Kunstinteressierten Besuchern hat Paris seit kurzem eine neue, sehr lohnende Adresse zu bieten; das Atelier des Bildhauers Alberto Giacometti in der Rue Schoelcher im Montparnasse.
Giacomettis Werkstatt befand sie in der Nachkriegszeit nicht in dieser eleganten Straße am Friedhof Montparnasse, sondern in der Rue Hippolyte Maindron. Es war ein magischer Ort des Pariser Künstlermilieus, der von Zeitzeugen wie Brassai auf vielen Fotos festgehalten worden ist. Festgestampfter Erdboden, verstaubte Terpentin- und Weinflaschen, fertige und halbfertige Bilder und Skulpturen, Malgeräte, eine Palette, Mischkübel und Töpfe, ein Stahlofen und ein kleines Bett an der Wand – „ein einziges Schlachtfeld aus Gips“, wie ein Besucher bemerkte. Hier hat Giacometti von 1826 bis zu seinem Tod im Jahr 1966 gearbeitet. Giacomettis Witwe Annette musste das Atelier Anfang der Siebziger Jahre aufgeben, jedoch versuchte sie, das Erbe ihres Mannes zu bewahren. Die Wände mit Giacomettis Skizzen wurden in Stücke gesägt und eingelagert. Ebenso wie die Bücher und Fotos, Manuskripte, 5000 Zeichnungen, 90 Bilder und 350 Skulpturen. Der gesamte Nachlass Giacomettis wurde nach dem Tod seiner Witwe im Jahr 1993 in eine Stiftung überführt.
Der Fondation Alberto Giacometti ist nun ein Kunstgriff gelungen. Durch den Verkauf eines Bildes von Juan Miro aus der Sammlung Giacomettis war sie in der Lage, zwei Etagen einer ehemaligen Künstlervilla im Montparnasse zu erwerben. Es handelt sich um die Werkstatt und Wohnräume des Künstlers Paul Follot. Auf einer Ausstellungsfläche von 350 Quadratmetern wurde darin ein Kleinod von einem Museum eingerichtet, das „Institut Giacometti“. Mit den prächtigen, zwischen Art Déco und Art Nouveau changierenden Zierelementen entsprechen die Räume zwar nicht der asketischen Handschrift Giacomettis. Jedoch sind die verschachtelten, intimen Räume sehr schön.
Im Erdgeschoss kann man nun hinter einer Glaswand Giacomettis ursprüngliches Atelier bestaunen. Es wurde hier komplett wieder aufgebaut, samt Mobiliar, Arbeitsutensilien, bemalten Holzwänden, Skulpturen bis hin zu angeblich authentischen Zigarettenkippen des schweizerischen Künstlers. Im ersten Stock bieten die Salons, Alkoven und das Kaminzimmer Raum für Dauer- und Wechselausstellungen sowie für Giacomettis Privatbibliothek.
Die Besucherzahl ist auf 40 beschränkt. Die Vorreservierung des Besuchs im Internet ist obligatorisch. Auf diese Weise wird die angemessene Intimität im Umgang mit dem Werk dieses wunderbaren Künstlers gewahrt.
Institut Giacometti, Rue Victor Schoelcher, 75014 Paris.
www. fondation-giacometti.fr/institut