Eigentlich hätte ich für meinen Geburtstag in diesem Jahr in Rom sein sollen. Da man von Glasgow, wo ich eigentlich hätte hinziehen sollen, direkt dort hinfliegen konnte bot es sich endlich einmal an. So der Plan. Eigentlich. Und hätte. Dann kam Corona und alles kam anders. Ich wohne mittlerweile in Edinburgh, Flüge gibt es weiterhin nicht besonders viele und oft nur mit Umwegen – und wer will im Moment schon eingefercht im Flieger sitzen. Jetzt in andere Länder reisen erschien mir, zumindest zum Zeitpunkt, als ich eine Entscheidung fällen musste, auch nicht richtig. Und so war klar: that’s that.
Also Plan B: Geburtstag Roadtrip-style
Aber doch zumindest irgendwas machen. Noch ein wenig Urlaub vor dem neuen Job – da musste ein Plan B her. Und so kam es zur Idee eines Roadtrips in Grossbritannien – mit einer etwas verrückten Route von Schottland nach London über die Yorkshire Dales, denn ich wollte vor allem auch gerne endlich ein paar Menschen wieder persönlich treffen. Ich bin nämlich wirklich „ausgezoomt“! Aber erstmal die Highlands.
Für die Seele musste es dort einen Stop geben, auch wenn es eigentlich ein ganz schöner „Umweg“ war. Aber es geht ja nicht immer um die schnellste Route. Am liebsten wäre ich natürlich in den Nordwesten gefahren, aber das wäre dann wohl doch etwas zu weit gewesen. Und ausserdem ist jetzt Mückenzeit: man wird dort regelrecht aufgefressen. Da war die Entscheidung etwas einfacher. Aber immerhin bis nach Perthshire und dort auf einen sogenannten Munro – der Sammelname für Berge ab einer Höhe von 914.4m. Dort endlich die neuen Wanderstiefel einweihen, weil in diesem Jahr ja fast noch nichts so lief, wie es eigentlich hätte laufen sollen … und somit eben auch noch nicht die neuen Stiefel. Es war ein wenig kalt, aber das hat den herrlichen Highland-Aussichten nicht geschadet.
Einmal Prinzessin sein
Danach weiter nach England. Ich musste bei der alten Arbeit in Newcastle noch die letzten Sachen aus dem Büro abholen und meinen Schlüssel wieder abgeben. Nicht unbedingt eine Sache, die man im Urlaub machen möchte, aber durch den verspäteten Umzug ergab es sich eben so. Immerhin konnte ich danach im Langley Castle bei Hexham über Nacht einmal Prinzession sein und in einem Schloss schlafen. Ist ja auch nicht schlecht.
Yorkshire Dales
Über meinen eigentlich Geburtstag war ich in den Yorkshire Dales. Dort wollte ich schon immer wieder hin und jetzt bot es sich aufgrund der Route an. Ich liebe die sanfte Hügellandschaft. Viele würden sie vermutlich einfach als karg und leer beschreiben, aber wie auch die Highlands ziehe ich aus einer solchen Umgebung Kraft. Kurvenreiche und enge Strassen ziehen sich durch die Landschaft. Sie sind leerer, als sonst. Auch wenn der Tourismus auch hier wieder so halbwegs in Gang gekommen ist, Kapazitäten sind reduziert und man merkt, dass insgesamt weniger Menschen unterwegs sind.
Eine Prise Kanada
Auf der Suche nach einem schönen Hotel stiess ich auf das herrliche Yorebridge House – dort konnte man es sich wirklich auch gut gehen lassen. Auch hier weniger Gäste als normal, und alles ganz auf Corona-Sicherhheit ausgelegt: Zeltdach im Garten, damit man, wenn gewünscht, immer draussen essen konnte; alle Angestellten mit Maske und vereinfachte online check-in und check-out Prozesse sind nur einige Beispiele. Alle Zimmer sind sehr individuell gestaltet. Im gemütlichen „Jasper“ Zimmer spürt man eine Prise Kanada. Aber vor allem Ruhe und Entspannung – Badewanne mit Ausblick auf die Hügel Yorkshires – da kann man sich nicht viel mehr wünschen.
