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Alessandro Michele: Die 10 besten Zitate

Alessandro MicheleDer 1972 in Rom geborene Modedesigner Alessandro Michele ist einer der schillerndsten Vertreter der Modewelt. Der Exzentriker gilt als ein in vergangenen Epochen schwelgender, die Fantasie anregender Stil-Alchemist voller Vintage-Anleihen. Von 2015 bis 2022 war er mit großem Erfolg Kreativdirektor von Gucci. Jetzt ist er in dieser Position bei dem römischen Luxusmarke Maison Valentino.

Hier die 10 besten Zitate von Alessandro Michele

  1. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als ich als Kind eine der Handtaschen meiner Mutter mit mir herumzutragen pflegte. Sie war für mich ein unverzichtbares Relikt, das ich eifersüchtig bewachte. Ich weiß noch genau, wie die Tasche aussah. Es war ein Modell aus der Mitte der Sechzigerjahre, mit schwarzen Jetfransen, ein echtes Meisterwerk. Ich konnte nichts ohne sie tun. Eines Tages nahm mich mein Vater mit zum Fußballspielen: ich verließ das Haus in Turnschuhen und meinen Fußballshorts, aber auch mit der Tasche meiner Mutter in der Hand. Mein Vater drängte mich, mich vorübergehend von diesem Accessoire zu trennen: „Lass sie auf der Bank liegen, niemand wird sie dir wegnehmen“, sagte er zu mir. Aber ich konnte nicht auf sie verzichten.
  2. Als Kind verband ich die Sehnsucht nach Teilhabe mit einem Spiel. In den Häusern der Sechziger- und Siebzigerjahre gab es immer einen Schrank oder eine Truhe mit alten Kleidungsstücken der Tante, Großmutter oder Mutter, die nicht weggeworfen worden waren. Diese waren gefüllt mit prächtigen Taftkleidern, Röcken Pailletten und Perlchen, die seltsame Geräusche machten. Wenn sie vor diesen Truhen standen, erzählten die Mütter oft von einer verlorenen Zeit. Meine eigene Mutter besaß beispielsweise ein bezauberndes Kleid, das zu meiner Obsession geworden war: Es sah aus, als wäre es von Valentino entworfen worden, mit einem hohen Kragen, ganz in Schwarz, wunderschön, aus schwerem Cady-Gewebe, einem Creponne-Stoff von großem Gewicht, der daher perfekt und schnurgerade nach unten fiel. Auf der Rückseite, wo sich der Reißverschluss befand, war ein Schmetterling in Pastellfarben aufgestickt – in rosa, Hellblau und Lila.
  3. Ich lud Freundinnen und Freunde dazu ein, zusammen mit mir an den Nachmittagen, wann immer wir gerade Lust dazu hatten, Kleiderschränke und alte Truhen zu durchwühlen, und gemeinsam organisierten wir lustige, kleine Modenschauen. Wir benutzten dazu die Frauenkleider, die wir fanden: Es waren wertvolle Erinnerungsstücke, deren Herkunft von den 1940er- bis zu den 1970er-Jahren reichte. Wir hatten Spaß mit Longuettes, Lurex, Pailletten und Canottiglia-Fransen, alles in lebhaften Farben. Wir begleiteten unsere Bewegungen mit Musik und improvisierten aus dem Stegreif eine kleine Show, nur für uns.
  4. Ich bin ein unermüdlicher Verehrer aller Dinge. Bücher, Statuen, Röcke, Stühle, Hosen, Tassen, Gemälde: Alles lebt unabhängig von seiner Form und Größe, seinem Zweck oder seiner Bedeutung. Es ist nicht schwer, wahrzunehmen, wie alles um uns herum atmet. Wenn wir ihnen Aufmerksamkeit schenken, beginnen die Dinge um uns herum zu sprechen. Und deshalb ist das Betrachten eines beliebigen Gegenstandes wie das Betreten einer Bibliothek, in der die Dinge flüstern, murmeln, singen. In ihnen sprechen wie Bauchredner die Menschen, die sie geschaffen haben, die sie geliebt haben, die sich um sie gekümmert haben. Und ich beginne jedes Mal ein tiefgründiges Gespräch mit diesen Dingen.
