Wenn Josephine Baker fotografiert wurde, blickte sie oft schielend in die Kamera. Sie wollte nicht einfach nur eine bekannte Frau sein, die auf ein Foto gebannt wurde. Ihr war es wichtig, sich kreativ auszudrücken und die Kontrolle zu übernehmen.
Sie war Tänzerin, Sängerin, Entertainerin, und sie war ihre eigene Stylistin. Sie schuf mit ihren gewagten Tanzkostümen, ihrer exquisiten privaten Garderobe, ihren Kurzhaarfrisuren und ihren kostbaren Juwelen einen ganz eigenen Look für sich. Sie war nie nur Objekt, sie war immer Subjekt.
Zu ihrem Markenzeichen wurde ihr Bananenröckchen. Eigentlich war es gar kein Röckchen sondern ein schmaler Stoffgürtel, an dem 16 Stoffbananen befestigt sind. Baker trug es nur vier Jahre. In dieser Zeit veränderte sie das Fruchtröckchen, das mit dem Klischee der Exotik spielte, die das weiße Publikum mit einer schwarzen Varietétänzerin verband, zu einer Waffe. Zuerst werden die harmlosen Stoffbananen mit kleinen Ausbuchtungen versehen, dann bekommen sie Zacken und Stacheln, am Ende sehen sie aus wie Handgranaten.
Sie lebte in New York, Paris, Berlin, und sie ging zweieinhalb Jahre auf eine Tournee rund um die Welt. Sie arbeitete mit Künstlern aus verschiedenen Bereichen zusammen. Da sie einen Pilotenschein besaß, schloss sie sich im 2. Weltkrieg einem französischen Korps fliegender Krankenschwestern an. Sie unterstützte den französischen Geheimdienst und versteckte in ihrem südfranzösischen Schloss Les Milandes Widerstandskämpfer, Waffen und jüdische Freunde und Flüchtlinge. Bei ihren Auftritten vor französischen Soldaten in Nordafrika spielte sie über 3 Millionen Francs ein, die sie der Résistance übergab.
Sie adoptierte 12 Kinderunterschiedlicher Herkunft, Religion und Hautfarbe und gründete ihre Regenbogenfamilie, lange bevor Diversität populär wurde.
Sie kam 1906 als Kind einer schwarzen Wäscherin und eines weißen Schlagzeugers in St. Louis/Missouri zur Welt und hatte eigentlich überhaupt keine Chance. Sie ist oft hingefallen und immer wieder aufgestanden. Sie wurde eine der bekanntesten Frauen der Welt, eine der meistfotografierten Ikonen und die einzige Afroamerikanerin, die im Pariser Panthéon ein Ehrengrab erhielt.
Mein Buch beginnt mit einem Portrait von Josephine Baker. „Unangepasst. Künstlerinnen und Ihre Kleider“ erscheint am 22.März 2023, und es enthält weitere Portraits von inspirierenden Frauen. Es ist ein Buch, das in diesen anstrengenden und düsteren Zeiten, in denen wir uns nach Schönheit und Eleganz sehnen, wie ich denke, einen echten Nerv trifft. Denn es geht nicht um oberflächliche Styling-Stories, sondern um um vielschichtige, wechselvolle Lebensgeschichten, also um Frauen und ihr oft schwieriges Leben, das mit großer Stärke und individuellem Stil gelebt wurde. Das Buch kann schon bestellt werden, und ich würde mich sehr freuen, wenn es auf Dein Interesse stößt. Hier ist der Link:
https://www.amazon.de/Unangepasst-K%C3%BCnstlerinnen-ihre-Kleider-notes/dp/386915277X/ref=sr_1_1?crid=1GCKIM3GWNOMR&keywords=ursel+braun+unangepasst&qid=1677620366&sprefix=%2Caps%2C66&sr=8-1
Liebe Ursel,
das klingt interessant. Welche weiteren Frauen werden denn portraitiert?
Herzliche Grüße
Sandra
Autor
Liebe Sandra, danke für Dein Interesse. Neben Josephine Baker geht es um Tamara de Lempicka, Helen Hessel, Frida Kahlo, Georgia O‘ Keeffe, Louise Nevelson und Sophie Taeuber-Arp.
Liebe Grüsse!