Was für eine Ausstellung! Wie schön! Wie kühn! Es ist eine außergewöhnliche Mode-Show, die das Costume Institute des New Yorker Metropolitan Museums of Art in diesem Sommer zeigt. Die Entwürfe der japanischen Designerin Rei Kawakubo (74) sind faszinierend, wenn auch in den meisten Fällen kaum tragbar. Verrutschte Taillen, nach außen gekehrte Nähte, ausgefranzte Säume, ein dritter und ein vierter Ärmel. Kleider, die durch eingearbeitete Polster wie deformierte Formen mit riesigen Tumoren wirken. Pullover mit wie von Motten zerfressenen Löchern. Androgyne Kleider mit Lederaufsätzen, die sie zu Rüstungen machen. Dann wiederum sorgen zartrosa Stoffgebirge, Spitzen, Marabufedern, Tüll und Seide für Romantik. Alles, was hier gezeigt wird, ist atemberaubend und radikal.
Die 120 Objekte werden in einem Seitenflügel des Museum gezeigt, in einer von Rei Kawakubo entworfenen Ausstellungsarchitektur, die wie ein minimalistisches, weißes Dorf wirkt. Darin gibt es auf zwei Ebenen nach vorne geöffnete „Häuser“ in unterschiedlichsten Formen, in denen die extravaganten Entwürfe zur Schau gestellt werden. Unter der Decke sind einfache, weiße Leuchtstoffröhren angebracht.
Sehr bemerkenswert ist auch der kreative Kopfschmuck für die Kleiderpuppen, den der Haarstylist Julien d`Ys geschaffen hat.
Rei Kawakubos hat ihr Label „Comme des Garcons“ 1969 in Tokio gegründet. Ihre innovativen, konzeptuellen Entwürfe haben damals irritiert und sie irritieren noch heute. Sie stellen unsere Vorstellungen von Schönheit, Stil und Eleganz in Frage, und sie verwischen die Grenze zwischen Kleidung und Kunst. Sie werden zu dreidimensionalen Formen, die die Grenzen des Körpers überschreiten. Noch nie zuvor Gesehenes, Hybridartiges, die Kunst des „In-Between“. Wie wunderbar, dass das Met Museum ihr die Ehre dieser einzigartigen Ausstellung erweist, die noch bis zum 4. September zu sehen ist.
Rei Kawakubo/Comme des Garcons: Art of the In-Between. Metropolitan Museum of Art, New York.