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Sage mir, was Du isst und ich sage Dir, wer Du bist

Zuerst gab es eine „undefinierbare Fischsuppe“. Es folgte „abgestandenes Lamm“ mit geschmacklosen Erbsen. Als dritter Gang wurde ein welker Salat serviert. Zum Dessert gab es „Zitronenkuchen und Kaffee“, über dessen Qualität zum Glück nichts bekannt ist. Nein, nicht dass Sie denken, das gruselige Menü sei mir hier vorgesetzt worden! Es wurde dem republikanischen Senator Hiram Johnson kredenzt, als er 1933 im Weißen Haus kurz nach der Amtseinführung von Präsident Franklin D. Roosevelt zum Dinner eingeladen war. Johnson war nicht irgendwer, sondern ein einflussreicher Politiker. Ihn mit einem gediegenen Essen zu hofieren, hätte nahe gelegen. „Nichts da; sie (Eleanor Roosevelt) empfand ihre Rolle als Zwang und erfüllte sie so schlecht wie möglich.“ enthüllt Laura Shapiro in ihrem Buch „What She Ate“. Darin berichtet sie über die Essgewohnheiten von sechs ungewöhnlichen Frauen, um anhand ihrer kulinarischen Vorlieben ihre Persönlichkeiten zu porträtieren. Frei nach dem Motto: Sage mir, was du ist und ich sage dir, wer du bist.

Rache am untreuen Ehemann

Im Fall von Mrs. Roosevelt gehörte die miserable Küche zu ihrer Rache am untreuen Ehemann. Geradezu neurotisch war das Verhältnis von Helen Gurley Brown (1922-2012) zum Essen. Sie war 32 Jahre lang Chefredakteurin des Frauenmagazins Cosmopolitan. Vitaminpillen waren ihre Lieblingsspeise. „Brown hasste fettleibige Menschen und entwickelte einen Gesundheitswahn“, schreibt Shapiro. Sie gab sich bei einem gediegenen Menü mit Gästen mit einem Salat zufrieden, denn sie war sich sicher, dass nur eine Frau mit Modelmaßen bei den Männern ankommt.

Köchin der Londoner Oberschicht

Ganz anders Rosa Lewis (1867-1952). Sie entstammte dem Londoner Dienstbotenmilieu und schaffte einen fulminanten gesellschaftlichen Aufstieg, indem sie eine anerkannte Prominentenköchin wurde. Die Küche ihres Hotels „Cavendish“ machte sie zur besten Adresse der Stadt. Nichts überließ sie dem Zufall, jede Kartoffel, jede Stange Spargel und jede Bohne behandelte sie wie ein Goldstück. Angeblich eroberte sie durch ihre Kochkunst sogar das Herz von König Eduard VII.

Laura Shapiro: What she ate. Fourth Estate. 320 Seiten.

 

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