Unsere Kleidung spiegelt häufig unseren Gemütszustand wieder. Fühlen wir uns unsicher, kuscheln wir uns gerne in weite Hosen und flauschige Strickjacken ein. Wenn es uns richtig gut geht, greifen wir zu körperbetonter Kleidung in auffälligen Farben. Zum Beispiel zu Ultraviolett. Diese schöne Farbe wurde vom Farbinstitut Pantone zur Trendfarbe des Jahres 2018 gekürt.
Vermutlich ruft keine Farbe auf der gesamten Farbskala so viele Assoziationen hervor. Am Tag ihrer Wahlniederlage trat Hillary Clinton in einer violetten Bluse vor die Presse, ihr Mann trug eine Krawatte im gleichen Ton. Ihre Botschaft lautete: Wir lassen uns nicht unterkriegen. In Alice Walker Roman „Die Farbe Lila“ wird die Farbe zum Symbol des Befreiungskampfes afroamerikanischer Frauen. Im 19. Jahrhundert wurde die Farbe für die Frauenbewegung neu entdeckt. Lila als Mischung zwischen dem weiblichen Rosa und dem männlichen Blau gilt als Symbol für Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Schon die Plakate der ersten internationalen Frauentage wurden in Lila gehalten. Diejenigen meiner Mitstudentinnen, die sich als besonders emanzipiert darstellen wollten, färbten damit ihre Latzhosen ein. Die Schwulenbewegung benutzte das Symbol der „Purple Hand“, um für mehr Rechte zu kämpfen. Priester in der katholischen Kirche nehmen die Beichte in einer violetten Stola ab. Jimi Hendrix besang im Drogenrausch den lila Dunst „“Purple Haze“, während Prince mit „Purple Rain“ in Gedanken an seinen zur Gewalt neigenden Vater einen blauen Himmel assoziierte, der mit Blut gefüllt war und dementsprechend lila Tränen vergoss.
Frauenbewegung, katholische Kirche, Schwulenbewegung oder mystisch vernebelte Songs – Ultraviolett ist immer eine Aussage. Es ist frech, es ist cool, es ist unangepasst und selbstbewusst. In meiner Kindheit hieß die Farbe übrigens noch Lila und wurde als „letzter Versuch“ verspottet. Höchste Zeit für eine Neubesinnung. Und bloß keine falsche Zurückhaltung . Wer sagt denn, dass man im Alter farblos aussehen muss?