Meine grauen Haare wachsen munter seit 18 Monaten, und noch immer ist die Entfärbung nicht ganz abgeschlossen. Zeit für eine Zwischenbilanz:
- Es gibt Dinge, die kann man nicht vorhersehen. Etwa wie man aussehen wird, wenn man aufhört, seine Haare zu färben. In jedem Fall ist es ein Prozess, der Mut erfordert. Da gibt es gar nichts zu beschönigen. Was mir dabei geholfen hat, diesen Weg zu gehen, sind die Pandemie und eine gewisse Nonchalance gegenüber meinem Äußeren. Ich neige nicht dazu, mein Aussehen besonders ernst zu nehmen oder mich im Spiegel anzusehen, was im Fall einer Haarentfärbung und vielleicht generell im Leben ein großes Glück ist.
- Die wenigen Gelegenheiten, bei denen ich bei persönlichen Begegnungen außerhalb meines engeren Kreises möglichst präsentabel aussehen musste, waren allerdings ein Angang, insbesondere wenn ein Fotograf anwesend war und ich hinterher auf Fotos mit meinem Zebra-Look konfrontiert wurde. Accessoires wie ausgefallene Haarreifen oder Tücher halfen ein wenig.
- Da ich nicht auf meine schulterlangen Haare verzichten wollte, lasse ich langsam die Farbe herauswachsen. In den ersten 12 Monaten bin ich jedes Vierteljahr zum Friseur gegangen und habe die Spitzen nachschneiden lassen. Strähnchen waren nicht nötig, da sich sehr schnell herausstellte, dass meine natürliche Haarfarbe inzwischen quasi von Natur aus gesträhnt ist. Von Schwarz über Braun bis hin zu Silbrig und Weiß ist alles vorhanden. Denn wir werden nicht gleichmäßig grau. Die Haare im Konturenbereich an den Schläfen verlieren meist als erstes ihre Farbe, die Haare im Nacken verblassen als letzte.
- Beim Entfärbungsprozess wurde ich von ein paar sehr erfreulichen Dingen überrascht – zum Beispiel davon, wie viel authentischer und weicher man insbesondere als ältere, ehemals dunkelhaare Frau aussieht.
- Gegen das „Ich bin ein bisschen blass“-Gefühl empfahl mir Christine, meine Haarfee, Augenbrauen, Wimpern und Lippen zu betonen. Sich in Zeiten der Pandemie in einer Parfümerie quer durch die Lippenstiftfarben zu probieren, hätte ich schwierig gefunden. Zum Glück fand Steffie, unsere Blog-Visagistin, für mich bei MAC das passende Set mit 6 verschiedenen Rottönen.
- Die Resonanz auf meine Haarentfärbung war am Anfang gemischt, aber es überwogen die unterstützenden Stimmen gegenüber den kritischen., die darauf hinwiesen, dass Grau älter macht. Das muss man aushalten können. Es hilft, wenn man sich sicher ist, dass man diesen Schritt wirklich gehen möchte. Für mich war Grau nicht nur eine Farbe, sondern Ausdruck einer Haltung. Grau werden als Zeichen einer inneren Freiheit, die mit dem Alter kommt. Das stößt nicht immer auf Gegenliebe. Ein bisschen Angst hatte ich, weil wir uns als Autorinnen eines Blogs auch auf Instagram präsentieren, wo viele Menschen uns folgen. Zum Glück gab es keine hämischen Kommentare. Und wenn, wäre ich innerlich darauf vorbereitet gewesen und hätte es hoffentlich ausgehalten.
- Dass die natürliche Haarfarbe älter macht, mag stimmen, aber dass man als Frau dadurch an Attraktivität einbüßt, erfahre ich nicht. Viele Frauen sagen mir, dass sie in mir ein Vorbild für ihre eigene zukünftige Verwandlung sehen. Und Männer? Die, die in meinem Leben eine Rolle spielen, mögen es, weil sie mutige Frauen bewundern und auf Natürlichkeit stehen.
WOW Klasse gemacht. Siehst auch wirklich gut aus. Macht Mut.
Vor ca. 2 Jahren hat mir mein Friseur sehr genau erklärt wie das so ist mit dem grau und was es für grau gibt auf Grund der natürlichen Haarfarbe.
Ja ich bin etwas grau und mache Farbe drauf.
Meine Oma war grau und meine Mutter schon mit 40. Eine Cousine meines Mannes schon mit 20. Nu ja ich habs ne Weile ausgehalten, dann war ich sowas von fix Farbe kaufen…
Und jetzt ja mach ich immer wieder Farbe drauf. Im Moment selber da das ja mit den Friseurtermienen die letzten Monate so eine Sache war.
