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Ikonen: Else Lasker-Schüler

Eigentlich war Else Lasker-Schüler eine jüdische Bankierstochter aus Elberfeld. Geboren 1869. Assimiliertes deutsches Bürgertum, Klavier, Gouvernante, Samtröckchen. Darunter trug sie eine rote Hose, denn Mädchenkleider fand sie nicht schön. Wenig später ging sie nach Berlin, frequentierte die Cafés, schrieb Gedichte, heiratete, ließ sich scheiden, heiratete erneut, hatte einen unehelichen Sohn und wurde zur Bohemienne mit exzentrischen Zügen. Ihre Gedichte deklamierte sie unter rhythmischen Schwingungen ihres Körpers, begleitet von Drehorgeln und Schüttelbüchsen, in Pluderhosen und Kasack aus schwarzem Atlas, das schwarze Haar knabenhaft zum Pagenkopf frisiert. Den Muschelgürtel hatte sie selbst gemacht, die Flöte war das Geschenk eines mitleidigen ägyptischen Flötenbläsers. Als sie Anfang November 1909 Tilla Durieux im Deutschen Theater besuchte, glaubte diese zuerst, sie wolle Geld von ihr. Eine verstörende Erscheinung in bunte Tücher gehüllt und grell geschmückt, eine Landstreicherin. Gottfried Benn erinnerte sich in seinem Portrait der Dichterin, dass man nie mit ihr über die Straße gehen konnte, ohne dass alle Welt still gestanden und ihr nach gesehen hätte. Der kleinen, knabenhaft schlangen Frau in extravaganten Kleidern, „behängt mit auffallendem, unechtem Schmuck, Ketten, Ohrringen, Talmiringe an den Fingern, und da sie sich unaufhörlich die Haarsträhnen aus der Stirn strich, waren diese, man muss schon sagen: Dienstmädchenringe immer in aller Blickpunkt. Sie aß nie regelmäßig, sie aß sehr wenig, oft lebte sie wochenlang von Nüssen und Obst. Sie schlief oft auf Bänken, und sie war immer arm in allen Lebenslagen und zu allen Zeiten. Das war der Prinz von Theben, Jussuf, Tino von Bagdad, der schwarze Schwan. Und dies war die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte.“ Sie starb 1945 einsam und verwahrlost in Jerusalem.

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