Alle zwei Jahre gibt es fünf statt vier Jahreszeiten. In der fünften Saison dreht sich bei mir alles um – Fußball. Denn dann steht eines der großen Turniere an, eine Europa- und Weltmeisterschaft der Männer. Und das bedeutet: Es finden am Abend drei Spiele statt, nach denen ich meinen Tagesablauf ausrichte.
Spätestens seit Fussball auch urbane Hipster-Szenen begeistert, werden in den angesagten Bars Spiele übertragen, poppen in leerstehenden Garagen und auf Dachterrassen verlassener Bürohäuser temporäre Bistros auf. Meist betrieben von einer Jungs-Gang, ihr Publikum speist sich aus den üblichen Verdächtigen, Freunden von Freunden.
Dass heute Mädchen und Frauen mitfiebern, scheint selbstverständlich. Dabei betrat erst Ende der Neunzigerjahre ein gewisser David Beckham die internationale Fußballwelt. Und mit ihm nicht nur ein Meister der langen Pässe, sondern auch noch einer, der dabei cool aussah. Bis dahin waren nur Tennisspieler oder Formel-1-Fahrer an der Seite von Models, Prinzessinnen und Schauspielerinnen gesichtet worden – plötzlich eroberte ein Fußballer das «poshe» Spice Girl Victoria. Die Mädchenherzen auf der ganzen Welt schlugen um ein, zwei Takte schneller.
Mit Beckham war der Boden bereitet für eine neue Generation von Spielern: attraktiv genug, um für Männermagazine zu posieren, tätowiert wie ein ehemaliger Strafgefangener und immer schön weit entfernt vom angepassten Frauenversteher – den Frauen wohl nie wirklich sexy fanden.
Und so frage ich mich heute Abend: Wird die Sonne scheinen? Dann müssen wir auf der Terrasse der Stammkneipe einen Platz für Freunde und Nachbarn reservieren, denn nichts ist vergnüglicher als ein Spiel in einer großen Runde anzusehen.
Wird es regnen? Dann müssen wir einen Platz finden, der überdacht ist, damit wir während des Spiels im Trockenen sitzen, um die Spieler anzufeuern.
Denn nachdem die Fußball-EM wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben werden musste, freuen wir uns alle, dass es nun wieder losgeht. Die Daumen drücken für mein Lieblingsteam (Frankreich), es aber auch den anderen gönnen und mit den Underdogs zittern.