  5. Ich selbst besitze viele Sammlerstücke: Vintage-Schmuck und altes Porzellan, etruskische und griechische Keramik, Miniaturporträts auf Elfenbein und Kupfer, Porträts von der Frührenaissance bis zum späten 19. Jahrhundert, Stiche auf Papier zu den unterschiedlichsten Themen (von der Botanik bis zu Landkarten), alte Bücher, Ausgaben von Alice im Wunderland, Reliquienschreine und liturgische Utensilien, altmodische Textilien, Meissener Hundefiguren, Paravents und natürlich Kleidungsstücke und Taschen. Eine meiner vielleicht bizarrsten Sammlungen ist die der historischen Schuhe. Sie sind in meinem ganzen Wohnbereich eingedrungen, befinden sich sogar auf den Tischen und zwischen den Büchern.
  6. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sorgfältig ich als Kind meine Teddybären und andere Stofftiere auf einer mit Kissen bedeckten Kiste arrangierte. Die dort verfügbare Fläche war jedoch begrenzt, sodass ich auch mein Bett benutzte, um all die anderen Kuscheltiere unterzubringen. Mir blieb gerade noch genug Platz, um mich hinzulegen.
  7. Wenn ein Kleidungsstück auf dem falschen Bügel hängt, wirkt es, als würde es weinen.
  8. Porzellanfiguren sammle ich schon seit vielen Jahren. Meine Liebe zu ihnen begann während meiner ersten Reisen nach London. Ich war noch sehr jung, Anfang zwanzig, und besuchte damals häufig die städtischen Flohmärkte. Im Laufe der Jahre entdeckte ich auf meinen Reisen durch Europa immer mehr wunderbare Stücke, bis ich, ohne es zu merken, zu einem obsessiven Sammler geworden war. Heute besitze ich eine riesige Anzahl von Schnupftabakdosen, Bonbonbehältern, Tellern, Kaffeekannen, Affen, Papageien, Hündchen sowie Gemüse in allen Formen und Größen. Ich liebe Dinge mit einem starken symbolischen Gehalt wie beispielsweise Wöchnerinnentassen, weil sie an uralte Rituale erinnern.
  9. Ich besitze viele Möpse aus Porzellan, die zwischen dem Ende des 18. Und der Mitte des 20. Jahrhunderts hergestellt wurden: Sie sind fast so empfindsam wie echte Hunde, und wie diese bedürfen sie großer Zuwendung. Wie es bei allen Liebschaften der Fall ist, benötigen auch die Gegenstände ein besonderes Ritual, das nicht vernachlässigt werden darf, weil dies sonst dramatische Folgen hätte. Wir könnten nicht mehr mit ihrer sprechenden Seele in Kontakt treten.
  10. Ich erfinde nicht: Ich beobachte. Und zwar Menschen, überall: Auf der Straße, am Flughafen, im Restaurant. Wie ein seltsames Tier mit Hunderten von Augen.

Alle Zitate stammen aus einem Buch, das ich gerade gelesen habe. Darin sprechen zwei Freunde, der Philosoph Emanuele Coccia und der Modedesigner Alessandro Michele, sehr tiefgründig über Mode: Das Leben der Formen. Eine Philosophie der Wiederverzauberung. Von Emanuele Coccia und Alessandro Michele. München 2025.

Sie möchten noch beim Modethema verweilen? Hier geht es zu den besten Zitaten der Modeschöpferin Diane von Fürstenberg:https://stylerebelles.com/diane-von-fuerstenberg-ihre-15-besten-zitate/

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