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Warum Sie jetzt Tina Turners Autobiografie lesen sollten

Tina Turner My Love StoryMit der Autobiografie „My Love Story“ verabschiedete sich Tina Turner 2018 von ihren Fans. Mit 78 und schwerkrank schrieb sie dieses ungewöhnliche Buch, das nicht nur für Fans interessant ist. Nun starb die Sängerin mit 83 Jahren. Höchste Zeit, ihren Rückblick auf ihr Leben zu lesen, denn das Buch ist die inspirierende Geschichte der Selbstermächtigung einer großen Künstlerin.

Weltweit trauern Fans um Tina Turner, die nach langer Krankheit im Alter von 83 Jahren in ihrem Zuhause im Küsnacht am Zürichsee verstorben ist. Aus dem Rampenlicht hatte sich die Sängerin bereits mit 70 zurückgezogen. Ihre Autobiografie beschreibt ihr bewegtes Leben und ihre fast 50 Jahre andauernde, weltweit erfolgreiche Bühnenkarriere. Es illustriert die Meilensteine, die sie erreichte und zeigt auf, wie sie zur Ikone wurde, aber thematisiert auch die Traumata, unter denen sie litt und die sie überwand.

In ihrem Lebensrückblick begegnen wir einer Frau, deren beste Zeiten eindeutig in ihrer zweiten Lebenshälfte liegen – beruflich und privat. In zwölf Kapiteln, die nach Songs von ihr benannt sind, erzählt Tina Turner von ihrem wechselvollen Leben. Bevor sie sich der düsteren Hälfte ihres Lebens zuwendet, erzählt sie von der Hochzeit mit ihrem jetzigen Ehemann Erwin Bach. Der Beginn des Buches mit der Überschrift „The Best“ erscheint fast kitschig. Wir sind dabei, wenn er ihr den Antrag macht auf der Jacht in der Ägäis. Wir sind dabei auf der Hochzeitsfeier, auf dem gemeinsamen Schloss in der Schweiz. Ein Stoff wie aus einem Hochglanzmagazin. Fotos inklusive.

So kitschig der Einstieg sein mag, Tina Turners Lebensgeschichte ist vor allem die Geschichte einer Überlebenden. Wenige Seiten nach der Traumhochzeit kommt der harte Schnitt. Tina Turner erzählt von der Gegenwart, die geprägt ist von Arztterminen, schwersten gesundheitlichen Komplikationen und dem Verlust ihres Sohnes Craig, der sich das Leben nahm.

Ein Leben voller Missbrauch

Mir war vor der Lektüre des Buches nicht bewusst, wie viel Gewalt sie erleben musste. „Ich hatte ein Leben voller Missbrauch Es gibt keinen anderen Weg, die Geschichte zu erzählen.“ schreibt sie. Turner, die am 26. November 1939 als Anna Mae Bullock zur Welt kam, wuchs in bescheidenen Verhältnissen im kleinen Ort Nutbush im US-Bundesstaat Tennessee auf. Sie wurde erst von der Mutter, dann vom Vater verlassen und bei einer lieblosen Großmutter untergebracht.

Ihr Leben lang habe sie sich Liebe gewünscht, schreibt sie. Ihre Mutter interessierte sich später, als Tina bereits ein Star war, nur für ihr Geld und ihren Erfolg. „Ich habe alles Mögliche für sie getan, habe ihr alles gegeben, so als würde sie mich lieben. Aber sie mochte mich trotzdem nicht.“

„Als ich ging, schaute ich nicht zurück.“

Die erste Hälfte des Buches ist Turners Geschichte als Überlebende häuslicher Gewalt gewidmet. Über Jahre wurde sie von ihrem ersten Mann Ike Turner missbraucht. „Ich habe folter erlebt.“ so ihre Worte. „Ich lebte 18 Jahre lang mit einem Mann zusammen und wusste genau, dass ich nie glücklich mit ihm sein würde. Aber ich dachte, ich müsse bei ihm bleiben. Ich existierte damals nicht. aber ich überlebte, und als ich ging, schaute ich nicht zurück.“

Als Ike Turner zum ersten Mal handgreiflich wird, ist sie schwanger mit dem gemeinsamen Sohn Ronnie. Er schlägt sie mit einem Schuhspanner und vergewaltigt sie anschließend. Danach zwingt er sie zurück auf die Bühne und behauptet, sie habe ihn dazu gebracht, sie zu schlagen. Turners Weggefährtinnen bezeugen, dass der Musiker von einem Moment auf den anderen ausflippte. Für ihn war Tina Turner eine Goldgrube, die er ausnutzte. Wenn die Hits nicht erfolgreich waren und der Geldfluss stockte, hatte sie besonders zu leiden.

