Eigentlich hat mich der Zusammenhang zwischen Mode und Psychologie schon immer interessiert. Während meines Studiums am London College of Fashion hab ich mich dann ein bisschen tiefer eingelesen. Seitdem sind jetzt 15 Jahre ins Land gezogen, weshalb ich mich mal wieder ein bisschen umgeschaut habe, welche neuen Erkenntnisse es in dieser Hinsicht gibt und welche Konsequenzen wir als Frauen über 50 daraus ziehen können.
Hier drei Antworten auf drei Fragen, die mir immer mal wieder gestellt werden, wenn ich erzähle, dass ich (auch) ü50 Modebloggerin bin.
„Wie finde ich in meinem Alter einen Stil, der sich wirklich authentisch anfühlt?“
Mein wichtigster Tipp: Beginnen Sie nicht im Kleiderschrank und nicht beim Bummel durch die Stadt, sondern vor dem Spiegel. Fragen Sie sich: Wie möchte ich wirken – ruhig, lebendig, souverän, sportlich, neugierig? Wählen Sie anschließend Kleidung, die genau dieses Gefühl unterstützt. Stil entsteht nicht durch Regeln, sondern durch Klarheit über die eigene Wirkung. Wenn Sie merken, dass sie intuitiv zu Stücken greifen, die ihre innere Haltung spiegeln – genau das ist der Kern authentischen Stils. Wenn Ihre Intuition Sie im Stich lässt oder noch ein bisschen Unterstützung braucht: Frauen ü50 – so kann die 3 Wörter Strategie helfen, den eigenen Stil zu finden
Kleidung fungiert als eine Art „soziale Haut“: Sie verbindet die äußere Erscheinung mit der inneren Identität. Wenn das, was Sie tragen, zu dem passt, wie Sie sich fühlen oder fühlen möchten, entsteht ein stimmiges Selbstbild. Authentischer Stil heißt also nicht, „typgerecht“ im klassischen Sinne gekleidet zu sein, sondern sich im eigenen Ausdruck wiederzuerkennen – sichtbar zu werden für das, was Sie innerlich bewegt. Und ja, manchmal gehört ein bisschen Mut dazu. Aber ich verspreche, der wird belohnt!
Zum Weiterlesen:
- Mair, C. (2024). The Psychology of Fashion (2. Auflage). Routledge. Thalia Psychology of Fashion
„Ich fühle mich mit zunehmenden Alter manchmal unsichtbar – kann Mode das ändern?“
Ja, ich glaube schon. Kleidung ist Kommunikation ohne Worte. Wenn Sie Farben, Formen oder Materialien wählen, die Ihnen etwas bedeuten, entsteht Präsenz. Eine britische Studie zeigt: 88 Prozent der Frauen über 50 fühlen sich in Medien und Werbung unterrepräsentiert. Und bereits ab 46 Jahren geben zwei Drittel der Frauen an, dass sie sich gesellschaftlich „unsichtbar“ fühlen. Mode kann diesen Effekt umkehren. Denn Kleidung beeinflusst, wie wir denken und handeln – das zeigt zum Beispiel das psychologische Konzept der enclothed cognition (Adam & Galinsky, 2012). Menschen verhalten sich selbstbewusster, wenn ihre Kleidung für sie eine persönliche Bedeutung hat. Und fallen anderen dann auch anders (mehr, positiver) auf. Das kann auch ein besonderes Accessoire sein, eine Statement-Handtasche zum Beispiel oder ein buntes Tuch, das Sie strahlen lässt.
Zum Weiterlesen:
- Adam, H., & Galinsky, A. D. (2012). Enclothed cognition. Journal of Experimental Social Psychology, 48(4), 918–925.
- Bassett, J. (2023, 6. April). Representation of Women Over 50 in Media: The Survey Results. The Bias Cut. Abgerufen von https://www.thebiascut.com/community/theblog/ending-the-age-of-invisibility-the-survey-results (Zugriff: 12. Oktober 2025)
Wie kann mir Kleidung helfen, mich selbstsicherer zu fühlen?
Kleidung beeinflusst nicht nur, wie andere uns sehen, sondern auch, wie wir uns selbst wahrnehmen. Wenn Sie Kleidung tragen, die für Sie Bedeutung hat – etwa einen Lieblingsschal –, verknüpft Ihr Gehirn dieses Symbol mit einem bestimmten Gefühl. Dadurch verändert sich Ihre Haltung, Ihr Blickkontakt und Ihre Körperspannung.
Auch Struktur und Passform spielen eine Rolle. Kleidung, die gut sitzt, sich angenehm anfühlt und eine klare Form hat, vermittelt automatisch Stabilität. Sie signalisiert Selbstachtung – nach außen und nach innen.
Wer sich körperlich wohlfühlt, bewegt sich freier, spricht offener und wird von anderen als souveräner wahrgenommen. Und auch Farben und Materialien können die Stimmung beeinflussen. Helle, lebendige Töne aktivieren Energie, während gedeckte, matte Stoffe Ruhe ausstrahlen.
Wenn Sie gezielt Kleidung wählen, die Ihre gewünschte Stimmung unterstützt, verstärken Sie Ihre Ausstrahlung spürbar.
Zum Weiterlesen:
- Amekplenu, Nancy Aku. (2024). Investigating the Psychological Effects of Clothing Choices on Wearer’s Mood, Confidence and Behaviour. Global Scientific Journal, 12(4).
- Kraus, M. W., & Mendes, W. B. (2014). Sartorial symbols of social class elicit class-consistent behavioral and physiological responses: A dyadic approach. Journal of Experimental Psychology: General, 143(6), 2330–2340.
