. Im Ayurveda Zentrum des „Gräflichen Parks“ werden Männer von männlichen Therapeuten und Frauen von Therapeutinnen behandelt. Eine Idee, die mir gefällt. Irina Hartmann und Nadja Kliewer behandeln mich nach einem Fußbad und einer wohltuenden Massage des Kopfes, der Haare und des Gesichts mit ruhigen, langen und ausstreichenden Bewegungen. Sie benutzen dazu ein angenehm angewärmtes Kräuteröl, das der Vaidya jeweils speziell für die Konstitution der Patienten zusammenstellt. Ayurvedische Ölmischungen haben unterschiedliche Funktionen. Sie helfen, den Menschen durchlässiger zu machen, ihn ins Gleichgewicht zu bringen oder ihn, wie in meinem Fall, mit einer Schutzhülle zu versehen. In jedem Fall führen sie zu tiefer Entspannung. Nach dem Abschluss der Massage wird der Körper mit Kichererbsenmehl bestäubt, das das Öl aufnimmt. Nach der Dusche folgt eine ausgiebige Nachruhe, die ich in angewärmte, weiße Tücher und Decken gehüllt bei einer Tasse Tee im Ruheraum verbrachte.
Was soll ich sagen? Pure Bliss! Noch heute, fünf Tage nach der Behandlung, spüre ich deren entspannende Wirkung. Mein Fazit zum Ayurveda Tag medical ist sehr positiv. Er bringt den Gast dazu, in einem immer stressiger werdenden Leben inne zu halten und sich auf die wesentlichen Fragen zu besinnen. Wer und was ist uns im Leben wirklich wichtig? Wieviel Zeit widmen wir diesem Wichtigen? Wieviel Zeit vergeuden wir mit Dingen, die unwesentlich sind? Wie können wir das verändern? Wie können wir unser Leben im Sinne des Ayurveda gesünder, kraftvoller und glücklicher gestalten?
Nicht jeder wird nach einem Ayuveda Tag sofort ein überzeugter Ayurvedaner werden. Nicht jeder wird danach seine Medikation ayurvedisch ausrichten und ausschließlich vegan essen. Nicht jeder kann sich eine Ayurveda Kur leisten. Im „Gräflicher Park“ werden Kuren angeboten, die zwischen 3 Tagen und 3 Wochen dauern. Sie haben ihren Preis, ja, aber sie bieten dem Gast eine Umgebung, Service und Kulinarik auf allerhöchstem Niveau.
Der Vaidya aus Bad Driburg hat mir mit auf den Weg gegeben, dass es ganz leicht ist, Elemente aus dem Ayurveda in seinen Alltag zu übernehmen. Dazu 3 Tipps:
1. Zubereitung einer Kanne mit einem entschlackenden Tee aus Kreuzkümmel und Fenchel, den man über den Tag verteilt in kleinen Dosen trinkt, um die Darmtätigkeit zu unterstützen.
2. Die Wechselatmung aus dem Yoga praktizieren, um den Körperzellen mehr Sauerstoff zuzuführen.
3. Den Speiseplan überprüfen, auf rotes Fleisch ganz verzichten und möglichst nur Gemüse und Obst essen, das saisonal und biologisch angebaut ist.
Ich habe mir fest vorgenommen, diese Hinweise zu befolgen und mir ab jetzt ein-oder zweimal im Jahr einen Ayurveda Tag medical zu gönnen. Das Geld ist gut angelegt, denn es ist eine Investition in die eigene Gesundheit.
Sie interessieren sich für einen Aufenthalt im „Gräflicher Park Grand Resort“? Hier berichte ich von meinem Kurzurlaub vor 2 Jahren.