1. David Hockney (79) stellte am Stand von Taschen seine Monografie „A Bigger Book“ in Sumo-Größe vor. Eine Bilanz seines Kunstschaffens, das fast 6 Jahrzehnte umspannt. Der 500 Seiten umfassende Statussymbol-Bildband wird mit einem von Marc Newson entworfenen Buchständer geliefert. Preis 2000 Euro. Hohes Fetisch-Potential für die Gästeklos in den Luxusappartments zwischen Hongkong, Peking und Shanghai.
2. Kochbücher, überall Kochbücher! Das Angebot an hochwertigen, exotischen Kochbüchern wird immer größer, wobei bekanntlich immer weniger Menschen kochen. Es muss wohl damit zu tun haben, dass sie glauben zu kochen, wenn sie nur in einem Kochbuch blättern. Und dabei ihren Fix-und-Fertig Hühner-Nudeltopf aus der Tüte verspeisen.
3. Die Niederlande und Flandern waren mit 99 Autoren aller Genres angereist. Von der alten Garde wie dem charismatischen Cees Nooteboom, Connie Palmen oder Arnon Grünberg bis zu spannenden Youngstern wie Charlotte van den Broek. Alle superinteressant. Das mag auch daran liegen, dass die Autoren aus kleinen Ländern kommen und daher schon von klein auf gewöhnt sind, mehrere Sprachen zu sprechen, zu reisen und über den Tellerrand hinaus zu blicken. Wie Ernest van der Kwast. Er wurde 1981 in Bombay geboren, hat niederländisch-indische Wurzeln und lebt heute in Südtirol. Mit „Die Eismacher“ gelang ihm der internationale Durchbruch.
4. Fashion Scouting: Auf der Buchmesse geht es nur um Bücher. Schon klar. Aber was ich auch sehr mochte, war das Fashion Scouting. Sehr schön die lustige Untertasse, die die belgische Königin Mathilde als Hütchen trug, der hochgeschlagene Mantelkragen aus feinen Fischgrät-Mohair bei Sebastian Koch oder das weiße Blüschen der wunderbaren Donna Leon.
5. Der flämisch-niederländische Pavillon: Der diesjährige Gastlandauftritts wurde von Autor Bart Moeynaerts aus Antwerpen kuratiert. Das Design des poetischen Gastlandauftritts (von The Cloud Collective aus Amsterdam) war inspiriert von der Weite und Offenheit der flämischen und niederländischen Küsten-Landschaft. Hier konnte man in stylischen Doppelliegen ausruhen und sich dabei von den Worten eines Gedicht-Flüsterers bezaubern lassen.
6. Der Book Doctor: Frau Doktor verschrieb an ihrem Schreibtisch (flämisch-niederländische) Lektüre gegen jede Art von Krankheit. Ich nutzte die Gelegenheit zu einem Patientengespräch. Gegen mein Leiden an der Unsichtbarkeit älterer Frauen in unserer Gesellschaft wurde mir ein Rezept für „Vele hemds boven de zevende“ von Griet op de Beeck ausgestellt. Es handelt von 5 Menschen aus 5 Generationen, die alle mehr oder weniger schwächeln. Nur die 78jährige Protagonistin hat alles im Griff.
7. Das Rahmenprogramm: Frankfurt rollt in diesem Herbst für Künstler aus Flandern und den Niederlanden den roten Teppich aus. Was mich am meisten fasziniert hat und noch lange beschäftigen wird, war die Ausstellung „Emmy´s World“ im Kunstverein Frankfurt. Die junge Fotografin Hanne van der Woude dokumentiert in ihren Fotos die letzten gemeinsamen Jahre eines Künstlerpaares. Eingefangen hat sie anrührende Momente – vom Älterwerden, von Kreativität und Lebenslust im Alter, von liebevoller Beziehung und endgültigem Abschied.
8. Die Sucht: Es gäbe noch so Vieles zu berichten. Vom Wiedersehen mit Freunden und großer Gastfreundschaft, von dem weltberühmten Autor, der sich beherzt an meiner Tüte mit belgischen Fritten vergriff, von der Rede von Carolin Emcke. Doch ich muss jetzt Schluss machen. Ich muss auf die Couch zu dem Bücherstapel, den ich aus Frankfurt angeschleppt habe. Lesen macht nämlich süchtig. Daher überlegen Sie bitte ernsthaft, ehe Sie damit beginnen.