Kraft im Buddhismus

Nach einem Suizidversuch 1968 findet sie schließlich Kraft im Buddhismus. Die Spiritualität ist ihr Ausweg aus dem Albtraum, den sie und ihre vier Kinder mitmachen. „Ich wurde selbstbewusster, hatte weniger Angst vor ihm.“ so die Sängerin. Nachdem er sie erneut verprügelt, als das Paar im Auto auf dem Weg in ein Hotel ist, schafft sie es zu flüchten. Bei der Scheidung überlässt sie ihm alles außer ihrem Künstlernamen.

Erste farbige Rock `n`Roll-Sängerin

Sie muss von vorne anfangen, ihr Image neu definieren, sich als Solokünstlerin etablieren. Kein einfacher Weg, aber Turner hat ein Ziel. „Mein Traum war es, die erste schwarze Rock ´n`Roll-Sängerin zu sein, die Stadien füllt, wie es die Rolling Stones tun.“ Sie erfindet sich als Solosängerin neu, nimmt die Zügel ihrer Karriere in die Hand und wird ihr eigener Boss. Mit ihrem ersten Soloalbum „Private Dancer“ gelingt ihr der Durchbruch. Die Platte verkauft sich über 20 Millionen mal.

Trotz ihrer Popularität und ihres Erfolgs verfolgt sie die Zeit mit Ike Turner wie ein böser Schatten. In Interviews wird sie immer wieder nach ihm gefragt, erlebt die Szenen aus der Vergangenheit immer wieder neu und kommt zu dem erschütternden Fazit: „Ich hatte kein gutes Leben.“

Abschied von den Fans

Berührend ist die Liebesgeschichte mit Erwin Bach, den Tina Turner 2013 in der gemeinsamen Villa am Zürichsee heiratete und mit dem sie ihr Glück fand. Kennengelernt hatte sie ihn 1985 in Köln. Er war 30, sie 47 Jahre alt, als der Musikmanager sie vom Flughafen abholte. Es sei auf beiden Seiten Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagt die Sängerin. Mit ihm habe sie augenblicklich eine Verbindung gespürt.

Drei Monate nach ihrer Hochzeit erlitt Tina Turner einen Schlaganfall, kurz danach wurde sie Dialysepatientin, unterzog sich einer Darmkrebsbehandlung und erhielt nach deren Beendigung eine Spenderniere von Erwin Bach. Bach stützte sie, als Turner 2019 in New York die Premiere des Broadway-Musicals über ihr Leben besuchte. Mit diesem Auftritt in der Öffentlichkeit habe sie sich von ihren Fans verabschieden wollen, schreibt sie.

Tina Turners Vermächtnis

Die Sängerin leistete einen wichtigen Beitrag für Opfer häuslicher Gewalt, indem sie das, was sie erlitten hatte, öffentlich machte und sich von ihrem Missbrauch nicht definieren oder beschränken ließ. Ihre Lebensgeschichte ist eine Überlebensgeschichte. Damit macht sie anderen Betroffenen Mut und wird zu einem Beispiel dafür, dass man in schwierigen Situationen befreien, über sich hinauswachsen und selbst bestimmt leben kann. Ihre Autobiografie erzählt von Emanzipation und Resilienz. Ein eindrückliches Buch, das ihr Leben, ihre Karriere und ihre Stärke feiert.

Die 15 besten Zitate der Sängerin finden Sie hier: https://stylerebelles.com/tina-turner-die-simply-15-besten-zitate/

Ein Vorbild weiblicher Resilienz waren auch Künstlerinnen wie Josephine Baker und Frida Kahlo. Diese und andere faszinierende Frauen lernen Sie in meinem Buch „Unangepasst. Künstlerinnen und ihre Kleider.“ kennen. Sie können es bei der Buchhändlerin Ihres Vertrauens kaufen oder hier.

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2 Kommentare

  1. Marion Goes
    09/06/2023 / 08:20

    Danke Ursel, jetzt habe ich auch endlich mal etwas mehr als die “ Glimmerkommentare “ über Tina Turner erfahren.
    Danke dir !
    Deine Marion

  2. Ursel
    Autor
    12/06/2023 / 16:32

    Liebe Marion, danke für Deine schöne Rückmeldung. Ich hoffe, es geht Dir gut und schicke Dir ganz herzliche Grüße.

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