Das verbinde ich mit Weihnachten: Ehrlich gesagt vor allem erstmal Chaos. Zumindest früher. Ob Reisechaos auf dem Weg nach Deutschland oder Chaos, weil der Tannenbaum nicht allen gefiel, von Ruhe und Besinnlichkeit war da oft zunächst nicht viel zu spüren. Es hört sich sicher etwas seltsam an, aber ich habe Weihnachten durch die Pandemie nun ganz neu für mich entdeckt. Normalerweise bin ich nämlich Weihnachten immer nach Hause nach Bielefeld gefahren, aber das ging die letzten Jahre nicht, und so musste ich mir meine eigene Tradition erschaffen – bis 2020 hatte ich noch nicht einmal Schmuck für den Baum, denn bis dahin hatte ich noch nie selbst einen Baum gehabt. Nun habe ich meinen eignen Rhythmus für die Weihnachtstage hier in Edinburgh, und der gefällt mir so gut, dass ich auch in diesem Jahr hierbleibe. Wie sich nun herausstellt war das eine sehr gute Idee, denn das Personal an Flughäfen streikt und so hätte ich wirklich Probleme gehabt. Meine „Weihnachtswelt“ hier beeinhaltet gute Freunde, gutes Essen, lange Spaziergänge und das Entdecken anderer Welten und Zeiten durch Bücher – meine Auswahl für die Weihnachtstage findet ihr am Ende. Ich liebe diese Gemütlichkeit. So stelle ich mir hygge vor. Mein Weihnachten ist jetzt sehr hygge.
Mein Weihnachtsessen: An Heiligabend bin ich bei Freunden zum Essen eingeladen, es gibt Wild; ich bin für den Wein verantwortlich. Auch sehr hygge so. Am ersten Weihnachtstag wird es bei mir Rebhuhn geben, am zweiten Fisch. Dazwischen Leckereien aus verschiedenen Delikatessenläden, von leckerer Wurst hier aus Leith bis hin zum Käse aus den Highlands. Ich muss alles noch abholen, aber danach wird es auch damit also vor allem einfach sein. Ich mag es so. Süsse Gaumenfreuden, von Plätzchen bis zum Weihnachtskuchen, mache ich jedoch alle selbst, so schmeckt es doch am besten.
Meine Weihnachtsmusik: Bei mir entscheidet es Siri – bei sowas sehr praktisch, dem Gerät einfach zu sagen, dass es doch mal Weihnachtsmusik auflegen soll. Ein guter Mix aus alten und neuen Weihnachtsliedern macht so schon gute Stimmung.
Mein Weihnachtsfilm: So richtig schmalzige Weihnachtsfilme sind wirklich nicht mein Ding, wobei auch ich hin und wieder mal „Love Actually“ oder „The Holiday“ anmache. Aber im letzten Jahr habe ich einen Weihnachtsfilm geschaut – den empfehle ich euch jetzt einfach mal. Ist „Rare Exports“ so richtig gut? Nein. Macht er so richtig Spass, weil er so verrückt ist? Ja.
So sieht mein Tannenbaum aus: Seitdem ich hier in Edinburgh zu Weihnachten einen Baum habe, ist es ein „Caring Christmas Tree“ für eine Obdachlosenhilfe: alle Einnahmen gehen an Obdachlose. Der Baum selbst kommt hier direkt aus der Gegend und wird ins Haus geliefert. In diesem Jahr eine Nummer grösser, als ich eigentlich bestellt hatte. Gut, dass meine Decke hier schön hoch ist, aber ich musste trotzdem erstmal etwas absäge. Aber er ist so wunderbar gut gewachsen und buschig.
Die Sachen mit den Geschenken …: Natürlich mag auch ich Geschenke gerne. Und natürlich schenke auch ich gerne. Aber zu Weihnachten gibt es schon seit Jahren keine so richtigen Geschenke wie früher mehr. Der Konsumwahn, der sich um Weihnachten regelrecht ausgebreitet hat, ist mir sehr zuwider. Wenn ich überhaupt schaue, dann zum Beispiel beim Coburg House, einer Art Künstler-Kollektive. Aber vor allem gebe ich normalerweise auf andere Art: durch Spenden an Organisationen. In diesem Jahr zum Beispiel an Reunite Families UK.