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Mein Leben mit grauen Haaren. Ein Selbstversuch (2)

P1110870Andere Frauen in meinem Alter haben Angst, dass ihnen die Gesichtsnähte platzen und ich beschließe freiwillig, mit dem Haarefärben aufzuhören. Seit Tagen versuche ich nun schon, über mein Leben mit grauen Haaren zu schreiben, aber das ist nicht so leicht. Das Einüben neuer Schminktechniken, um vom Grau des Haaransatzes ab- und auf die Gesichtsregion umzulenken, erfordert so viel Zeit, dass ich kaum noch dazu komme, mich an den Laptop zu setzen. Was meinen Sie denn, wie lange es dauert, bis einem der Schwalbenschwanz-Lidstrich gelingt? Jedenfalls wenn man wie ich bisher zum Schminkproletariat gehört und höchstens mal mit einem Lippenstift dilettiert hat.

Dies sei den Nicht-Initiierten gesagt: Man kann Haare nicht einfach grau färben. Man kann sie braun, schwarz, blond und meinetwegen grün färben, aber nicht grau. Wer seine Haare viele Jahre koloriert hat und damit Schluss machen möchte, muss das Grau aus den Haaren herauswachsen lassen. Zentimeter für Zentimeter. Meine Haare sind 25 Zentimeter lang. Bis sie vollständig entfärbt sind, könnte es noch 18 Monate dauern, 18 Monate, die Sie nicht als Einsiedlerin in einer Höhle verbringen wollen. Damit Sie in dieser Zeit nicht daherkommen wie eine Frau, der alles egal geworden ist und die sich demnächst einen Dutt zwirbelt, müssen Sie ihre Haare alle vier Wochen strähnen und schneiden lassen. Auf dem Weg zum Friseur starren Sie allen Damen ungeniert auf den Haarschopf. Das liegt an Ihrer momentanen Haarfixierung. Natürlich sehen Sie keine einzige Frau mit grauen Haaren, eine melierte wie Sie selbst schon gar nicht. Im Friseursalon sind jetzt Geduld, eine dicke Geldbörse und eine Portion Ignoranz gefragt. Welche chemischen Keulen meine Friseuse derzeit auf meine Haare aufträgt, will ich lieber gar nicht wissen. Saß ich früher 45 Minuten mit der Koloration unter der Trockenhaube, dauert es jetzt fast zwei Stunden. 1. Gang: Entfärbung. 2. Gang: Die feinen, blonden Übergangs-Strähnen werden mit dem Kamm aufgetragen, auf eine Art Butterbrotpapier gebettet, wo sie einwirken sollen. Waschen, Schneiden, Fönen folgen. Das bedeutet, Sie kommen als Erste in den Salon und sitzen immer noch im Friseurstuhl, wenn alle anderen schon mit ihren Shoppingtüten durch die Stadt ziehen. Dafür hatten Sie aber Zeit, den ganzen Lesezirkel samt Kreuzworträtseln durchzuarbeiten. Was Sie davon abhalten mag, beim Anblick Ihres entfärbten und damit farblosen Spiegelbildes in Zweifel darüber zu geraten, ob Sie diesen Kampf um den Mut zum Grau und der Abkehr von manipulativer Werbung und aufoktroyierten Schönheitsidealen wirklich bis zum Ende durchhalten werden.

Und anschließend? Frisch gesträhnt, blondiert und in der Annahme, niemand sähe, was gerade auf meinem Kopf passiert, gehe ich noch schnell zu Karstadt rein, um Lebensmittel zu kaufen. In der Fischabteilung starrt mir die Verkäuferin unverhohlen auf den Scheitel. „Ach!“, fragt sie. „Sie lassen sich das Grau rauswachsen?“ Pause. „Ich wollte, ich würde mich das auch trauen.“ Die Gute, fast hätte ich ihr den Fisch um die Ohren gehauen.

Und so begann der Selbstversuch:
Mein Leben mit grauen Haaren: Der Selbstversuch (1)“>Mein Leben mit grauen Haaren: Der Selbstversuch (1)

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7 Kommentare

  1. 16/11/2018 / 13:16

    Danke für Tipps! Nicht jeder mag sein Grau im Alter. Meine Tante wünscht sich ihre Jugend zurückzukehren lässt sich deswegen ihre Strähnen färben https://www.stylingloungeandmore.at/team Dank den fachlichen Händen wird das Grau nicht zu sehen, dazu auch langfristig! Ich freue mich für sie! Vielleicht haben wir einfach keine Zeit für eigene Pflege in unserer Jugend:)

  2. Ursel
    Autor
    21/11/2018 / 13:47

    Danke für Ihr Feedback und schöne Grüße!

  3. Sabine
    22/12/2018 / 04:05

    Ich bin 39 und habe seit Jahren graue Strähnen. Ich liebe diese Strähnen und habe nun rechtzeitig mit dem Färben der restlichen Haare aufgehört um genau diesen Übergang zu vermeiden. Sollten dann alle mal grau sein kann ich mich ja immer noch fürs Färben entscheiden. Doch ich glaube nicht. Bezüglich des Make ups bin ich gerade jedoch auch ein wenig am experimentieren, denn es braucht deutlich mutigere Farben um dem Gesicht den nötigen Ausdruck zu verleihen. Viel Durchhaltevermögen wünsche ich Ihnen und ich bin mir sicher es wird toll ausschauen!

  4. 16/01/2019 / 11:59

    Schon mit 16 hatte ich die ersten grauen Haare. Mittlerweile sind sie weiß mit ein bißchen Grau auf dem Hinterkopf und feiner denn je. Bis Ende letzten Jahres habe ich immer gefärbt, was meinen Haaren nicht gut tat. Zusätzlich sah der Ansatz immer aus, als hätte ich dort keine Haare. Dann habe ich mich getraut und zwar rigoros. Ich habe meine (kurzen) Haare bis auf einen Zentimeter abrasieren lassen und mir für den Übergang eine Perücke gekauft. Allerdings habe ich die kaum getragen. Es war ja Winter und ich trug halt Mützen. Färben kann ich ja immer noch, war mein Gedanke. Ehrlich gesagt war das meine beste Entscheidung seit Jahren. Ich trage das Haar jetzt fransig und sehr kurz und sehe lustigerweise, wie mir fast jeder bestätigt, jünger aus als vorher. Die Haarfarbe paßt gut zu meinem Hautton, der sich mit zunehmendem Alter, ich bin 64, auch verändert hat. Manchmal wird Mut also auch belohnt. Bilder gibts auf meinem Blog.

  5. Ursel
    Autor
    17/01/2019 / 10:38

    Liebe Karin,
    danke, dass Du hier mit uns teilst, wie Du hinbekommen hast, Deine Haare nicht mehr zu färben. Ich finde, dass ist ein ganz wertvoller Tipp. Deine kurzen, weissen Haare stehen Dir sehr gut, finde ich. Total flott! Vielleicht kriege ich ja auch noch mal den Dreh. Herzliche Grüsse und viel Freude weiterhin mit Deinem schönen Blog, Ursel

  6. Jelena Nitschke
    13/03/2020 / 16:51

    Hallo Ursel,

    ich heiße Jelena. Ich war 1991 auf dem Helmholtz Gymnasium in Bielefeld. Kennst du mich noch?
    Das wäre ja was.
    Lieben Gruß Jelena

  7. Ursel
    Autor
    13/03/2020 / 17:07

    Na klar doch, liebe Jelena.

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