styleREBELLES – modeaffin, meinungsstark, mutig – ein Ü40 Blog über Mode, Beauty, Lifestyle und Reisen für Frauen über 40, 50 und 60

Hilma af Klint – eine wirklich sehenswerte Ausstellung in Düsseldorf

Hilma af KlintHilma af Klint findet doch noch zu spätem Ruhm in Düsseldorf. Das Museum K20 zeigt ihre Bilder zusammen mit denen Wassiliy Kandinskys. Ihr Name müsste mindestens genau so bekannt sein wie seiner, doch das Gegenteil war bisher der Fall, da der Kunstmarkt die Werke von Frauen lange Zeit systematisch ignoriert und unterbewertet hat.

Längst überfällig ist daher die Würdigung  dieser fast vergessenen Künstlerin. Als Besucherin der Düsseldorfer Ausstellung fragt man sich: Man fragt sich: Wie konnte die Künstlerin so lange vergessen werden?

Hilma af Klint ist eine Kunst-Sensation

Sie hat schon 1906 angefangen, riesige abstrakte Werke zu malen. Die 10 Bilder des Zyklus „Die 10 Größten“, der in Düsseldorf gezeigt wird, sind mit einer Höhe von 3.20 Metern scheunentorgroß. Wir sehen darauf knallige Farben, ein intensives Rosa, Lila, Blau oder Grün in runden Formen, die pulsierendes Leben darstellen. Hilma af Klint war fasziniert von Metaphysik und Magie und drückte das aus in abstrakten Formen und geheimnisvollen Zeichen – eine Bildsprache, die in der Kunstwelt einzigartig ist.

Af Klint war eine spirituelle Person, nahm an Séancen teil, hörte Stimmen und nahm Geister wahr, die zu ihr sprachen und mit denen sie im Dialog stand. Dies mag das Vorurteil gegen sie begünstigt haben, dass sie nicht besonders erst zu nehmen sei und begründen, warum männliche Kunsthistoriker sie in der Vergangenheit nicht würdigten. Sie selbst zweifelte jedoch nicht an sich oder an ihrem Werk, sondern

„Die Kunstgeschichte muss neu geschrieben werden“, titelte die „FAZ“ 2013. Denn die schwedische Malerin (1862 geboren) war nicht nur außergewöhnlich in ihrem Ausdruck. Ihre späte Wiederentdeckung erschütterte auch eine der mächtigsten Heldenerzählungen der männerdominierten Kunstgeschichte. Nämlich die, dass die abstrakte Malerei und somit die moderne Kunst eine Erfindung von Wassily Kandinsky gewesen sei, der sich selbst zeitlebens als Schöpfer des ersten abstrakten Bildes bezeichnete. Doch Hilma af Klint hat schon 1904 ungegenständlich gemalt – sieben Jahre vor Kandinsky.

Warum ist af Klint nicht schon lange weltberühmt?

Die Künstlerin gehörte zum zwetten Jahrgang, der an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Stockholm ausgebildet wurde. Doch die Tatsache, dass Frauen in Schweden studieren durften, heißt nicht, dass sie besonders willkommen waren. Hilma af Klints Werke sind Farbräusche von rätselhafter Spiritualität, mit denen sie ihre Zeitgenossen offenbar heillos überfordert hat. Ihr Werk fand keine Anerkennung.  Auch ausgestellt hat sie nie. Sie zeigte ihre Bilder Rudolf Steiner, doch auch er konnte damit nichts anfangen – ein Schlag für Hilma af Klint, die zeitlebens Anhängerin der Anthroposophie war.

Daraus zog sie einen erstaunlichen Schluss. Sie entschied, ihre Werke durften erst 20 Jahre nach ihrem Tod im Jahr 1944 gezeigt werden. Als hätte sie geahnt, dass ihre Zeit erst noch kommen würde, denn sie zweifelte nicht an sich selbst oder an ihrem Werk. Im Gegenteil: Sie war von ihrem Talent überzeugt und verfolgte ihren Weg fokussiert. Doch sie litt darunter, dass ihre Zeitgenossen es ihr so schwer machten.

Wie kam es zur Wiederentdeckung?

Schon die ersten Ausstellungen in den 1980er Jahren lösten teils heftige Debatten über den Kanon der Kunstgeschichte aus. 2013 schlug eine Retrospektive in Stockholm in der Kunstwelt ein wie eine Bombe. Und 2018 schrieb das Guggenheim Museum in New York Besucherrekord: Nie zuvor in der Geschichte des Museums wollten so viele Menschen eine Ausstellung sehen wie die von Hilma af Klint.

Heute ist die Nachfrage nach ihrem Werk gewaltig. Es gibt Ausstellungen am laufenden Band. Doch auf Auktionen erlebt man ihre Bilder bis heute nicht. Sie sind alle im Besitz der Hilma-af-Klint-Stiftung, gegründet von Hilmas Neffen und der Anthroposophischen Gesellschaft, der Hilma selbst angehörte.
Hilma af KlintHilma af KlintHilma af Klint

 

Hilma af Klint und Wassiliy Kandinsky: Dreams of the Future. Bis 11. August im K20, Kunstsammlung NRW am Grabbeplatz 5 in Düsseldorf

Nicht nur Hilma af Klint hatte es schwer, in der Kunstwelt anerkannt zu werden. In meinem Buch stelle ich weitere 7 Künstlerinnen und ihr Ringen um Anerkennung vor. Es heißt „Unangepasst. Künstlerinnen und ihre Kleider“ und ist bei Ebersbach&Simon erschienen. Es ist überall in Buchhandlungen und auch online bei Amazon etc. zu beziehen. Gerne verschicke ich auch das Buch mit einer Widmung an Sie oder in Ihrem Namen als (Oster)Geschenk an Ihre beste Freundin. Bitte schreiben Sie mir einfach eine Mail.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert