Heute sage ich: bye-bye, Newcastle. Über 11 Jahre habe ich hier gelebt. Mein erster Job nach Neuseeland und dem PhD, Erfolge im Beruf, Brexit, und nun eine Pandemie … ich habe hier viel erlebt. Viermal bin ich innerhalb der Stadt umgezogen. Zu Beginn wohnte ich direkt am Fluss – war schön, aber laut. Vom Balkon konnte ich die Tyne Bridge sehen. Am Wochenende ging ich noch einmal über sie, diese Ikone des Nordens. Die Brücke – und der Fluss, über den sie sich spannt – sagt viel über die Identität von Newcastle aus. Der Fluss trennt Newcastle von Gateshead; er bestimmt schon seit Jahrhunderten das Leben hier.
Direkt neben dem Fluss das ‚New Castle‘. Es gab Newcastle den Namen und eine erste Burg wurde hier bereits im 11. Jahrundert von Robert Curthose, dem Sohn von Wilhelm dem Eroberer, erbaut. Newcastle hat eine lange und vielfältige Geschichte – man denke auch an Hadrian’s Wall. Im 19. Jahrhundert boomte es hier dann durch den Schiffbau, und der in Newcastle ansässige Industrielle William Armstrong schickte von hier seinen Waffen und vieles mehr in die Welt. Sein Sitz in Cragside (ausserhalb von Newcastle) ist einen Besuch wert; in der Stadt selbst kann man im wunderbaren Jesmond Dene – um die Ecke von meiner letzten Wohnung – auf seinen Spuren wandeln.
Newcastle ist eine Stadt, in der es sich gut leben lässt. Für englische Verhältnisse günstig, gute Verkehrsanbindungen; zwei Unis und eine interesannte Kulturszene. Diese beeinhaltet nicht nur das Theatre Royal, in der oft die Royal Shakespeare Company zu Gast ist, sondern auch das Sage Gateshead direkt am Fluss gelegen – hier war ich bei vielen tollen Konzerten. Auch zum shoppen ist Newcastle gut, und hat sich über die letzten Jahre sehr gemausert. Ich hoffe, Coronavirus wird nun nicht alles rückgängig machen. Auf meinem Rundgang am Wochenende konnte man der Pandemie jedenfalls nicht entkommen: in der Einkaufsstrasse gibt es für Fussgänger nun ein „Eihnbahnstrassensystem.“
Dennoch – und ich weiss sehr wohl, dass das etwas unfair ist – bin ich mit Newcastle nie richtig warm geworden. Ich habe hier gelebt. Und ich habe hier durchaus gerne gelebt. Aber wie mein Zuhause hat sich Newcastle nie angefühlt. Warum kann ich gar nicht so genau sagen. Irgendwie tut es mir immer etwas leid, aber so ist es nunmal. Und so sage ich nun heute bye-bye.
Umzug Nummer 5. Aber diesmal nicht innerhalb von Newcastle, sondern nach Edinburgh. Die Hauptstadt Schottlands kenne ich seit über 20 Jahren. Ich machte dort nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Behindertenheim; ein paar Jahre später kam ich zum Studium zurück. Wie meine Freundin Julia vor ein paar Tagen so passend schrieb: „Nichtt mehr lange und du kommst nach Hause.“
Genau.
… Und in Edinburgh hab ich schonmal bei einem kurzen Besuch letzte Woche für heute Abend eingekauft. Zuhause muss ja schliesslich was im Kühlschrank haben!
Irgendwie auch schön ein Abschied ohne schwerem Herzen. Edinburgh stelle ich mir toll vor, ich kenne es nur von Fotos und fand es immer umwerfend schön. Der Einkauf ist doch schon mal klasse
Liebe Grüße Tina
Autor
Stimmt! Lieben Dank für die „Erinnerung“ daran. Der Einkauf hat gut geschmeckt.