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Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff: Kunst ist meine Leidenschaft

PicMonkey Collage AOS1Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine Minigolfbahn. 12 Hindernisse, seitlich jeweils eine niedrige Kugellampe, am Rand ein Korb mit Schlägern und Bällen. Seltsam, wie kommt das spießige Sonntagsvergnügen der Sechziger Jahre in den 230 Jahre alten Landschaftspark der Grafen von Oeynhausen-Sierstorpff? Bei genauerem Hinsehen wird sichtbar, dass es genauso ist und doch ganz anders. Ina Webers „Trümmerbahn“ ist eine begeh- und bespielbare Kunstinstallation. Die Berliner Bildhauerin hat die Hindernisse ihrer Minigolfanlage mit hintergründigem Humor durch kleine urbane Architekturen ersetzt. Man erkennt eine Tankstelle, den Plattenbau, Industriehalle, Bunker, Schwimmbad und Reste einer Fußgängerzone. Auf dem Rasen das vergnügte Publikum, das die kleinen, weißen Golfbälle durch die Minikonstruktionen manövriert. Ein Gespräch mit Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff, die das interaktive Kunstereignis für die Sommermonate nach Bad Driburg geholt hat.

Gräfin Oeynhausen, was reizt Sie an der Trümmer-Minigolfbahn? Es ist ein Kunstwerk, mit dem die Besucher spielen können. Ich habe einen hohen Anspruch an Kunst, mein Ansinnen ist aber auch, die Menschen für Kunst und Kultur zu sensibilisieren. Wenn man das auf so spielerische Weise macht wie Ina Weber mit den Trümmerbahnen, ist das ein Riesenglück. Minigolf gehört eben in eine Freizeitanlage. Der „Gräfliche Park“ ist nicht nur ein Gesamtkunstwerk, sondern auch ein Ort der Erholung für Menschen, die sich vergnügen wollen oder Ablenkung suchen. Sie können hier spazieren gehen, die Natur genießen, Kaffee trinken. Und jetzt auch noch Minigolf spielen – und zwar auf einem Kunstwerk.

Wie haben Sie es geschafft, die Installation nach Bad Driburg zu holen? Die Minigolfbahn wurde im Herbst 2015 in der Ausstellung „Paradiese“ auf dem Dach der Bundeskunsthalle in Bonn gezeigt. Bei der Eröffnung habe ich Ina Weber kennen gelernt und ihr gesagt, dass es mir sofort in den Sinn gekommen wäre, ob das was für Bad Driburg wäre. Sie stimmte zu und sagte, sie würde gerne mal vorbei kommen. Sie war sehr begeistert vom Gelände des Gräflichen Parks. Dann ging es natürlich noch um die Finanzierung. Allein der Transport ist teuer. Das Kunstwerk muss versichert sein, es hat ja einen hohen Wert. Es kann Leute geben, die nicht so pfleglich damit umgehen oder etwas entwenden. Insofern brauchte ich Sponsoren, die ich zum Glück auch fand.

Gibt es Pläne, den Gräflichen Park zum Skulpturengarten zu machen? Auf gar keinen Fall. Der Park hat eine sehr hohe Qualität, die es zu erhalten gilt. Die meisten Skulpturengärten verkommen leider irgendwann. Außerdem finde ich es aber auch viel interessanter, wenn man Kunst nur für eine kurze Zeit zeigt. Für Besucher ist das spannender.

Was interessiert Sie an der Kunstwelt? Kunst ist meine Leidenschaft. Mit dem Kunstbetrieb bin ich früh vertraut gewesen, auch durch meine Tante Hete Hünermann, die in Düsseldorf eine Galerie hatte. Schon vor meinem Studium habe ich zwei Jahre in der Galerie Hans Mayer in Düsseldorf gearbeitet. Später habe ich Kunstgeschichte studiert und meinen Magister über Keith Haring geschrieben, den ich auch noch persönlich kennen gelernt habe. Meinen Lebensunterhalt im Studium habe ich verdient, indem ich in Galerien und Museen gearbeitet habe.

Sind Sie Sammlerin? Wenn es das Budget erlaubt, kaufe ich ab und zu Kunst. Ich kaufe, was mir gefällt und das ist sehr unterschiedlich. Ganz oft kaufe ich auch nichts, obwohl mir was gefällt, weil ich das Geld dafür nicht habe. Sammler sind systematisch, sie haben eine bestimmte Idee und eine Besessenheit. Ich bin eine leidenschaftliche Kunstliebhaberin, aber ich bin weit davon entfernt, besessen zu sein, weil ich es mir gar nicht leisten kann.

Was steht auf Ihrem Kunstwunschzettel? Dass wir nächsten Sommer im Irrgarten des Gräflichen Parks die Aussichts-Plattform des Künstlers Michael Sailstorfer realisieren können. Aber weil es um seinen sechsstelligen Betrag geht, ist die Finanzierung noch lange nicht gesichert.

Die interessanteste Ausstellung, die Sie zuletzt gesehen haben? „Unfinished“ im The Met Breuer in New York, eine Ausstellung über die Ästhetik des Unfertigen von der Frührenaissance bis heute. Absolut beeindruckend, das hat mir einen Riesenspaß gemacht.

Berlin oder New York? Berlin. Im Moment sollte man sich Isa Genzken, Julian Rosefeldts „Manifesto“ und Leiko Ikemura in der Galerie Michael Haas anschauen. Neuerdings pilgern ja alle nach Los Angeles. Ich bin schon seit 30 Jahren nicht mehr dort gewesen, das würde mich natürlich auch interessieren.PicMonkey CollageAOS2

 („Trümmerbahnen-Minigolf“ wird von Juni bis September 2016 im Gräflichen Park Bad Driburg gezeigt. Zwischen 11 und 18 Uhr können Schläger und Bälle im Restaurant „Pferdestall“ abgeholt werden.)

 

 

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