Brüssel sei eine schmuddelige, chaotische, hässliche und harte Stadt, heißt es. In den Schlagzeilen ist die belgische Metropole jeden Tag als Hauptsitz der Europäischen Union. Nach den Anschlägen in Paris im Jahr 2015 schaffte sie es als vermeintliches Terrornest in die Medien, für Donald Trump war sie sogar ein „Höllenloch“. Soll man sich also davon abhalten lassen, mit der Freundin ein Wochenende in Brüssel zu verbringen? Mais non! Denn Brüssel ist die Stadt der Stunde! Sprachlich und kulturell vielfältig, ein Fixstern der internationalen Kunstszene, dabei aber gemütlich und ganz schön besonders. Hier die Tipps von Cerstin und mir für Ihren Trip mit der Freundin in die belgische Hauptstadt.
1. Wo übernachten?
Im Pillows City Hotel Brussels Centre. Das Vier-Sterne- Hotel liegt in einer ruhigen Seitenstraße in unmittelbarer Nähe des Brüsseler Gare Centrale und der Metro. Der Grand Place, die großen Museen und die Einkaufsviertel sind in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Die Atmosphäre ist klassisch-luxuriös, Zimmer, Lobby, Bibliothek und Restaurant sind zurückhaltend und geschmackvoll eingerichtet. Wir fühlten uns hier wie im Siebten Himmel.
Adresse: Parochiaansstraat 15/23
2. Wo kann ich gut essen?
In der Taverne du Passage: Der perfekte Ort, um sich in das elegante Brüssel der Zwanziger Jahre zurückzuversetzen. Die Brasserie befindet sich in der Galerie de la Reine, einer der prächtigen Einkaufspassagen aus dem 19. Jahrhundert im Stil der florentinischen Renaissance. Aufmerksame Kellner mit langen, weißen Schürzen, schwarz-weiße Bodenfliesen, an den Längsseiten des Restaurants mit Stoff bezogene Bänke mit darüber angebrachten Spiegeln und in der Mitte ein langer Tisch. Mittags und abends speist man hier belgisch-französische Klassiker. Ich war sehr glücklich mit meinen Moules Frites.
Adresse: Galerie de la Reine 30
Frites Atelier
In Brüssel kommt man um Pommes Frites nicht herum. Wo es die besten gibt? Da scheiden sich die Geister. Für mich im Frites Atelier von Sergio Herman. Er hat sein mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnetes Restaurant geschlossen und macht heute Fritten, für die er sich ein neues Verfahren ausgedacht hat. Die Kartoffelstückchen werden dreimal durchs heiße Fett geschwenkt und sind außen wahnsinnig knusprig und innen schönstens weich und geradezu saftig. Schon die Pommes sind ein großes Vergnügen, doch krönt Herman sie mit fünf verschiedenen Soßen. Mein Favorit ist die Trüffel-Mayonnaise. Fazit: Luxuxfritten für 6 Euro das Schälchen, aber der Genuss ist jeden Cent wert.
Adresse: Rue Sainte-Catherine 32. Schließt um 20 Uhr.
3. Die schönste Weitsicht?
Aus dem Riesenrad The View neben dem imposanten Justizpalast genießt man das ultimative Panorama über die Stadt. Adresse: Place Poelaert
4. Wie sieht ein typischer Sonntag in Brüssel aus?
Schön ruhig, wofür das überschaubare Brüssel wie gemacht ist. Ausschlafen, ausgedehntes Frühstück im Hotel, anschließend in eines der Museen. Sie gibt es in Brüssel en masse, denn Kunst und Gestaltung spielten schon immer eine große Rolle in dieser Stadt. Die Architektur ist stark durch Art Nouveau-Bauten geprägt, Brüssel gilt sogar als Geburtsort dieses Stils. Im Stadtzentrum liegen das Modemuseum, das Magritte Museum, das Bozar/Centre des Beaux Arts, ein 1922-1929 errichteter Gebäudekomplex des Architekten Victor Horta. Oder man gönnt sich den Spaß und besucht das Comic-Museum, denn Belgien ist die Hochburg der sogenannten Neunten Kunst und hat so illustre Comic-Helden wie „Tim und Struppi“ hervorgebracht. Und zwischendurch ins nächste Café, wo man gegen Sonnenuntergang „gezellig“ wird und von Espresso zu Wein oder Bier wechselt.
Adressen: Fashion&Lace Museum, Rue de la Violette 12, https://www.fashionandlacemuseum.brussels/en/
Magritte Museum, Place Royale 1, https://musee-magritte-museum.be/en
Bozar – Center for Fine Arts, rue Ravenstein 23, https://www.bozar.be/en
Comicmuseum, rue des Sables 20, https://www.cbbd.be/de/home
5. Wo gebe ich in Brüssel mein Geld aus?
Brüssel ist die Hauptstadt des zweitwohlhabendsten Landes in der EU, Wohnort der flämischen Großbürger und der gut verdienenden Beamten der EU und anderer internationaler Organisationen wie der Nato. Dementsprechend findet man ein großes Angebot an aparten Concept Stores, exklusiven Designerboutiquen und kultivierten Antique shops. Hier finden Sie alles vom gläsernen Kicker bis zum Tiger-Sessel für 5000Euro. Viel interessanter ist es aber doch, in den Second hand shops und auf Flohmärkten zu stöbern, wo Sie zum Beispiel noch Möbelklassiker der Zwanziger und Dreißiger Jahre finden können.
6. Welche Touristenfallen meide ich?
Die Gegend rund um die Grand Place mit all den All you can eat-Absteigen, in denen einen die Touristenfänger zum Bier trinken und Essen verführen wollen.
7. Was macht mich in Brüssel glücklich?
Die leicht roughe Atmosphäre. Brüssel ist eine Stadt voller Brüche. Der schönste Jugendstilpalast steht neben einer Bausünde aus den Siebzigerjahren, die edle Boutique neben dem Tattoo Studio. Die Stadt stellt ihre Schönheit nicht zur Schau, sondern ist unprätentiös und lässig. Die Brüsseler sind Genießer; sie lieben das gute Leben, das gute Bier und das gute Essen. Brüssel ist ein spannender melting pot, man trinkt abends sein Bier im kongolesisch geprägten Stadtteil Matongé bei einer nepalesischen Wirtin. Außerdem nimmt Brüssel sich nicht so ernst. Wo sonst wäre es denkbar, dass ein pinkelndes Männlein, Manneke Pis, zur bekanntesten Touristenattraktion wird und ein Wickelkleid von Diane von Fürstenberg trägt? Manneke Pis hat übrigens ein weibliches Pendant – Jeanneke Pis, hockend – und ein hündisches: Het Zinneke, das Bein hebend.
Mein Resumée: Kein größerer Spaß als Brüssel mit der liebsten Freundin!
Wenn Sie nach so viel Stadt gerne noch kurz ans Meer fahren möchten, finden Sie hier Cerstins Tipps für das belgische Seebad Ostende: