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Mein Leben mit grauen Haaren. Ein Selbstversuch. (1)

P1110648Eins ist klar: Der Mut zu grauen Haaren ist die hohe Schule. Ich hoffe, ich bin jetzt reif dafür. Die Jahre, in denen ich mit allen möglichen Colorations-Techniken gegen den natürlichen Farbwechsel in meinem Haar ankämpfte, sind seit Anfang des neuen Jahres vorbei. Vorausgegangen ist eine lange Zeit, in der ich an mir und anderen älteren Frauen den Kontrast zwischen zunehmend pergamentblasser Haut und dunkel gefärbten Haaren beobachtet habe. Natürlich habe ich mich auch mit Freundinnen beraten. Ihre Meinungen reichen von „Tu es nicht, denn du wirst auf den Schlag um 10 Jahre älter aussehen.“ bis zu „Solltest du den Mut aufbringen, hättest du meine Bewunderung.“

Wer einmal anfängt, seine Haare färben zu lassen, sitzt bald in der Falle. Die Ansätze müssen eigentlich alle 2 Wochen, spätestens alle 4 Wochen nachgefärbt werden. Den Aufwand scheue ich nicht, aber die Chemie, denn ich werde gesundheitsbewusster. Vor allem aber bin ich es leid, so auszusehen, als strebte ich nach einer 10 Jahren jüngeren Version von mir selbst. Stattdessen möchte ich ab jetzt lieber aussehen wie ich selbst.

Ältere Frauen mit dunkel gefärbten Haaren – ein seltsamer und insbesondere unter Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, verbreiteter Anachronismus. Selbst die Kanzlerin färbt, Iris Berben sowieso, und sogar Jutta Speidel, die sonst nichts an sich machen lässt. Manche ehemals Dunkelhaarigen werden im Alter blond, siehe Uschi Glas. Zeitschriften für Frauen über 40 gerieren sich gern als Vorreiter in Sachen „Graue Haare sind sexy.“, aber immer nur halbherzig. Sie zeigen graue Haare an hochattraktiven Models, deren Gesichter entlarven, dass sie wahrscheinlich nicht älter sind als 32. Immer mit feurigen Kulleraugen, gebräunter und glatter Haut, seidig-langem Haar, herrlich meliert in Grau-Schwarz. Weibliche George Clooneys sozusagen. Pionierinnen in Sachen „Grau“ kennt man eher unter Künstlerinnen. Die Autorin Joan Didion gehört dazu.

Joan Didion zeigt, wie es geht. Sie trägt grau, aber mit Allure. Ihre Autorenfotos zeigen eine Dame mit gelber Corvette, Zigarette, bodenlangem Kleid und großer Sonnenbrille. Ihr Beispiel verdeutlicht: Wer sich als ältere Frau für seine natürliche Haarfarbe entscheidet, braucht den richtigen Lippenstift, ausgefallene Accessoires und einen guten Friseur. Mein Haarengel heißt Christine, und Christine kann es. Um das natürliche Grau meiner Haare herauswachsen zu lassen, hat sie mir in einem ersten Schritt ultrafeine, blonde Strähnchen gezogen und mir als Schnitt einen exakten Bob angedeihen lassen. In puncto Lippenstift probiere ich noch. Als Abendlektüre wähle ich neuerdings den geriatrisch motivierten, moralischen Unterbau. Ich fand ihn zum Beispiel in einem Büchlein von Christian Dior. „Gefärbtes Haar mag ich nicht. … Falls Sie früh ergrauen, werden Sie mit Ihren grauen Haaren eleganter und jünger aussehen als mit gefärbtem. Ab einem gewissen Alter können gefärbte Haare ohnehin niemanden mehr täuschen.“

Und so gehts weiter: Mein Leben mit grauen Haaren. Ein Selbstversuch (2)

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