Nicht oft begegnen wir auf den Straßen noch Menschen, die sich ungewöhnlich angezogen haben. Die modische Selbstinszenierung ist nur noch selten zu finden. Das Unauffällige, Schlichte, Bescheidene, Konforme scheint zur herrschenden Maxime unserer Kleidung geworden zu sein. Die meisten Menschen bevorzugen unaufgeregte Farben und Schnitte. Daher herrscht auf unseren Straßen meist langweilige Neutralität. Mehr Mut würde uns gut tun. Ihn beweist die Designerin Suncana Dulic. Ihr Label atelier D steht für eine Explosion von Kreativität und Fantasie. Ihre Kleidungsstücke sind klare modische Statements, die die Grenzen zwischen Mode und Kunst aufheben. Darum freuen wir uns sehr, dass sie uns für unser Modeshooting 2018 ausgestattet hat.
Ursel Braun in atelier D
Mein Kleid stammt aus Suncanas Punk-Kollektion. Darin stellt sie die Normen der Schnitttechnik experimentell und spielerisch auf die Probe. Das Kleid kennt keine Symmetrien und keine Nähte. Es wird ausschließlich durch Sicherheitsnadeln zusammen gehalten. Wenn jedes Kleidungsstück ein menschliches Pendant hat, wenn die kleine Strickjacke die Nonne ist und die Abendrobe der um Aufmerksamkeit buhlende Hollywood-Star, dann ist mein Kleid eine Aktivistin. Sie hat Ecken und Kanten, setzt sich über Konventionen hinweg und provoziert. Ich könnte mir vorstellen, dass sie mit einem 25 Jahre jüngeren Mann zusammen lebt und im Hambacher Forst ein Baumhaus bewohnt hat. So eine ist mein Kleid. Es ist die Rettung in den Lebenssituationen, in denen man mal wieder bieder vor sich hindümpelt und das Gefühl aufkommt, keine Lust mehr zu haben, mit der Herde zu trotten. Genau für diese Momente braucht man Suncanas Kleid. „Punx not dead.“ Punk will live forever.
Tanja Bültmann in atelier D
Ursel und ich machen gemeinsam den Punk, denn auch mein Outfit stammt aus der Kollektion. Es ist allerdings kein Kleid, sondern eine Kombination aus Rock und Oberteil. Genau deshalb hat es mir so gut gefallen, denn ich kann es sehr universell einsetzen. Aber auch bei mir geht es um die Asymmetrie und sie ist, in Verbindung mit dem Punk-Gedanken, mein Highlight hier.
Warum? Weil ich mein Leben im Moment sehr asymmetrisch finde. Als Deutsche in England hat der Brexit für mich alles aus den normalen Bahnen gedrückt. Nichts passt mehr so recht zusammen, und von Symmetrie im Leben gibt es keine Spur. Asymmetrie ist mein eigener momentaner Zeitgeist.
Und so trage ich passend zu meinem atelier D Punk Outfit meine Tatty Devine Zeitgeist-Kette von Sue Kreitzman. Starke Frauen, starke Farben. That’s just my kind of Punk.
Cerstin Henning in atelier D
Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick. Kraftvolle Pinselführung, ausdrucksstarke Linien, schwarzgrau, himbeerrot, blassrosa, ein Unikat von Wolfgang Waesch für atelier D auf Stoff gemalt. Suncana Dulic hat daraus einen Mantel gezaubert. Schmale Schulterpartie, blassrosa Paspeln, Knopflöcher und abgesetzte Paspeltaschen, etwas tailliert, nach unten hin ganz leicht ausgestellt, überknielang, fast lieblich.
Der Kontrast könnte nicht größer sein.
Das Ergebnis: perfekte Balance, die sich aber erst auf den zweiten Blick offenbart.
Wer den nicht riskiert, sieht immer nur die halbe Wahrheit. Wie so oft im Leben.
Sie möchten einen Blick hinter die Kulissen unseres Fotoshootings mit Suncana Dulic von atelier D werfen? Hier entlang!