Was in Berlin die Goldenen Zwanziger und in New York die Roaring Twenties waren, nannten die Franzosen Les Années folles. Europas große Kulturmetropole erlebte damals einen Aufbruch zu neuen Ufern. Die Hoffnung auf Veränderungen brachen sich Bahn und erzeugten in allen Bereichen kraftvolle Impulse.
Während des 1. Weltkriegs, als die Männer als Soldaten eingesetzt waren, war die Stunde der Frauen gekommen. Sie mussten zu Hause die Plätze der Männer einnehmen und wurden als Straßenbahnfahrerinnen oder Ambulanzschwestern eingesetzt, arbeiteten in der Industrie und in der Landwirtschaft. Das neue Leben eröffnete ihnen die Gelegenheit, Geld zu verdienen und wirtschaftlich unabhängig zu werden. Doch noch immer waren sie von Wahlrecht, Ausbildung und Karriere, sportlicher Betätigung und Selbstbestimmung abgeschnitten. Gerade Künstlerinnen wurden zu Vorreiterinnen im Kampf gegen das patriarchale System und kämpften entschlossen um mehr Sichtbarkeit und Einfluss. An dem von Männern dominierten Kunstleben der Jahre bis 1914 hatten Frauen zwar durchaus mitgewirkt. Doch waren die meisten nur als Modell, Muse, Mätresse, Assistentin oder Schülerin wahrgenommen worden. Nur sehr wenigen hatte ernsthafte Anerkennung gegolten. Erst nach Ende des Krieges begannen private Kunstschulen, ihre Tore für Frauen zu öffnen. Endlich wurden sie als Malerinnen, Designerinnen, Tänzerinnen und Architektinnen ausgebildet. Die „neuen Frauen“ traten selbstbewusst auf, trugen freche Kurzhaarschnitte und Hosen. Sie forderten Gleichberechtigung ein und wurden Chefinnen ihrer eigenen Büros, Ateliers, Galerien und Verlage.
In Paris würdigt das schöne, kleine Musée du Luxembourg, das direkt an den Jardin de Luxembourg grenzt, in einer sehenswerten Ausstellung 45 Künstlerinnen und das Kunstleben der Stadt mitprägende Frauen, die als Erste in ihren künstlerischen Disziplinen auf sich aufmerksam machen konnten. Zu den Namhaftesten gehören Sonia Delaunay, Josephine Baker, Natalia Gontscharowa, Sophie Taeuber-Arp oder Tamara de Lempicka. Ihre Gemälde, Plastiken, Fotografien, Performances und Grafiken zeugen von Qualität und Eigenständigkeit, und viele davon sind in bedeutende Museen oder Privatsammlungen gelangt.
Viele dieser Pionierinnen, wie sie jetzt in den Sälen des Museums bezeichnet werden, sind von der Kunstgeschichtsschreibung vernachlässigt und so wie Sophie Taeuber-Arp erst in den letzten Jahren wiederentdeckt worden. Manche erlebten noch in hohem Alter ein neues Interesse an ihrem Schaffen; andere, selbst eine heutige Berühmtheit wie Tamara de Lempicka, starben in Vergessenheit.
«Pionnières – Artistes dans le Paris des Années folles», Musée du Luxembourg, 19 Rue de Vaugirard, 75006 Paris. Noch bis 10. Juli, Kat. 40 €.
Wie man allein als Frau ins schöne Paris reist und dabei ganz und gar auf seine Kosten kommt, zeigt Ihnen Cerstin hier.
Wie immer ! Liebe Ursel, dein Bericht über die Pionierinnen
in Paris vor dem 1. Weltkrieg zeigt mal wieder deine
wunderbare Art nicht nur inhaltlich, sondern auch
sprachlich detailiert und anregend zu einem speziellen Thema zu schreiben
Auch diesen Bericht habe ich wehmütig gelesen, dabei gedacht, wie gern ich endlich mal wieder in Paris wäre und …
natürlich diese Ausstellung besuchen würde. Es wird leider bis zum 10. Juli etwas knapp !
Deine Marion Goes
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Danke, liebe Marion.
Liebe Ursel nach einer wunderschönen Woche in Südtirol und dem wunderschönen Hotel Drei Zinnen möchte ich Ihnen die herzlichsten Grüsse von Frau Watschinger und Steffi ausrichten.Es war ein Traum und wir werden dort sicher nicht das letzte Mal gewesensein.Der Ausblick ist phantastisch und lädt zum spazieren gehen ein.Von der guten Küche und dem tollen Service waren wir begeistert.Viele liebe Grüsse von Maren
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Danke für die Grüsse. Das freut mich alles sehr.