Ich war vor kurzem in der Fast Fashion Ausstellung in Köln. Gleich zu Beginn der Führung blieb unser Guide vor drei Kleidern vom Typ „das kleine Schwarze“ auf Figurinen stehen und fragte die Gruppe, die größtenteils aus Teenagern bestand, welches sie am coolsten fänden. Die Meinungen waren ungefähr gleich verteilt. Die Kleider waren von H&M, Sir S. Oliver und Armed Angels.
Niemand in der Gruppe hätte auf den ersten Blick sagen können, bei welchem dieser Kleider es sich um faire Mode handelt.
Für mich persönlich war das die wichtigste Erkenntnis dieser Ausstellung.
Natürlich besitze ich Kleidung von Armed Angels. Strickjacken, Wickeljacken aus Biobaumwolle, Schals. Ich trage sie zum Yoga, auf Reisen und wenn ich es mir gemütlich mache. Sie fühlen sich in mehreren Hinsicht gut an. Im Kopf und am Körper. Sie sehen aber auch nach fairer Mode aus. Teilweise erkennt man es an den (nicht ganz so strahlenden) Farben, teilweise am (nicht ganz so edel wirkenden) Material, oft aber auch an den Schnitten, die mir persönlich zu sehr auf den Typ „junge, coole und zugleich süße Hipster-Studentin mit flachen Turnschuhen und Blumenkranz im Haar“ ausgerichtet sind. Keine Frage, genau das ist die Zielgruppe, die bereit ist, sich über die sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen ihrer Kleidung Gedanken zu machen. Diese Schnitte, diese Prints, diese Farben funktionieren und haben für den immensen Erfolg des Labels gesorgt. Sie sind es aber auch, die dafür sorgen, dass Kleidung von Armed Angels für mich lange Zeit eben nur in einem begrenzten Kontext funktioniert hat.
Diese Zeit hatte letzten Winter ein Ende. Berlin oberste Etage der Galeries Lafayette, ein Wochenende im Dezember. Kleiderständer mit ausgewählten Highlights der Kollektionen zum Beispiel von The Kooples, Maje, Essentiel.
Schon von Weitem sah ich sie. Eine Kleiderpuppe, schwarzer Rollkragenpullover, schwarzer Wollmantel im Trenchcoatstil, dazu ein asymmetrischer, gestreifter Wickelrock in leuchtenden Farben, meine erste Assoziation war Isabel Marant meets Paul Smith. Nichts an diesem Outfit entsprach meinen klischeehaften Vorstellungen von „fairer Mode“. Der Schnitt, die Farben, die Kombination mit Schwarz: außergewöhnlich, edgy, luxuriös. Zum ersten Mal dachte ich, das würde ich kaufen, ganz unabhängig davon, ob es nachhaltig produziert wurde oder nicht.
Verstehen Sie mich nicht falsch: ich finde es unglaublich wichtig, dieses Kriterium bei der Kaufentscheidung zu berücksichtigen. ich wünsche mir nur, dass es sich nicht im Design und in der Qualität niederschlägt.
Armed Angels ist das in der letzten Herbst- / Winter-Kollektion für meine Begriffe ganz wunderbar gelungen.
Nach mittlerweile 10 Jahren hat sich Armed Angels zu einem der größten Eco & Fair Fashion Labels Europas entwickelt. Zeit genug, um mutiger zu werden und auch eine Zielgruppe in den Blick zu nehmen, die Nachhaltigkeit und extravagantes Design zugleich sucht. Nachhaltige Materialien, faire Arbeitsbedingungen und eine transparente Lieferkette und einzelne Entwürfe ganz ohne Blümchen, tiefe Taillen, Flattersäume, Grobstrick und gedämpfte Farben.
Die Stylisten der Galeries Lafayette taten ihr Übriges durch die Art, wie sie die Kollektion präsentierten.
Mein Kleid (Zoe) aus ist aus Lenzing Ecovero, einer Viskose, deren Fasern aus nachhaltigem Holz und Zellstoff aus zertifizierten und kontrollierten Quellen gewonnen werden und die mit dem EU Ecolabel ausgezeichnet wurde. Die Knöpfe sind aus recycletem Polyester.
Man muss sich nicht mehr entscheiden, zeigt mir das. Vielleicht ist das schon länger so und ich habe einfach nicht konsequent genug geschaut. Es gibt sie, die nachhaltige Mode ganz ohne sichtbaren Öko-Touch und mit ihr die Erkenntnis, dass ich mich nicht mehr darauf zurück ziehen kann, dass sich extravagantes Design und Nachhaltigkeit gegenseitig ausschließt.
Je größer die Nachfrage nach fairer Mode wird, desto größer wird auch die Zielgruppe und desto mutiger werden die Designer, desto ausgefallener die Entwürfe. Das Angebot wird größer, reichhaltiger, aufregender, anspruchsvoller und zunehmend auch für die #40plus Generation eine echte Alternative.
Ich freu mich drauf!
Und Sie? Welche Erfahrungen haben Sie mit nachhaltiger Mode gemacht?