Belle-Ile-en-Mer – schon der Name verrät, was einen hier erwartet: eine schöne Insel im Meer. Und tatsächlich: Die Insel ist so schön, dass ich, jetzt wo ich wieder zu Hause bin, gleich schon wieder hinfahren möchte.
Belle-Ile liegt vor der Südküste der Bretagne. Die Insel scheint die Vorlage sämtlicher Fotobücher über die schönsten Gegenden Frankreichs zu sein. Alte 2CVs („Ente“) knattern durch die kleinen Fischerdörfer mit ihren bunten Häusern und über die gewundenen, von hohen Hecken gerahmten Straßen. Auf kleinen Märkten verkaufen Fischer den Tagesfang. An der Atlantikseite findet man dramatische Steilküsten und einsame Buchten mit kristallklarem Wasser und an der ruhigeren Ostseite feinsandige Sandstrände. Von der Strandbude bis zum Gourmetlokal gibt es hier jede Art von Restaurant. Nirgendwo ist der Fisch frischer als hier.
Belle-Ile ist 20 Kilometer lang und 9 Kilometer breit. Es gibt ein gutes Busnetz, aber man kann auch (Elektro)Fahrräder, Roller oder Autos mieten, Wer seinen eigenen Wagen mitnehmen möchte, sollte rechtzeitig einen Platz auf der Fähre reservieren. Vorsicht: gepfefferte Preise! Auch die Benzinpreise liegen ca. 10Cent/Liter über den Festlandpreisen. Mit dem Zug reist man über Paris an. Weiter gehts mit dem TGV nach Auray, von dort nach Quiberon und mit der Fähre in 45 Minuten auf die Insel.
Es gibt schöne Hotels auf Belle-Île und viele Privatunterkünfte. „La Désirade“ liegt im Südwesten und hat einen besonderen Charme. Die Besitzer, Pierre und Benedicte Rebour, haben als freundlich-lässige Gastgeber einen Ort für Menschen geschaffen, die Ruhe und einen gewissen Komfort suchen, aber kein Schickimicki wollen. Die Zimmer und Bäder sind für französische Verhältnisse groß. Sie verteilen sich auf sechs Gästehäuser, die in einem Garten mit Hortensien, Calla, alten Rosen, hohen, alten Bäumen, Pool, Liegestühlen und Sitzgruppen liegen. Zum Frühstück werden Marmeladen, Joghurt, Crepes, bretonische Kuchen, Obstsalate, Kompott und die allerherrlichsten kleinen Viennoiserien angeboten. – alles hausgemacht. Dazu Eier und Butter von der Insel, etwas Wurst und Fisch und ein frisch gepresster Orangensaft, wirklich frisch gepresst, und nicht mit Orangensaft auf der Flasche verlängert. Zum Hotel gehört ein Restaurant mit sehr guter Küche.
Und was tut man so den lieben langen Tag auf Belle-Ile? Hier zehn Dinge, die ich sehr empfehle:
1. Die Armbanduhr abnehmen und sich Zeit lassen, um anzukommen.
2. Das Wetter ignorieren. Am Atlantik ist es nun mal windig und rau. Entsprechende Kleidung mitbringen.
3. Entlang der Küste durch die grandiose Landschaft wandern. Rund um die Insel führt ein Wanderweg von 102 Kilometern Länge immer direkt am Wasser entlang. Die Felsen an der Atlantikseite ragen bis zu 55 Meter aus dem Wasser. Bei Sturm peitschen Wasserböen gegen die Felsen, bei sonnigem Wetter faszinieren die türkisen, grünen, blauen Farbspiele.
4. Fahrrad fahren. Die Wege sind gut markiert, doch für Gelegenheitsradler nicht ganz ohne. Die Steigungen sind beachtlich. Man radelt durch hübsche kleine Orte vorbei an Feldern, auf denen hellbraune Kühe und Lämmer grasen und entdeckt Blumengärten, Hortensienhecken, Mohnfelder, Fischerhäuser, die man im Auto vielleicht übersehen würde.
5. Am Hafen in Le Palais sitzen und das Treiben beobachten. Vielleicht bei einem Glas Cidre und einer Crepe Caramel au Beurre Salé.
6. An der Steilküste mit Baguette, Käse, Wein und Obst ein Picknick machen. Möglichst am Abend, wenn die untergehende Sonne den Himmel in ein magisches Licht taucht.
7. In Le Palais in der kuriosen Buchhandlung Liber & Co stöbern und danach im verwunschenen Garten einen Café au Lait genießen.
8. Die Fischkonservenfabrik La Belle-Iloise mit ihrem Fabrikverkauf besuchen. Das Familienunternehmen stellt bunte Fischkonserven in allen Farben und Geschmacksvariationen in Handarbeit her. Direkt daneben liegt die Biscuiterie La Bien Nommée mit ihren keksigen Inselspezialitäten. Und gleich um die Ecke haben junge Leute die Glasbläserei Fluid eröffnet. Aber Vorsicht: Man möchte ALLES kaufen.
9. Bei Sarah Bernhardt vorbeischauen. Die bekannte französische Schauspielerin erwarb an einer der schönsten Stellen der Insel eine alte militärische Festung und nutzte sie 30 Jahre lang für die Sommerfrische. Heute befindet sich hier ein kleines Museum, das ihrem Leben gewidmet ist.
10. Wiederkommen. Spätestens im nächsten Sommer. Zumindest ist das mein Plan/meine Hoffnung.
Belle-Ile war die erste Station meiner Sommerferien. Von dort ging es weiter in den Südwesten an die Pyrenäen. Zum Schluss war ich in einer der wohl schönsten Gegenden Frankreichs, im Périgord. Alle drei Regionen haben einen ländlichen Charakter. Sie haben sich als Urlaubsziele während der Pandemie bewährt. Mehr dazu nächste Woche.
Vielleicht sind Sie ja auf den Geschmack gekommen und möchten noch etwas am Atlantik verweilen? Hier gehts zu Cerstins Empfehlungen für San Sebastian.