Letztendlich ist ein Sabbatjahr, wenn man es sich leisten kann und der Arbeitgeber mitspielt, immer eine gute Idee. Egal in welchem Alter.
Und natürlich ist es auch immer eine persönliche Entscheidung, wie man es nutzt. Reisen, Freiwilligenprojekte, die Wohnung oder den Garten auf Vordermann bringen, ein Buch schreiben, einfach nur nichts tun oder ein bisschen von allem – der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Die Vorfreude und die Planung alleine machen schon die Hälfte des ganzen Spaßes aus.
Mein erstes Sabbatjahr habe ich mit 40 gemacht. Es war toll. Ich habe alles das gemacht, was ich schon immer mal machen wollte.
Ich habe noch einmal studiert, in London gewohnt und bin alleine um die (halbe) Welt gereist. Am Ende habe ich mich mit dem Mann meiner Wahl in Buenos Aires getroffen und wir sind zusammen durch Peru gereist, Inka Trail nach Machu Picchu inklusive. Es hätte nicht besser sein können. Danach sind wir zusammen gezogen, was erstaunlich gut geklappt hat, wenn man bedenkt, dass es das allererste Mal für mich war, dass ich überhaupt mit jemandem zusammen gezogen bin, von meinen WG-Mitbewohner*innen mal abgesehen. Der Wiedereinstieg in den Job klappte problemlos und ich weiß noch, dass ich mich auch richtig darauf gefreut habe, mit neuem Schwung, freiem Kopf und neuen Ideen wieder zurück zu kommen.
Es war in jeder Hinsicht ein Traum, den ich mir mit diesem Sabbatjahr erfüllt habe.
Jetzt mit 50 ist es so ähnlich und doch ein bisschen anders.
Ein ü50 Sabbatjahr hat meiner Meinung nach mehrere Vorteile:
- Mit 50 ist man in der Regel sicher im Job angekommen. Man weiß, was man kann und die anderen wissen es auch, was die Verhandlungen einfacher macht. Meine Empfehlung ist größtmögliche Transparenz und die gemeinsame Planung des Aus- und Wiedereinstiegs mit allen Beteiligten. Und man weiß auch, dass Arbeit und Karriere machen nicht alles sind, und dass das Leben soviel mehr zu bieten hat, wenn man sich traut.
- Man ist unabhängig. Die Kinderplanung ist abgeschlossen, man hat sich dagegen entschieden oder wartet bis sie aus dem Haus sind. Klar kann man so ein Sabbatjahr auch mit ganz kleinen Kindern machen und es gibt auch Eltern, die das mit Homeschooling von schulpflichtigen Kindern stemmen, aber die große Freiheit, die so ein Sabbatjahr bringt, kann man meiner Meinung nach am besten genießen, wenn man einzig und allein die eigenen Bedürfnisse im Blick haben kann.
- Man hat genug Geld oder weiß, wie man mit dem auskommt, was man hat, was aufs Selbe hinausläuft.
- Man ist souverän genug, um alleine zu reisen oder für längere Zeit am Stück irgendwo auf der Welt sein eigenes Ding zu machen. Und der Partner oder die Partnerin ist cool genug, um einen gehen zu lassen. Das gleiche gilt, wenn man Glück hat, auch für die eigenen Eltern, die sich für einen freuen, statt sich Sorgen zu machen.
- Man ist, ebenfalls wenn man Glück hat, noch fit genug für die Dinge, die man noch machen möchte. Klar, vielleicht klappt das mit dem Kili auch noch mit 70, aber die Chancen stehen mit 50 doch noch ein bisschen besser.
- Man ist gelassen genug, Dinge auch mal nicht zu tun. COVID 19 macht die Planung zunichte? Dann plant man eben um. Beim Kitesurfen schluckt man ein bisschen mehr Wasser als man möchte? Am Strand liegen ist auch schön. Man muss nicht mehr höher, schneller, weiter.
Die Millennials haben den Weg geebnet für eine neue Diskussion in den Chefetagen. Firmenwagen, schnelle Beförderung, im Kostüm zum Meeting… unwichtig. Was zählt ist die Work-Life-Balance und dass man mit Ende 20 die erste Auszeit nehmen oder direkt als Digitalnomade Arbeiten und Reisen verbinden kann.
Ich glaube, wir können viel von ihnen lernen.
Und gleichzeitig merke ich gerade auch, wie wundervoll so ein Sabbatjahr mit der finanziellen Sicherheit und Entspanntheit, die das Alter – bei mir – gerade so mit sich bringt, sein kann.
Cheers aus dem Café Maruja auf Boracay in den Philippinen!
Sie planen auch ein Sabbatjahr und wollen dann reisen? Hier meine Empfehlung für das richtige Gepäck für ü50 Frauen: den Osprey Sojourn.