Sonnenschein
Ausser vielleicht Sonnenschein! Und damit sah es auch gut aus, denn an meinem Geburtstag strahlte die Sonne besonders schön vom Himmel. Genaugenommen eine Hitzewelle in England … Gott sei Dank in den Yorkshire Dales mit viel Wind, sonst wäre es wohl tatsächlich zu heiss gewesen.
Dem Wind sei Dank liess sich die geplante Wanderung aber doch durchziehen, obwohl die Sonne den ganzen Tag durchhielt und alle Täler in schönstem Licht erstrahlen liess. Ganz wunderbar, denn die Ausblicke waren einfach nur atemberaubend.
Von alten Strassen, die schon von den Römern angelegt wurden bis hin zu vielen, vielen Schafen, oft musste man Pause machen und die schönen Aussichten regelrecht aufsaugen. Genau das mache ich ja sowieso immer sehr gerne.
Gaumenfreuden
Im Yorebridge House kann man aber nicht nur schön nächtigen, sondern auch wunderbar essen. Viele Gaumenfreuden findet man da auf der Karte – auch obwohl diese im Moment etwas reduziert ist: um den Köchen in der Küche das „Abstand halten“ zu erleichtern, gibt es ein vereinfachtes Menü. Sehr lecker war es trotzdem. Nach so viel schönem Essen war der Magen voll, und eigentlich hätte es wohl am besten noch ein paar weitere Wanderungen geben solle, um das Hüftgold wieder abzulaufen. Stattdessen ging es weiter mit dem Roadtrip.
Letzte Station: London
Nach London fahre ich normalerweise nie mit dem Auto. Selbst von Edinburgh aus – noch etwas weiter entfernt von der Metropole, als Newcastle – ist es mit dem Zug besser. Aber als ich alles buchte war ich mir sehr unsicher und es gab zu dem Zeitpunkt sowieso nur wenig Züge. Und so düste ich diesmal von Yorkshire die M1 hinunter. Denn ein Geburtstag ohne liebe Menschen ist ja nur halb so schön. Und überhaupt, nach Monaten ohne persönlichen Kontakt mit guten Freunden musste das nun auf jeden Fall auch noch mit dabei sein. Wenn auch, zumindest wenn gemeinsam auf engem Raum, mit Maske – und somit irgendwie doch die Krise in der wir alle weiterhin leben deutlich vor Augen. Das konnte man auch daran sehen, dass wir das „Pub“ lieber selbst im Garten aufgemacht haben, anstatt tätsächlich ins Pub zu gehen. Das darf man hier zwar wieder, aber Infektionen steigen im Moment und da macht sich das Gartenpub doch besser. Immerhin hatte ich die passende Auswahl von Getränken mitgebracht – auch sie haben den Roadtrip von Schottland nach London – Gott sei Dank – gut überstanden.
Aber nun bin ich wieder in Edinburgh.
Und heute geht der neue Job los. Ich bin gepannt.
Liebe Tanja,
nachträglich alles Gute zum Geburtstag. Du hast das Allerbeste aus der Situation gemacht. Tolle Sommerreise, inspiriert zum Nachfahren…
Viele Grüße, Susa
Autor
Liebe Susa, verspätet ganz lieben Dank! Ich hatte eigentlich schon sofort bei der Kommentarfreigabe geantwortet, aber weiss, dank Cerstin, nun, dass meine Antwort wohl im www verschwunden ist … Also nochmal: Wie schön, dass mein Roadtrip zum nachfahren inspiriert hat. Hoffentlich geht das bald auch ohne Maske etc. LG, Tanja