Marienstatue in der Sint Andries Kirche in Antwerpen – zurzeit trägt sie keines ihrer Kleider
Im Moment werden Reparaturen in der Sint-Andrieskerk in Antwerpen durchgeführt. Vielleicht liegt es daran, dass die Marienstatue im linken Kirchenschiff zwar nicht nackt, aber doch ungewöhnlich unbekleidet ist. Das Kunstwerk aus dem späten 16. Jahrhundert – die Statue der Jungfrau Maria – besitzt nämlich etwas, das viele Frauen gerne hätten: eine maßgeschneiderte Robe der belgischen Designerin Ann Demeulemeester.
Die Statue aus Holz, die seit 1689 als „Unsere liebe Frau der Hilfe und des Sieges“ verehrt wird, hat etwas Elegantes und Anmutiges an sich. Das fein gearbeitete Gesicht entspricht dem Schönheitsideal seiner Zeit. Die Frisur ist – zumindest im Vergleich zur vollen und etwas wirren Mähne des Christuskindes – eher schlicht. Dafür trägt sie eine Menge Rouge.
Was viele Besucher:innen aber besonders fasziniert, ist ihre Garderobe.
Die Statue hat für jede liturgische Farbe verschiedene Umhänge, wobei die meisten der heute noch erhaltenen Umhänge aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen.
2001 war in Antwerpen das Jahr der Mode. Unter dem Motto „Mode 2001 Landed-Geland“ feierte man das Jahr mit Ausstellungen, einen Fashion-Stadtrundgang und Live-Übertragungen von Aktionen kuratiert durch einen der Antwerp Six, Walter van Beirendonck, in der Kulturhauptstadt von 1993.
Warum nicht auch mit einem neuen Look für „seine“ Maria, dachte sich Pater Rudi Mannaerts und bat die Antwerpener Designerin Ann Demeulemeester, seiner Meinung nach „die poetischste der Antwerp Six“, ein modernes Kleid für die heilige Statue zu entwerfen.
Ein neues, zeitgemäßes, aber gleichzeitig respektvolles Kleid sollte es für die Jungfrau Maria geben.
Marienstatue in einem Kleid von Ann Demeulemeester in der Sint-Andries-Kirche in Antwerpen
Demeulemeester interpretierte diese Herausforderung auf ihre eigene, subtile Weise.
Ohne figurative Elemente wollte sie durch das Kleid die wesentlichen Tugenden Marias vermitteln: Leben, Einfachheit und Transparenz. Die Designerin erklärte, dass Maria „für das steht, was sie ist: ohne Schnickschnack, ohne Maskerade“.
Das Kleid selbst besteht aus transparentem Stoff, der das Licht reflektiert und so die Reinheit Marias unterstreicht. Besonders bemerkenswert sind die funkelnden Pailletten, die dezent unter dem äußeren, transparenten Stoff hervorblitzen – ein kleines, aber feines Detail, das sowohl die Eleganz als auch die spirituelle Dimension symbolisiert, die Maria repräsentiert. Der feminine Federkragen, die monochrome Farbwahl, die schmale Silhouette: die Robe trägt dabei aber auch die eindeutige Handschrift Demeulemeesters.
Die Kombination von Tradition und zeitgenössischer Mode in dieser Statue ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Kunst, Religion und Mode miteinander verschmelzen können.
Sie ist eine Einladung, über die symbolische Bedeutung von Kleidung nachzudenken und darüber, wie Mode nicht nur ästhetische, sondern auch tiefgründige kulturelle und spirituelle Werte ausdrücken kann.
Im Jahr 2020 hat Demeulemeester ihr Label verkauft.
Die neue Geschäftsführung hat aber dafür gesorgt, dass die Marke ihrem Stil meiner Meinung nach einigermaßen treu geblieben ist. Ein Blick in den Flagship Store nicht weit von der Sint-Andries-Kirche lohnt sich.
Echte Originale findet man aber auch noch in den zahlreichen Second hand Shops der Stadt. Zum Beispiel hier https://luxeparel.com/.
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