LG
Ursula
Vielen lieben Dank für diese Texte. Ich bin eine jung ergraute Frau und färbe seit einem Jahr nicht mehr. Zwischendurch habe ich Krisen, aber halte tapfer durch. Dieses Jahr werde ich 40 und werde wohl öfters älter geschätzt. Auch das muss ich aushalten. Deine Tipps helfen mir sehr. Danke!
Autor
Liebe Ursula, danke, dass Du Deine Haargeschichte mit uns teilt. Wie Du ja vielleicht weisst, ist das mein 2. Versuch der Entfärbung. Beim 1. Mal habe ich abgebrochen, weil meine damalige Haarfarbe ein langweiliges Mausgrau war. Dieses Mal bin ich einige Jährchen älter und die Naturfarbe ist eher Weiss als Grau, was schöne Effekte erzeugt. Vielleicht wartest Du einfach noch ein bisschen.
Autor
Diese Krisen hat bestimmt jede Frau die den kalten Entzg macht. Es ist ja auch wirklich ein hammerharter Prozess. Ich möchte Dich gerne ermutigen durchzuhalten, denn ich glaube, dass der Lohn gross sein wird. Die natürliche Haarfarbe passt einfach besser zum Teint passt. Herzliche Grüsse!
Ich verfolge die Versilberung von Anfang an und schaue gern zu, wie es vorangeht. Ich finde diese strahlende Haarfarbe wunderbar.
Der Strahlenkranz der Sommerelfe, hätte Brentano vielleicht geschrieben. Oder ich.
Autor
Dankeschön für die Unterstützung und das poetische Feedback, liebe Katja.
Meine liebe Ursel,
Wie süß von dir, mich bzw. meinen Tipp zu erwähnen! Beim ersten Anschauen des Fotos von dir habe ich wieder einmal gedacht: Wie perfekt ihr die Farbe Rot steht!!!
Und hier noch meine beiden ultimativen roten (Naturkosmetik-) Lippenstiftlieblinge für dich:
Flame (knallig Orangerot) und Grenadine (das perfekte Rot) von Ilia!
Eure Blog Visagistin
Steffie
Wer Grau als Haarfarbe wählt, sich dazu entscheidet, altert nicht mehr.
Einmal grau mit 40, für immer vierzig. Das gilt auch für 70 und mehr. Aushalten, guter Friseur und zum Gesicht, zur Person pasender Schnitt
Autor
Steffie!!! Wie schön, von Dir zu hören. Viel zu lange haben wir uns nicht gesehen. Ich bin wirklich sehr glücklich mit Deiner Lippenrot-Auswahl und danke Dir für die zusätzlichen Tipps. Hab einen schönen Sommer – in Südtirol, Driburg, wo auch immer. Ganz herzliche Grüße!
Autor
Das bezweifle ich, denn Altern ist ein biologischer Prozess. Man hört mit 40 nicht auf zu altern, nur weil man seine natürliche Haarfarbe trägt. Auch mit fast 70 nicht. Ich kann ein Lied davon singen.
Ich finde den Artikel sehr interessant und inspirierend. Es ist bemerkenswert, wie die Autorin die Herausforderungen meistert, die mit dem Entfärben der Haare verbunden sind, und wie sie sich dabei von der Nonchalance ihres Äußeren und der Pandemie unterstützen lässt. Dies erinnert mich an meinen Bruder, der sich vor einigen Jahren dazu entschlossen hat, seine langen Haare abzuschneiden und zu spenden. Er war nervös, wie er mit der neuen Frisur aussehen würde, aber er wollte etwas Gutes tun und anderen helfen. Es war eine mutige Entscheidung, aber er hat sich sehr wohl dabei gefühlt und es war erstaunlich zu sehen, wie er sich dadurch verändert hat. In jedem Fall denke ich, dass es wichtig ist, sich treu zu bleiben und zu tun, was einem persönlich am besten entspricht, und nicht darauf zu achten, was andere über einen denken oder sagen könnten.
Autor
Danke für Ihre Rückmeldung, lieber Herr Finsterbusch.
Früher habe ich mir auch die Haare gefärbt. Das war aber eher ein Ausdruck meiner rebellischen Jugend. Jetzt mag ich meine natürliche Haarfarbe und bin froh, dass ich so schöne blonde Haare habe. Wenn meine Haare grau werden, dann lasse ich sie grau werden, ich habe damit kein Problem.
Ich finde die grauen Haare stehen Ihnen super. Dazu das wunderschöne Kleid mit dem Jäckchen. Gefällt mir außerordentlich gut.
Autor
Das freut mich aber sehr! Vielen Dank für das schöne Kompliment und herzliche Grüße!