Zaha Hadid erhielt als erste Frau den Pritzker-Preis, die wichtigste Architektur-Auszeichnung. Ihre Gebäude haben etwas Fließendes, Aufregendes, Kurviges, Geometrisches an sich. Immer wieder erscheinen sie dem Betrachter neu, mit jedem Schritt geben sie ein neues Geheimnis preis und lassen das Auge nicht ruhen. Die Architektin des berühmten Feuerwehrhauses des Vitra-Werks in Weil am Rhein verstarb 2016.
Ihr Architekturbüro, Zaha Hadid Architects, eröffnete im Dezember 2016 das erste Projekt auf britischem Boden seit ihrem Tod: die Mathematics Gallery im Londoner Science Museum. Das Highlight: ein Modell der Luftströme rund um ein Flugzeug basierend auf den mathematischen Gleichungen, die von der Flugindustrie genutzt werden. Violett angestrahlt empfindet die Form die Winde um die Handley Page Propeller Maschine aus dem Jahre 1929 nach.
In der Galerie zeigen über 100 Exponate – unter anderem auch die Enigma Maschine – den Zusammenhang zwischen der Mathematik und der Welt, die uns umgibt: Reisen, Handel, der menschliche Körper und architektonische Formen, kein Bereich, der nicht in der ein oder anderen Weise von der Königsdisziplin unter den Wissenschaften beeinflusst wird.
Wenige Architekten sind mit diesem Zusammenhang so vertraut wie Hadid. Vor Ihrer Karriere in der Architektur studierte die gebürtige Irakerin Mathematik. Schon früh begann ihre Liebe zu dieser Wissenschaft: „In meiner Kindheit im Irak war Mathematik immer Teil meines täglichen Lebens,“ sagte sie einmal, „wir haben mit mathematischen Problemen gespielt wie mit Stiften und Papier – Mathematik treiben war für uns wie Zeichnen“. Diese Liebe zur Mathematik war es vermutlich auch, die letztendlich dazu geführt hat, dass Ian Blatchford, Direktor des Science Museums, entsprechend begeistert war von den Ideen und Visionen, die ihm Zaha Hadid und ihr damaliger Partner (der heutige Geschäftsführer von Zaha Hadid Architects, Patrik Schumacher) vor über zwei Jahren präsentiert haben.
Und diese Liebe zur Mathematik, ihre ganz praktische Bedeutung im täglichen Leben, aber auch die besondere Schönheit mathematischer Formen und Gleichungen, ist es auch, die man in der Winton Gallery sehen und erleben kann. Möge sie den ein oder anderen von der Schulmathematik frustrierten Besucher des Science Museums doch noch umstimmen, das ein oder andere Kind von der faszinierenden Welt der Mathematik begeistern.
„Das Wichtigste ist die Bewegung, der Fluss der Dinge, eine nicht-euklidische Geometrie, in der sich nichts wiederholt: eine Neuordnung des Raumes.“
– Zaha Hadid
Weitere Informationen
https://beta.sciencemuseum.org.uk/mathematics/