Ich weiß, ich weiß: über Brunch hab ich hier schon öfters mal geschrieben. Aber ich liebe ihn einfach. Und irgendwie jetzt noch mehr, weil er mir ein kleines Stück Normalität zurückgibt und gerade auch draussen auf den neu geschaffenen Terassen und Flächen der Aussengastronomie viel Freude bereitet. Mir jedenfalls. Denn wie schon immer sehe ich so gerne dem Menschengewusel auf der Strasse zu; schaue so gerne auf das Leben, wie as an mir vorbeiläuft. Dazu einen schönen Tee und gutes Essen. Genauso sieht für mich der Start zu einem guten Tag aus. Denn ich bestelle immer:
Brunch – einmal Seele baumeln lassen, bitte
Dazu gehört für mich immer eine Bloody Mary. Ich liebe sie einfach. Nehme sie auch durchaus jungfräulich – wie man auf English so schön sagt – ohne Alkohol. Bei meinem Cafe um die Ecke, mit Blick auf den Water of Leith und unseren Hafen, gibt es sie aber mit einem super Vodaka, da darf es auch die echte sein … jedenfalls am Wochenende.
Viele mögen sie nicht, die Bloody Mary. Ich liebe sie – jedenfalls dann, wenn sie nicht zu scharf ist. Für mich ist die auch nicht nur ein Heilmittel für den Sonntagmorgen, falls man am Samstag einen über den Durst getrunken hat. Auch sonst gerne, und besonders gerne mit einem Stück Speck dazu. Woher die Bloody Mary kommt, darüber streitet man sich bis heute, denn es gibt dazu verschiedene Geschichten. Die meisten von ihnen führen zu Harry’s New York Bar in Paris. Die Bar wurde 1911 eröffnet und schnell zum Magneten sowohl für Pariser selbst, als auch für amerikanische Expats in Paris, unter ihnen auch Ernest Hemingway. Vodka wurde vor allem in den 1920ern populär – zu dem Zeitpunkt trafen viele Russen in Paris ein, die vor der Revolution geflohen waren. Harry’s Barkeeper Ferdinand Petiot began damals, mit Vodka zu experimentieren, kam aber nicht so recht voran. Erst als ihm jemand amerikanischen Tomatensaft aus der Dose präsentierte, kam ihm die zündende Idee. Der neue Cocktail hiess zunächst Bucket of Blood … Gott sei Dank blieb es nicht dabei.
Und Eier Benedict – oder eine Variation
Heute mal Florentine, also die halbwegs gesunde Variante mit Spinat. Auch zur Geschichte der Eier Benedict gibt es verschiedene Versionen, aber beide führen nach New York. Eine Theorie besagt, dass der Checfkoch des New Yorker Restaurants Delmonico’s, Charles Ranhofer, Eier Benedict für den LeGrand Benedict, ein bekannter Finanzier, erfunden habe, als dieser sich über das langweilige Frühstück beklagte, und etwas Neues verlangte. Auf jeden Fall findet man ein Rezept für „Eggs a la Benedick“ im Kochbuch Ranhofers, welches 1894 erschien.
Die andere Theorie führt ins Waldorf-Astoria Hotel, wo der Börsenmakler Lemuel Benedict – auch 1894 – eine Katerfrühstück verlangt haben soll, was zu den Eiern führte.
Egal wie die Eier auch immer geboren wurden, ich geniesse sie in jedem Fall. Nicht zuletzt, weil wir heute Feiertag haben und ihn so auf leckere Weise beginnen konnte.