Die Kölschen (egal ob Immi oder by nature) sind ja ein geselliges Völkchen. Ich unterstelle einfach mal, dass es wenige Orte in Deutschland gibt, in denen man sich so selbstverständlich mit wildfremden Menschen einen Tisch teilt, in denen man zusammenrückt, damit für andere noch Platz ist, oder sich auch nur traut zu fragen, ob man sich dazu setzen darf, wie hier. Das ist schön und oft sehr witzig und vor allem einfach auch sehr nett.
Zusammenrücken mit fremden Menschen, das geht in dieser Post-Lockdown-Corona-Zeit natürlich nicht.
Aber essen gehen, geht seit einigen Tagen natürlich schon.
Das machte nach der langen Corona-Pause vielleicht noch ein bisschen mehr Spaß, wenn, ja wenn es nicht so schwierig wäre, überhaupt noch einen Tisch – vorzugsweise natürlich im Freien – zu bekommen. Und wenn, ja wenn man nicht jedes Mal endlos lange damit beschäftigt wäre, irgendwelche Namenslisten handschriftlich auszufüllen, von denen man im Zweifelsfall noch nicht mal weiß, wo sie denn landen werden und wer sie alles noch zu Gesicht bekommt.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde es absolut sinnvoll, dass die Zahl der Tische verringert und eine Strategie der Nachverfolgbarkeit für Gastronomiebesuche vorgegeben wurde. Trotzdem ist da noch Luft nach oben. Und genau daran wurde in Köln schon fleißig gearbeitet.
Ein gutes Beispiel ist das wunderbare Brauhaus Johann Schäfer.
Die Tische im Innenbereich wurden auseinander gezogen und wo nötig durch Plexiglasscheiben voneinander getrennt. Die Stadt Köln hatte (endlich mal) ein Einsehen und erlaubte die Ausweitung der Tische im Außenbereich auf den Parkstreifen. Und statt mühseligem Listenfüllen nutzen die Betreiber die Recover-App, ein Produkt des Veedelsretter-Teams, das schon in den frühen Zeiten des Corona-Lockdowns viel für den Erhalt der kölschen Veedelskultur getan hat. Die Gäste können damit per Handy über einen QR-Code digital ihre Daten übermitteln, lästiger Papierkram fällt weg (alles übrigens Open Source und super transparent, was den Datenschutz angeht). Die Resonanz ist einem WDR Bericht zufolge groß: Zehn Tage nach dem Start machten bereits 300 Gastronomen mit.
Ja, die Geselligkeit hat ein wenig gelitten. Aber das ist ein kleiner Preis, finde ich, wenn es hilft uns alle gesund zu halten. Wat wells de maache?, sagt man in Köln (auf Wikipedia habe ich die Übersetzung „Füge Dich in Dein Schicksal.“ gefunden.) Und so ein schweres Schicksal ist das nun wirklich nicht.
Denn: Nicht gelitten hat die Qualität des Essens und der wahnsinnig zuvorkommende Service der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die trotz Maske immer ein sichtbares Lächeln auf den Lippen und einen flotten Spruch auf Lager haben.
Unbedingte Empfehlung: Bratwurst mit scharfem Rieslingsenf und die Stampfkartoffeln mit Paprikakompott und Bergkäse, dazu den Grauburgunder von Dr. Heyden. Auch die Rippchen, die Speckkartoffeln und der Wildkräutersalat mit eingelegten Radieschen war wie immer sensationell. Aber eigentlich müssen Sie alles probieren!
Brauhaus Johann Schäfer
Köln – Südstadt
Elsassstrasse 6
50677 Köln
https://www.johann-schaefer.de/
Und wenn Sie weitere Restaurantempfehlungen für Köln suchen… Wie wäre es mit dem MaiBeck, meinen Favoriten mit Außengastronomie in der Südstadt, oder dem Neni im 25 hours in Köln?