Kann man Geschichte eigentlich essen? Die absolut schönste, leckerste und stylishste Antwort auf diese Frage gibt es bei Dinner by Heston Blumenthal im Mandarin Oriental Hyde Park in London. Hier gibt es nämlich nur Gerichte, die historischen Rezepten entnommen sind. Und so ist Dinner nicht nur eine wunderbare kulinarische Reise, sondern auch sehr direkt eine Reise in die Geschichte. Vor allem dann, wenn man sich die Karte „The Maverick“ aussucht: mit diesem Kartensystem bestimmt der Gast nämlich von Beginn an, wie viel Geschichte er über die Gerichte lernen möchte. Der Abenteurer lässt einfach das Essen selbst erzählen und wird so wenig vom Personal im Dinner-Genuss gestört. Wer gerne etwas mehr erfahren möchte, wählt den Guide. Und für das volle Programm der „Maverick“.
Dinner by Heston Blumenthal: kulinarisch in die Geschichte
Natürlich wollte ich alles Mögliche über die Gerichte lernen und wählte darum selbstverständlich den Maverick. Man kann die Wahl übrigens auch im Verlauf noch einmal ändern – das Personal bei Dinner ist einfach extrem gut darin, die Wünsche der Gäste zu erkennen! Dafür gibt es sogleich schon einmal die besten Noten!
Dinner by Heston Blumenthal: Die Vorspeise
Meat Fruit
Das Rezept kommt ca. aus dem 16. Jahrhundert.
Sieht aus wie eine Mandarine, ist aber keine. Bei diesem Gericht handelt es sich um ein Parfait aus der Leber von einem Hühnchen. Und das alles sozusagen als Mandarine verpackt. Die „Schale“ sieht einer echten Mandarine wirklich zum Verwechseln ähnlich und bringt tatsächlich auch etwas den Geschmack einer Mandarine mit ins Spiel. Dazu gibt es ein gegrilltes Brot mit etwas Knoblauch. Leber mag ich eigentlich nicht so gerne, habe diese Vorspeise aber dennoch gewählt, weil sie so eine Ikone für Dinner ist. Ich habe es absolut nicht bereut: unglaublich lecker.
Dinner by Heston Blumenthal: Das Hauptgericht
Das Rezept kommt aus ca. 79 nach Christus
Ente und Rübe, dazu gewürzte Entenherzen, schwarzer Trüffel und Rosenkohl. Hier bekam ich vor allem die Kochweise erklärt – insbesondere, wie man die Entenhaut so hinbekommt, wie es hier auf dem Bild zu sehen ist. Die Entenbrust war butterweich und auch dieses Gericht eine wunderbare Gaumenfreude.
Dinner by Heston Blumenthal: Und einmal Nachtisch bitte!
Tipsy Cake
Das Rezept kommt aus ca. 1858
Den Tipsy Cake kannte ich bereits, denn ich war vor etlichen Jahren bereits einmal bei Dinner. Und genau darum war mir sofort klar: wenn es den Tipsy Cake noch auf der Karte gibt, dann würde ich ihn wieder bestellen. Das vielleicht beste – wenn auch, das muss man sagen – wirklich nicht leichte Dessert, welches ich jemals geniessen durfte. Der kleine Kuchen ist, wie der Name sagt, „tipsy“, also sozusagen leicht besoffen, denn erst ist in Alkohol eingelegt. Dazu gibt es ein Stück Ananas. Dies ist aber nicht einfach nur so ein Stück – nein! Es wird, im Prinzip wie ein Spiessbraten, geröstet. Es ist himmlisch.
Mein Fazit
Nein, billig ist das Essen hier nicht. Sowas haben Sternerestaurants ja leider selten an sich. Aber die kulinarische Reise in die Geschichte ist es auf jeden Fall wert! Mein grosses Lob geht aber auch an das Personal, vom wunderbaren Sommelier bis zur Dame am Empfang, die mich sogleich mit Titel begrüsste. Darum per se geht es mir gar nicht: man merkt aber so, wie sehr sich hier um die Gäste gekümmert wird. Dann und wann darf man – sollte man – sich sowas gönnen.
Wo finde ich Dinner by Heston Blumenthal?
66 Knightsbridge, London SW1X 7LA, Grossbritannien